Der Kunstmarkt 1922
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beteiligt hat. Der Kunsthandel des Auslandes suchte
sich freilich „einzudecken“, denn die Konjunktur war
infolge des erneuten Marksturzes günstiger geworden.
Der Dollar kletterte im Laufe des Mai bis 271 hinauf,
für das englische Pfund bekam man I2o3, für den
holländischen Gulden io5i Papiermark. Trotzdem sind
die Preise, die da und dort erzielt werden konnten,
recht achtbar zu nennen, und die Resultate der bei
G. G. Boerner in Leipzig veranstalteten Auktion der
Wiener Sammlung Dr. Julius Hofmann und der Du¬
bletten des Budapester Kupferstichkabinetts bildeten für
die Sammler- und Händlerwelt zweifellos auch wichtige
Wertmesser.
„So mancher Sammler ist“, so schreibt Elfried Bock1),
„durch seine Liebhaberei zum Forscher geworden. Auch
Hofmann, dessen Name durch seinen Goya-Katalog weit¬
bekannt geworden ist, hat sich mit den intimsten Fragen
der graphischen Kunstwissenschaft geplagt. Wenige Tage vor seinem Tode schrieb er
mir acht Seiten über die Etats eines einzigen Landschaftsstiches nach Rubens. Doch haben
diese Interessen seine nur auf Schönheit und Vielseitigkeit bedachte Art zu sammeln, kaum
berührt.“ Das Goya-Werk Julius Hofmanns ist übrigens bei Boerner nicht mit ausgeboten
worden. Dafür kamen, wie erwähnt, wertvolle Dubletten des Kabinetts in Budapest, in
erster Linie Blätter von Dürer und Rembrandt, zum Verkauf. Aber bei dieser Auktion
ging der Kampf zunächst um die primitiven Holzschnitte. Nr. 3o, Abb. 49: Unbekannt, vor
14oo. Kreuztragung (Einblattdrucke der Hofbibliothek, I, Taf. 47) stieg auf 920000 Mark,
Nr. 3i: Unbekannt, 2. Hälfte i5. Jahrhundert, die beiden Heiligen Rochus, auf 420000
Mark, Nr. 32: Unbekannt, 15. Jahrhundert, Schrotblatt (Haberditzl, Hofbibliothek,
Taf. XXII) auf 35oooo Mark.
Von den übrigen Ergebnissen der Auktion Hofmann (9.—13. Mai) sind zu nennen:
Kat.-Nr. 54 Bal düng, Madonna mit vielen Engeln, Pass. III., 322, 66 . 52 000 Mark
„ 55 „ Der Stallknecht, P. 76.36ooo „
„ 76 B. Beham, Madonna am Fenster, P. 9.51000 „
„ 79 „ Karl V., Pauli 90, III.4^ooo „
„ 216 Burgkmair, Probedruck a. d. Weißkunig, B. 80 . . . . 4OOO° »
„ 220 Buytewech, Liebespaar, v. d. K. 10.3oooo „
„ 228 D. Gampagnola, Hirt und Krieger, B. XIII, 382, 8 . 42OO° »
„ 229 „ Landschaft, P V. 171,24.io5ooo „
Abb. 53. Pesne, Katharina Elisabeth v.
Chwalkowski Bei R. Lepke, Berlin
Auktionspreis Frühjahr 1922: 91 100 Mark
*) Siehe: „Der Kunstwanderer“, 2. Maiheft 1922.
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beteiligt hat. Der Kunsthandel des Auslandes suchte
sich freilich „einzudecken“, denn die Konjunktur war
infolge des erneuten Marksturzes günstiger geworden.
Der Dollar kletterte im Laufe des Mai bis 271 hinauf,
für das englische Pfund bekam man I2o3, für den
holländischen Gulden io5i Papiermark. Trotzdem sind
die Preise, die da und dort erzielt werden konnten,
recht achtbar zu nennen, und die Resultate der bei
G. G. Boerner in Leipzig veranstalteten Auktion der
Wiener Sammlung Dr. Julius Hofmann und der Du¬
bletten des Budapester Kupferstichkabinetts bildeten für
die Sammler- und Händlerwelt zweifellos auch wichtige
Wertmesser.
„So mancher Sammler ist“, so schreibt Elfried Bock1),
„durch seine Liebhaberei zum Forscher geworden. Auch
Hofmann, dessen Name durch seinen Goya-Katalog weit¬
bekannt geworden ist, hat sich mit den intimsten Fragen
der graphischen Kunstwissenschaft geplagt. Wenige Tage vor seinem Tode schrieb er
mir acht Seiten über die Etats eines einzigen Landschaftsstiches nach Rubens. Doch haben
diese Interessen seine nur auf Schönheit und Vielseitigkeit bedachte Art zu sammeln, kaum
berührt.“ Das Goya-Werk Julius Hofmanns ist übrigens bei Boerner nicht mit ausgeboten
worden. Dafür kamen, wie erwähnt, wertvolle Dubletten des Kabinetts in Budapest, in
erster Linie Blätter von Dürer und Rembrandt, zum Verkauf. Aber bei dieser Auktion
ging der Kampf zunächst um die primitiven Holzschnitte. Nr. 3o, Abb. 49: Unbekannt, vor
14oo. Kreuztragung (Einblattdrucke der Hofbibliothek, I, Taf. 47) stieg auf 920000 Mark,
Nr. 3i: Unbekannt, 2. Hälfte i5. Jahrhundert, die beiden Heiligen Rochus, auf 420000
Mark, Nr. 32: Unbekannt, 15. Jahrhundert, Schrotblatt (Haberditzl, Hofbibliothek,
Taf. XXII) auf 35oooo Mark.
Von den übrigen Ergebnissen der Auktion Hofmann (9.—13. Mai) sind zu nennen:
Kat.-Nr. 54 Bal düng, Madonna mit vielen Engeln, Pass. III., 322, 66 . 52 000 Mark
„ 55 „ Der Stallknecht, P. 76.36ooo „
„ 76 B. Beham, Madonna am Fenster, P. 9.51000 „
„ 79 „ Karl V., Pauli 90, III.4^ooo „
„ 216 Burgkmair, Probedruck a. d. Weißkunig, B. 80 . . . . 4OOO° »
„ 220 Buytewech, Liebespaar, v. d. K. 10.3oooo „
„ 228 D. Gampagnola, Hirt und Krieger, B. XIII, 382, 8 . 42OO° »
„ 229 „ Landschaft, P V. 171,24.io5ooo „
Abb. 53. Pesne, Katharina Elisabeth v.
Chwalkowski Bei R. Lepke, Berlin
Auktionspreis Frühjahr 1922: 91 100 Mark
*) Siehe: „Der Kunstwanderer“, 2. Maiheft 1922.