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1i6

Adolph Donath

im November, da der Dollar auf über 7000 und bis y63o in die
Höhe ging, wieder einzukaufen suchte, stimmte die Rechnung
nicht. Die „Ware“ war unterdessen, ob es sich nun um gute
oder um „Mittelware“ handelte, so teuer geworden, daß man
für größere Summen viel weniger an ähnlichen Stücken herein-
bekam als man zu geringeren Preisen losgeschlagen hatte.
Nur in den öffentlichen Auktionen wie bei Lepke, Hollstein
& Puppel, Henrici und Perl in Berlin, bei Bangel in Frank-
furt, Helbing in München, Lempertz in Köln wurden, nach
meinen statistischen Aufzeichnungen, oft erheblich höhere
Preise erreicht als im freien Handel, da bei solchen Versteige-
rungen die stärkere Nachfrage naturgemäß den Ausschlag gibt.
Übrigens haben bei Henrici, der neben einer Serie von Por-
träts (Anton Graff, Kohlezeichnung, 61 000 Mark, Beethoven-
Bildnis eines unbekannten Malers, iaiooo Mark, Schiller-
Porträt von Ludovika v. Simanowitz [1761 — 1827], vielleicht die
erste Fassung des bekannten Bildes, 122000 Mark] Goethe-, Schiller- und Beethoven-
Handschriften usw. brachte, die Autographen von Goethe den Preis von 100000 Mark
überschritten, indem ein Sechszeiler für 176000 Mark, allerdings Papiermark — denn
Goethe ist ein Goldwert — verkauft worden ist. Und für i3 Zeilen von Schiller zahlte
man 77000 Mark, für zwei Seiten Beethoven („Kleinigkeiten“ 1821), 101000 Mark. Bei
Hollstein & Puppel, Berlin, wieder ging alte Graphik zu anständigen Preisen fort, dar-
unter Rembrandts „Faust“ im II. Zustand (s. Abb. 1 zu Friedländers Aufsatz), für 1 Million
Mark — was aber nicht zu hoch war, da der im Mai bei Amsler & Ruthardt erzielte
Preis von 200000 Mark bei dem niedrigeren Dollarstand wohl einen stärkeren inneren
Wert hatte—und auch Bangel, Frankfurt, verzeichnete im Oktober bei der Versteigerung
der Bildersammlung Rosenberg, Berlin, die ersten Millionenpreise: 6100000 Mark für
Lucas Cranach „Herkules bei Omphale“, 3 220000 Mark für ein Triptychon des Meisters
vom Tode Mariä, i55oooo Mark für eine „Kirmeß“ von Molenaer; ein Christoph Am-
berger, „Junge Augsburgerin“, ergab 900000 Mark. Bei Bangel stiegen auch die Preise
für neuere Meister, der Markentwertung entsprechend, in die Höhe: Ad. Schreyers
„Pferdekoppel auf dem Eis“ kostete 700000 Mark, Anton Braith, „Hund und Kälber“,
5oo000 Mark, H. F. Gude, „Rückkehr von der Jagd“ (1893), 3ooooo Mark, Jose Gallegos,
„Morgenandacht“, 226000 Mark, Hermann Kauffmann, Hamburg, „Regenwetter“,
i3oooo Mark- ebenso bei Lempertz, Köln, wo ein Grützner der Sammlung Mantell,
Koblenz, auf 700000 Mark kam, ein Vautier auf oooooo Mark, ein Defregger auf
34oooo Mark, ein Hoguet auf 80000 Mark. Und bei Lepke in Berlin, wo die Japaner
eifrig die Primitiven unter ihren Meistern des Holzschnittes zurückzukaufen strebten —


Abb. 58. Ägyptische Katze aus
Bronze. Höhe 8l2 cm
Antikenauktion bei Glückselig &
Wärndorfer, Wien. September 1922
Auktionspreis: 58oooo Kronen
 
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