URSPRUNG UND WESEN DER DEUTSCHORDENSBURG
castri faciendum"1). Aus diesen Urkunden geht zweifellos hervor, daß noch im
Jahre 1255 bei einer der allerwichtigsten Burgen des Ordenslandes Mauer und
Bergfrit, die notwendigsten und daher frühesten Befestigungswerke einer Burg-
anlage jener Epoche, unvollendet waren. Und das, nachdem bereits in dem
ersten großen Aufstand der Preußen und in dem gleichzeitigen Kriege mit dem
Pommernherzog Swantopolk 1242—1253 Burg und Stadt auf das äußerste
bedroht worden waren und sich nur mit Kulm, Reden, Elbing und Balga halten
konnten, während fast alle anderen Befestigungen in Flammen aufgingen. In
Königsberg begann der Steinbau ein paar Jahre später. 1257 setzte sich der
Orden mit dem Bischof über die Aufteilung des dortigen Burgbezirkes ausein-
ander. Es wird dabei die an Stelle der alten preußischen Befestigung errichtete
Burg erwähnt, die Vorburg davor und der Platz, auf dem Steine für einen Neubau
lagen2). Daß auch hier die Mauern als der notwendigste Schutz zunächst gebaut
wurden, dürfte selbstverständlich sein, wird aber noch durch eine Nachricht aus
dem Jahre 1263, die schon die neuen Mauern erwähnt, vollauf bestätigt3). Dus-
burg, der um 1326 seine Chronik schrieb, erzählt bei der Errichtung der Burg
Königsberg: „Postea translatum fuit hoc castrum ad eum locum, ubi nunc est
situm et duobus muris et IX turribus lapideis est vallatum"4). Diese Nachricht
muß ganz besonders auffallen, da in den Chroniken des Ordenslandes irgend-
welche Beschreibungen von Einzelheiten der Befestigungswerke fast nie und
wenn einmal, dann nur nebenher erwähnt vorkommen. Aber Dusburg, der die
Burg Königsberg gewiß aus eigener Anschauung kannte, scheint gewußt zu haben,
daß ein derartiger Verteidigungsring aus Stein für diese Zeit etwas ganz Außer-
gewöhnliches bedeutete. Burggebäude aus Stein, die doch in stärkerer Ausführung
neben den Mauern ebenfalls aufgefallen wären, erwähnt er nicht, sie können
auch kaum, wie noch zu zeigen sein wird, gleichzeitig mit dem Mauerring errichtet
worden sein. Vielleicht hat auch Balga am Anfang der fünfziger Jahre eine
Mauerbefestigung erhalten. Es war als fester Platz ebenso wichtig wie Königs-
berg, lag noch bequemer am Wasserwege vom Culmerland, das ja ohne Zweifel
Baumaterial liefern mußte. Als Beweis für den Mauerbau in Balga um diese
Zeit mag eine Bemerkung der älteren Chronik von Oliva gelten. Nachdem sie
bereits die Gründung der Burg im Jahre 1239 berichtet hat, teilt sie unmittelbar
nach dem Zuge Heinrich Stanges in das Samland (ca. 1252/53) und unmittelbar
vor dem Bau der ersten Burg Königsberg mit: „Postquam autem castrum Balga
bene esset firmatum, Zambienses -5)". Um den Besitz von Balga war in
den Jahren vorher ganz besonders hart gekämpft worden, da die Burg den
Schlüssel zum gesamten mittleren und östlichen Preußen bildete. Es ist daher
unbedingt anzunehmen, daß sie nicht später als Thorn und Königsberg ihren
Mauerring, der ihr die Überlegenheit über die Gegner sicherte, erhielt. Zweifellos
9 Vogt, Cod. Dipl. Pruss. No. 99 und 100.
, Perlbach, Preußische Regesten Nr. 542.
3) Vogt, Cod. Dipl. Pruss. No. 143.
4) Dusburg, a. a. O., S. 92, Abschn. 72.
5) Script, rer. Pruss. I, S. 684.
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castri faciendum"1). Aus diesen Urkunden geht zweifellos hervor, daß noch im
Jahre 1255 bei einer der allerwichtigsten Burgen des Ordenslandes Mauer und
Bergfrit, die notwendigsten und daher frühesten Befestigungswerke einer Burg-
anlage jener Epoche, unvollendet waren. Und das, nachdem bereits in dem
ersten großen Aufstand der Preußen und in dem gleichzeitigen Kriege mit dem
Pommernherzog Swantopolk 1242—1253 Burg und Stadt auf das äußerste
bedroht worden waren und sich nur mit Kulm, Reden, Elbing und Balga halten
konnten, während fast alle anderen Befestigungen in Flammen aufgingen. In
Königsberg begann der Steinbau ein paar Jahre später. 1257 setzte sich der
Orden mit dem Bischof über die Aufteilung des dortigen Burgbezirkes ausein-
ander. Es wird dabei die an Stelle der alten preußischen Befestigung errichtete
Burg erwähnt, die Vorburg davor und der Platz, auf dem Steine für einen Neubau
lagen2). Daß auch hier die Mauern als der notwendigste Schutz zunächst gebaut
wurden, dürfte selbstverständlich sein, wird aber noch durch eine Nachricht aus
dem Jahre 1263, die schon die neuen Mauern erwähnt, vollauf bestätigt3). Dus-
burg, der um 1326 seine Chronik schrieb, erzählt bei der Errichtung der Burg
Königsberg: „Postea translatum fuit hoc castrum ad eum locum, ubi nunc est
situm et duobus muris et IX turribus lapideis est vallatum"4). Diese Nachricht
muß ganz besonders auffallen, da in den Chroniken des Ordenslandes irgend-
welche Beschreibungen von Einzelheiten der Befestigungswerke fast nie und
wenn einmal, dann nur nebenher erwähnt vorkommen. Aber Dusburg, der die
Burg Königsberg gewiß aus eigener Anschauung kannte, scheint gewußt zu haben,
daß ein derartiger Verteidigungsring aus Stein für diese Zeit etwas ganz Außer-
gewöhnliches bedeutete. Burggebäude aus Stein, die doch in stärkerer Ausführung
neben den Mauern ebenfalls aufgefallen wären, erwähnt er nicht, sie können
auch kaum, wie noch zu zeigen sein wird, gleichzeitig mit dem Mauerring errichtet
worden sein. Vielleicht hat auch Balga am Anfang der fünfziger Jahre eine
Mauerbefestigung erhalten. Es war als fester Platz ebenso wichtig wie Königs-
berg, lag noch bequemer am Wasserwege vom Culmerland, das ja ohne Zweifel
Baumaterial liefern mußte. Als Beweis für den Mauerbau in Balga um diese
Zeit mag eine Bemerkung der älteren Chronik von Oliva gelten. Nachdem sie
bereits die Gründung der Burg im Jahre 1239 berichtet hat, teilt sie unmittelbar
nach dem Zuge Heinrich Stanges in das Samland (ca. 1252/53) und unmittelbar
vor dem Bau der ersten Burg Königsberg mit: „Postquam autem castrum Balga
bene esset firmatum, Zambienses -5)". Um den Besitz von Balga war in
den Jahren vorher ganz besonders hart gekämpft worden, da die Burg den
Schlüssel zum gesamten mittleren und östlichen Preußen bildete. Es ist daher
unbedingt anzunehmen, daß sie nicht später als Thorn und Königsberg ihren
Mauerring, der ihr die Überlegenheit über die Gegner sicherte, erhielt. Zweifellos
9 Vogt, Cod. Dipl. Pruss. No. 99 und 100.
, Perlbach, Preußische Regesten Nr. 542.
3) Vogt, Cod. Dipl. Pruss. No. 143.
4) Dusburg, a. a. O., S. 92, Abschn. 72.
5) Script, rer. Pruss. I, S. 684.
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