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Jahrbücher für Kunstwissenschaft — 4.1871

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Rahn, J. R.: Zwei mittelalterliche Gemäldezyklen im Canton Graubündten: Reisebericht aus der Schweiz
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https://doi.org/10.11588/diglit.49880#0113
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Zwei mittelalterliche Gemäldecyklen im Canton
Graubiindten.
Reisebericht aus der Schweiz.
Line Ferienreise hat mich im letzten Herbst durch den Canton
Graubiindten geführt. Ich wollte Uber das Gebirge, um diesmal einen
Theil der italienischen Schweiz zu durchforschen. Die Aussicht war
lockend. Insbesondere vom Tessin hatte ich Vielverheissendes gehört.
Die Mappen meiner Freunde und namentlich die Reiseskizzen der hiesigen
Bauschule (drei werthvolle Serien, die leider nur viel zu wenig verbreitet
sind) bestätigten solche Erwartungen in vollstem Maasse. Wer überdies
je so glücklich gewesen ist, einmal über die Berge hinauszukommen,
der wird zum zweitenmale Alles daran setzen, um so rasch als möglich
wieder nach dem Süden zu gelangen. Aber wer eine Reise im Interesse
der Wissenschaft unternimmt, der folgt nicht blos der Laune, sondern
auch einem Gebot der Plicht.
Die Schweiz, soweit ich sie auf den bisherigen Streifzügen kennen
gelernt hatte, enthält eine bedeutende Zahl von Bauwerken aus allen
Epochen des Mittelalters. Auch die Plastik, sofern sie der Baukunst
dient, ist durch mancherlei, zum Theil erhebliche Werke vertreten, üeber-
haupt das Bekannte genügt um die landläufige Ansicht zu widerlegen,
es sei die Schweiz von jeher ein kunstarmes Land gewesen.
Ein Kunstzweig allein schien mir bis dahin der Vertretung zu ent-
behren, nämlich die Malerei und zwar speciell die monumentale Wand-
malerei. Es scheint kaum nöthig etwas über die Bedeutung zu sagen,
welche diese Kunst während des Mittelalters besass.
Von den bescheidenen Bildern der Katakomben bis hinunter zu den
letzten Aeusserungen der spätgothischen Verfallkunst, lässt sich die un-
unterbrochene Pflege der Wandmalerei im Abendlande nachweisen und
die Reihenfolge der theils erhaltenen, theils durch Abbildungen bekannten,
Monumente belehrt uns über die Vorliebe, deren sich diese Kunst, zu-
Jahrbücher für Kunstwissenschaft. IV. 8
 
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