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Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Hrsg.]
Jahresbericht der Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — 1863/​1864(1867)

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III. Aufsätze und Berichte
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Funde und Berichte
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Besselich, N.: Zwei Berichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.43695#0041

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31

Zwei Berichte.
Von Herrn N. Besselich.
1) Im Herbste des Jahres 1863 erhielt ich eine, später der Gesellschaft verehrte, bunt
gebänderte gläserne Scherbe (Partikel einer Schale), welche in der Vorstadt St. Paulin
in beträchtlicher Tiefe mit Gegenständen eines römischen Begräbnisses gefunden worden
und zweifelsohne antiken Ursprungs ist. Diese Scherbe bekundet, dass die Glasfabrikation
schon zur Römerzeit eine sehr entwickelte Stufe erlangt hatte; denn die Arbeit an und für
sich, wie auch die Darben zeigen eine grosse Vollendung der Fabrikation, widerlegen
namentlich die Ansicht, dass die Glasmasse in alter Zeit noch sehr unvollkommen gewesen,
und beweisen, dass die Römer schon die färbenden Eigenschaften des Kobalt-, Silber-,
Kupfer-, Zinn- und Eisenoxydes genau gekannt und benutzt haben, und man seitdem in
der Darstellung des farbigen Glases wenige Fortschritte gemacht hat.
Die Anfertigung der in Rede stehenden Glasscherbe ist ohne Zweifel nach demselben
Verfahren vor sich gegangen, wie dies noch heute bei der Fabrikation von Briefbeschwerern,
Kugeln zum Spielen der Kinder u. dgl. in Anwendung ist. Mit der „Pfeife“ (dem eisernen
Blaserohr der Glasbläser) wird aus dem Hafen (Thon-Gefäss, worin das Glas geschmolzen
wird) eine kleine Kugel glühender Glasmasse gezogen, um letztere werden dann verschieden-
farbige Glasstäbchen oder Glasfäden gelegt, welche anschmelzen. Die belegte Kugel wird
zum völligen Erweichen nochmals in den heissen Ofen gehalten und zuletzt ausgeblasen.
Das ganze dehnt sich nun aus und die farbigen Stäbchen oder Fäden erscheinen alsdann,
je nach ihrer ursprünglichen Stärke oder dem Grade des Ausblasens der Kugel, als Streifen
verschiedener Dicke. In der vorliegenden Scherbe sind der Rand, welcher besonders
angelegt ist, sowie die hellblauen Streifen mit weissem Emailglas umwunden.
2) In den Garten- und Ackergrundstücken zwischen der Staatsstrasse zu St. Paulin bei
Trier und dem aus dem Vororte Maar zunächst ausgehenden, mit jener Strasse ungefähr
parallelführenden Vicinalweg wird seit einer Reihe von Jahren beim Sandgraben, Auswerfen
von Gruben zur Aufbewahrung von Rüben, Kartoffeln u. dgl., beim Setzen von Bäumen,
Anlagen von Spargelbeeten, Ausgraben von Kellern und Versenken etc. aus der obersten
Sandschichte eine Menge römischer Gegenstände zu Tage gefördert, welche unzweifelhaft
darthun, dass dort in römischer Zeit eine ausgedehnte öffentliche Begräbnissstätte gewesen
ist. In diesem Terrain finden sich römische Aschenbegräbnisse in irdenen Truhen und
Urnen, mitunter in Kastengräber, welche von Ziegelplatten gebildet sind, eingeschlossen-,
ferner Begräbnisse in steinernen Särgen und sehr häufig Leichenbegräbnisse, bei denen das
Skelett fast ohne Ausnahme keine ehemalige Umhüllung mehr erkennen lässt. In den mit
Sand gefüllten irdenen Truhen, welche leichter ihren Inhalt, als die enghalsigen Urnen
erkennen lassen, findet man Knochenreste, tiefer unten seltener als in jenen Urnen dünne,
dunkelgefärbte erdige Lagen und zu unterst bisweilen eine Schichte mittelfeinen Thonschiefer-
Kieses. Bei einem dort gefundenen Skelette fanden sich noch Arm und Fingerringe an den
Knochen, sowie zwei Schulter- und eine Brust-Agraffe; auch zeigten sich in dem Sande
schwärzliche Stellen, welche von verfaultem Holze herzurühren scheinen, mithin auf eine
hölzerne Lade hinweisen, in welche der Tode gebettet war. Als Gegenstände, welche schon
wiederholt auf dieser Begräbnissstätte gefunden worden sind, können folgende bezeichnet
 
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