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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 5.1911

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Kurth, Betty: Ein Freskenzyklus im Adlerturm zu Trient
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https://doi.org/10.11588/diglit.18127#0026
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Betty Kurth Ein Freskenzyklus im Adlerturm zu Trient

13

ür avendo al mirar preso gran cura L'aquile altiere e feroci leoni

Che richiedean cosi le cose belle I verdi allori e le palme vincenti

Gimmo in un lungo corso, d'ajnpie rnura In un tratto mi fer tanto splendore

Ove per tutto e delP opera d'Appelle. Che m'avvampare gli occhi, i sensi, il cuore.

Poscia nel fine una torre sicura Le pitture eccellenti in ogni banda

Parata per ricever le donzelle Non mancan quivi die perfetto ingegno

Deila magna regina ritrovammo Ne fregi degni, che faccian ghirlanda

Aperta, e per veder dentro passamo. Sotto al dorato palco unico e degno

I degni alberghi, i nobil padiglioni, Tanti ornamenti in ciascheduna banda

Le rieche cueeie, i superbi ornamenti Son, ch'al supremo e celestial regno

I cortinaggi l'imprese e festoni Fanno assembrar questo remoto loco

1 ricami di seta e d'oro ardenti Da consolare ogni ingegno non poco.

Diese Beschreibung- bietet uns einen Hinweis auf die Bestimmung der Räumlichkeiten
des Adlerturmes im XVI. Jh. Damals diente er zur Beherbergung des Hofstaates fürstlicher
Gäste, die das Kastell besuchten, „parata per ricever le donzelle della magna regina". Es
läßt sich kaum mit Sicherheit ermitteln, ob zur Zeit, als unsere Fresken gemalt wurden,
die Räume für einen ähnlichen Zweck instand gesetzt wurden. Jedenfalls war der Turm
damals vom Kastell viel isolierter, da der vorclesische Teil des Schlosses bedeutend weiter
von ihm entfernt steht.

Wir besitzen mehrere Inventare des Schlosses aus dem XV. Jh., die sich im Statthalterei-
archiv in Innsbruck befinden. Sie stammen aus den Jahren 1465 (aufgenommen nach dem
Tode des Bischofs Georg Hack), 1468, 1472, 1474 und i48613). Aus diesen ersehen wir
nur, daß die Einrichtung der Räume im Adlerturm eine sehr spärliche war, erfahren jedoch
nichts, was uns über deren Bestimmung Aufschluß zu geben vermöchte. Als einziges Mo-
biliar wird uns für alle Gemächer des Turmes immer wieder ein Bett mit den dazugehörigen
Polstern, Linnen, Decken usw. genannt, nichts sonst.

Trotzdem ist der Gedanke an eine Bestimmung der Räume als Gastzimmer nicht ganz
von der Hand zu weisen, da es sich durch Beispiele belegen läßt, daß im XIV. und zu
Anfang des XV. Jhs. in fürstlichen Wohnsitzen gerade die Gastzimmer mit höfischen Fresken
geschmückt wurden.

So wird uns in der Beschreibung der Burg des Can Grande, welche uns von Zagata,
dem Chronisten von Reggio14), überliefert ist, berichtet, wie Can Grande die Räumlichkeiten
seines Schlosses mit Malereien und Teppichen ausschmücken ließ und daß er gern seinen
Gästen Gemächer einräumte, die mit Gemälden und Inschriften versehen waren, welche
Beziehungen zum Stand und Schicksal seiner Gäste aufwiesen15).

Auch aus dem Inventar der Burg zu Albano, welches von Guglielmo Castelbarco
nach dem Tode seines Vetters Otto, von dem er das Schloß erbte, um das Jahr 1413 an-
gelegt wurde, erfahren wir, daß ein mit Fresken geschmücktes Zimmer zur Beherbergung
der Gäste und Fremden diente16). Wir brauchen allerdings nicht so weit zu gehen. Vielleicht
auch waren jene durch ihre herrliche Aussicht begünstigten Räume ein Lieblingsaufenthalt
des Bischofs und er ließ sie ausschmücken, da er in ihnen gern seine Ruhe- und Erholungs-
stunden zubrachte.

13) Publiziert von Oswald v. Zingeri.e: Mittelalterliche und die höfische Kunst des XIV. Jhs. Jahrbuch der Samm-
Inventare aus Tirol und Vorarlberg. Innsbruck, Wagner 1909. lungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, Bd. XVI.

u) Chronicon Regiense. Muratori. SS. RR. Ital., 16) Giuseppe Geroi.a: Inventario di un castello castro-

Bd. XVIII. barcense del secolo XV. Tridcntum 1906 Fase. IV. pag.

") J. v. Schlosser: Ein veronesisches Bilderbuch 166—175.
 
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