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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 5.1911

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Wilhelm, Franz: Neue Quellen zur Geschichte des fürstlich Liechtensteinschen Kunstbesitzes
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https://doi.org/10.11588/diglit.18127#0232
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Neue Quellen zur Geschichte des fürstlich Liechtensteinschen Kunstbesitzes

Als Dr. Theodor v. Frimmet. im Jahre 1907
Materialien zur Geschichte der fürstlich Liechtenstein-
schen Galerie veröffentlichte1), mußte er, auf eine
mündliche Mitteilung des Historiographen des fürst-
lichen Hauses, Jakob v.Fat.ke, sich stützend, berichten,
daß das fürstliche Archiv nahezu gar nichts über
Bilderankäufe enthalte. Gleichzeitig gab Frimmei.
jedoch der Hoffnung Ausdruck, die im Zuge befind-
liche Neuordnung dieses Archivs werde' in dieser
Sache Klarheit schaffen.

Und diese Hoffnung hat nicht getrogen. Mittler-
weile ist nicht nur das von Fat.ke gleichfalls verloren
geglaubte Werk des Fürsten Karl Eusebius „Von der
Architektur" aufgefunden und im Zusammenhange
mit anderen reichhaltigen Quellen, welche über die
Förderung der Kunst durch diesen Fürsten Nachricht
geben, veröffentlicht worden2), auch die Erwerbung
des Dezius-Zyklus, über welche die verschiedensten
Traditionen bestanden, durch den Fürsten Johann
Adam Andreas ist nun sichergestellt3).

In dem genannten Aufsatz erwähnt Frimmei,4)
auch auf Grund des Galeriekataloges von Fanti der
Arbeiten des Bologneser Malers Marco Antonio
Franceschini für das fürstliche Haus. Eine, wenn auch
noch nicht vollständige, so doch ziemlich reichhaltige
Korrespondenz des Fürsten Johann Adam Andreas
mit dem Genannten, die beim Fortschreiten der
Ordnungsarbeiten im fürstlichen Hausarchive aufge-
funden wurde, zeigt nun, daß dieser Mann fast mehr
noch denn als ausführender Künstler als Vermittler
von Bilderankäufen für den Fürsten tätig war. Über
diese Korrespondenz und über einige weitere auf

*) In der Beilage der „Blätter für Gemäldekunde"
i. Bd. S. 21 ff.

5) Viktor Fleischer, Fürst Karl Eusebius von
Liechtenstein als Bauherr und Kunstsammler, "Wien 1910.

3) Feuilleton Dr. Fleischers in der „Neuen freien
Presse".

*) A. a. O. S. 23.

den Kunstbesitz des fürstlichen Hauses bezügliche
Dokumente, die vor kurzem aufgefunden wurden,
soll im folgenden berichtet werden. Zur Vervoll-
ständigung des Bildes sind auch die wenigen zer-
streuten Nachrichten über die Förderung der Kunst
durch den Fürsten Johann Adam Andreas, die bereits
früher vorlagen, mit herangezogen worden.

Die Publikation verdankt ihr Entstehen der An-
regung Sr. Durchlaucht des Fürsten Franz von Liech-
tenstein, welcher Se. Durchlaucht der regierende Fürst
Johann von Liechtenstein die Genehmigung erteilte.
Hierfür geziemt auch an dieser Stelle der Ausdruck
ehrerbietigsten Dankes.

Die Korrespondenz mit Franceschini reicht fast
vollständig geschlossen vom Juni 1691 bis zum Mail 694
(40 Schreiben), vom Dezember 1698 bis zum Jänner 1700
(18 Schreiben) und vom August 1706 bis zum Juli 1709
(27 Schreiben). Aus der Numerierung, welche die
Kanzlei in der ersten Zeit auf der Rückseite der
Schreiben vornahm, läßt sich feststellen, daß derzeit
von der erstgenannten Periode die Schreiben Nr. 16
und 22 fehlen und daß zwischen Mai 1694 und De-
zember 1698 im ganzen 61 Schreiben gewechselt
wurden, die heute fehlen. Nach dem Jahre 1700 hört
die Numerierung auf, so daß die Anzahl der zwischen
Jänner 1700 und August 1706 gewechselten Schreiben
sich nicht feststellen läßt; sicher aber ist, daß während
dieser Zeit die Korrespondenz nicht stillstand, denn
in den Schreiben von 1706 und 1707 wird vielfach
auf Briefe aus diesen Jahren Bezug genommen. Bei
der staunenswerten Vollständigkeit, mit der die alten
Registraturbestände erhalten sind, ist nicht daran zu
zweifeln, daß auch die heute noch fehlende Korre-
spondenz bei dem weiteren Fortschreiten der Ord-
nungsarbeiten ans Licht gefördert werden wird.

An zweiter Stelle verdient eine inhaltlich aller-
dings nicht so bedeutsame Korrespondenz des Fürsten
mit dem Bildhauer Massimiliano Soldani in Florenz
Erwähnung. Auch diese ist unvollständig; soweit sie
 
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