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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 2.1884

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Boeheim, Wendelin: Über einige Jagdwaffen und Jagdgeräthe, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5610#0147
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UBER EINIGE JAGDWAFFEN UND JAGDGERATHE.

Von

Wendelin Boeheim.

ie ältesten Jagdwaffen in den kaiserlichen Haus - Sammlungen datiren aus der
Mitte des 15. Jahrhunderts; ein nicht unbedeutender und durch seine eigenartigen
Formen das Interesse des Fachmannes in Anspruch nehmender Theil lässt durch
bestimmte Bezeichnungen oder andere Merkmale erkennen, dass derselbe einst im
Besitze des Kaisers Maximilian I. gewesen ist; der ansehnliche, an Zahl und Werth
beträchtliche Rest entstammt dem Besitze der folgenden Herrscher und Prinzen des
österreichischen Kaiserhauses. Die zahlreich auftretenden Initialen und Wappen auf
letzteren Objecten bezeichnen nahezu alle Herrscher Oesterreichs bis zu Kaiser Karl VI. und viele Prinzen
des habsburgischen Stammes und legen ein Zeugniss dafür ab, wie eifrig die Fürsten des kaiserlichen Hauses
adelige Sitte gepflegt und jenem wichtigen Gebiete des ritterlichen Lebens, der Jagd, die sorgsamste Pflege
gewidmet haben.

Die Formen der Jagdwaffen und -Geräthe sind ein Ergebniss der fachlichen Erfahrung, und es ist von
selben bis zu einem gewissen Grade ein Rückschluss auf die Ausbildung des Wesens selbst zu wagen. Die
Jagdpraxis hatte ihre ersten nachweisbaren Anfänge in den fränkischen Ländern, sie wurde in ihrer all-
mäligen Weiterbildung das Vorbild für die Uebung im deutschen Reiche. Diese Praxis war bis ins 15. Jahr-
hundert hinein immer mehr formell und ceremoniell als fachlich durchgebildet; es lässt sich das aus der
geringen Zahl und der wenig entsprechenden Form der Werkzeuge und Geräthe ganz wohl erkennen. Der
Spiess, das Schwert, der Bogen, die Armrust, ein einfaches Messer, das gleicherweise für den Genickfang
wie für das Aufbrechen und Zerwirken des Wildes diente, darin bestand das gesammte Waffeninventar;1
nur das letztere könnte ausschliessend als Jagdwaffe gelten, alle anderen unterscheiden sich nur durch ihre
decorative Ausstattung von den Kriegswaffen. Zählt man dazu noch eine kleine Jagdtasche, ein Rufhorn
und ein Fässchen, das zur Labung diente, so ist die Ausrüstung eines Jägers vollständig aufgezählt. Diese
Ausstattung ist, wie wir an Miniaturen vom Ende des 12. bis ins i5. Jahrhundert ersehen, nahezu gleich
geblieben, erst gegen die zweite Hälfte des 1 5. Jahrhunderts merken wir, und zuerst an burgundischen Ob-
jecten, Formenänderungen, welche erkennen lassen, dass das Bedürfniss rege geworden ist, Waffe und
Geräth entsprechender umzugestalten.

Auch ein anderes Gebiet des Jagdwesens, das von seinen Anfängen an ziemlich abgeschlossen, ja
selbst im Gegensatze zur eigentlichen Jägerei sich gehalten hatte, die Falkenjagd, trug durch Jahrhunderte
eine und dieselbe starre Physiognomie. Das Schwergewicht war immer auf die Zähmung und Abrichtung

1 In dem Inventar des Harnischmeisters Hanns Neudekger zu Wiener-Neustadt vom Jahre 1436 wird zwar des Schwein-
schwertes und des Schaftes zum «gembsengejaidt» erwähnt, doch scheint bei ersterem mehr die Bestimmung als die besondere
Form zum Ausdruck gebracht zu sein; in letzterem haben wir ein Jagdgeräth zu denken, das nur in den österreichischen
Bergländern eine Verwendung hatte.

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