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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 2.1884

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
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Engerth, Eduard von: Über die im kunsthistorischen Museum neu zur Aufstellung gelangenden Gemälde, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5610#0165
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UBER DIE IM KUNSTHISTORISCHEN MUSEUM NEU ZUR
AUFSTELLUNG GELANGENDEN GEMÄLDE.

Von

Eduard Ritter von Engerth.

(Fortsetzung.)

III. NIEDERLÄNDISCHE SCHULEN.

Jan Vermay1 (Vermayen).

Kaiser Karls V. Kriegszug nach Tunis.

u den werthvollsten Vermehrungen der kaiserlichen Gemäldegalerie in ihrer Neu-
aufstellung im kunsthistorischen Museum werden die Cartons des niederländischen
Malers Jan Vermay gehören, welche Kaiser Karls V. Kriegszug nach Tunis illustriren.
Dieses reichhaltige Werk ist geeignet, unser Interesse in mehrfacher Richtung zu erregen.
Die Bilder führen uns die Menschen jener Zeit in ihren Trachten, mit ihren Warfen
und der Art ihrer Kriegführung nach dem Leben gezeichnet vor und entrollen vor
unseren Augen treue Spiegelbilder eines denkwürdigen Kampfes; dieselben Gemälde
bilden aber auch einen hochwillkommenen Beitrag für die Kunstgeschichte, denn es ist kaum ein zweiter
Fall bekannt, dass ein niederländischer Maler jener Zeit einen ähnlichen Auftrag auf dem Gebiete histo-
rischer Kunst erhalten und mit so viel Verständniss, Liebe und künstlerischer Tüchtigkeit ausgeführt hätte;
endlich fesseln diese Cartons auch noch unsere Aufmerksamkeit durch den Umstand, dass dieselben einen
bedeutenden Künstler, der in seinem Leben mancherlei Kunstwerke geschaffen hat, welche nicht mehr vor-
handen, oder bisher verborgen geblieben sind, in würdigster Weise vertreten.

Jan Vermays Jugend und Studienzeit sind in Dunkel gehüllt, und seine Werke sind zum grössten
Theile zu Grunde gegangen. Von den vielen Bildnissen hochgestellter Personen, die er nachweislich malte,
mögen aber manche noch als «Meister unbekannt» oder unter fremden Namen vorhanden sein. Seine Bio-
graphen geben an, er sei der Sohn des Malers Cornelis gewesen, 15oo zu Beyverwyck bei Harlem geboren
worden und 1559 zu Brüssel gestorben. Er trat in die Dienste des Kaisers Karl V., begleitete den
Monarchen im Jahre 1 5 3 5 nach Tunis und stellte die Kämpfe der kaiserlichen Heere mit den Mauren in
zwölf Bildern dar, welche bestimmt waren, für die Anfertigung von Gobelins zu dienen.

Das sind im Wesentlichen die Nachrichten über den Künstler, welche in neuester Zeit noch durch
einige Daten aus verschiedenen Archiven ergänzt werden konnten.2 Darnach taucht Vermay zum

1 Der Künstler nennt sich selbst «Vermay».

2 Tapisseries representant la Conqueste du Royaulme de Thunes par l'Empereur Charles-Quint etc. par J. Houdoy, Lille
1873, und: I.es peintres Vermay par A. Durieux, Cambrai 1880.

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