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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 3.1885

DOI Artikel:
Chmelarz, Eduard: Franz Schestag: 26. Juni 1884
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https://doi.org/10.11588/diglit.5882#0217
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Franz Schcstag.

seiner Meinung nie aufdringlich in den Vordergrund, hat dieselbe jedoch auch nie zurückgehalten, wenn
er gefragt wurde.

Und wir hätten ihn noch so Vieles zu fragen gehabt, er hätte uns noch so Vieles zu sagen gewusst,
besonders aus dem Gebiete der graphischen Künste, auf welchem er als Fachmann allerersten Ranges mit
Recht gelten musste. Es sind Derjenigen, welche sich diesem Zweige des kunsthistorischen Wissens mit
Ausdauer und Erfolg widmen, heutzutage ohnedies eine geringe Zahl, und nun wurde uns noch der
trefflichsten einer entrissen, vierundvierzigjährig, in den besten Mannesjahren, welche erst rechte Ent-
faltung und Verwerthung des Jugendstudiums uns hoffen lassen konnten. Bei jeder Gelegenheit des
einschlägigen Faches werden wir seinen Rath, seine Beihilfe schwer vermissen. In die von dem zurück-
getretenen Oberstkämmerer, Sr. Excellenz Graf Folliot de Crenneville, eingesetzte Commission zur He-
bung und Pflege des Kupferstichs ist eine Lücke gerissen, und weitere wissenschaftliche Kreise müssen
Schestags Verlust schwer empfinden. Namentlich die k. k. Central-Commission für Kunst- und historische
Denkmale, zu deren gelehrtesten Mitgliedern der Verstorbene zählte, muss es bitter beklagen, dass Schestag
auch die Kunsttopographie Salzburgs nicht vollenden konnte. Wohin wir uns wenden, überall hören wir
den Trauerruf: «Zu früh!»

Diese aufrichtige Trauer Aller, die Schestag kannten, die Verehrung seiner Freunde und sämmtlicher
Fachgenossen, die Auszeichnung, welche ihm erst vor Kurzem von Sr. Majestät dem Kaiser durch Ver-
leihung des Franz Josefs-Ordens zu Theil ward, all das möge seinen nächsten Angehörigen ein Balsam-
tropfen sein auf die Wunde, welche ihnen das Schicksal schlug.

Schestag hat nicht umsonst gelebt; seine schriftstellerischen Arbeiten, ihrer nicht viele, aber jede eine
Meisterleistung, sind sein Denkmal in der literarischen Welt.

Eduard Chmelarz.
 
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