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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 4.1886

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I. Theil: Abhandlungen
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Chmelarz, Eduard: Die Ehrenpforte des Kaisers Maximilian I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5533#0302
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DIE EHRENPFORTE DES KAISERS MAXIMILIAN I.

Von

Eduard Chmelarz.

u Ende des fünfzehnten und zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts, in der Zeit,
in welche man den Uebergang vom Mittelalter zur rasch pulsirenden Neuzeit zu
verlegen gewohnt ist, flammte der romantische Geist des Ritterthums nochmals in
mehreren Regenten Europas zugleich auf, so bei Jakob II. von Schottland, bei
Emanuel dem Grossen von Portugal. Als glänzendster Vertreter einer vormals die
ganze Cultur verklärenden Institution, als »letzter Ritter « ist jedoch der Habsburger
Maximilian I. allgemein anerkannt, das Andenken dieses »Romantikers auf dem Throne
der Cäsaren« hat sich vor allen anderen bei der Nachwelt wacherhalten; bei seinen Unterthanen aber hat
er in ihres Herzens Liebe von Geschlecht zu Geschlecht fortgelebt bis auf den heutigen Tag, und so wird
es wohl noch lange bleiben, trotz einem »Lichte der neuen Forschung«.

Unser Volk sieht eben im Könige nicht blos den Staatsmann und Maximilian gehört einmal zu den
volkstümlichsten Fürsten aller Zeiten, ohne dies blos seinen literarisch-artistischen Unternehmungen zu
verdanken, mit denen er, wie kein anderer Fürst seiner Zeit dem Charakterzuge der Renaissanceperiode,
dem Cultus der eigenen Persönlichkeit mit voller Geltung der Individualität, Rechnung trug. In den
durchaus verschieden gearteten Kunst- und Gesellschaftsverhältnissen diesseits der Alpen liegt die Begrün-
dung, warum er nicht Werke schuf wie Julius II. und Leo X. zur Verherrlichung ihrer selbst und des
Papstthums, in dem Freskencyklus Raffaels in den Stanzen, nicht wie ein Pius II. seine Biographie durch
einen Pinturicchio in der Libreria von Siena, nicht wie die Gonzagafürsten durch einen Mantegna Scenen
aus der Geschichte ihres Hauses an Palastwänden malen liess. An Stelle der monumentalen Wandmalerei
trat diesseits der Alpen der Kupferstich und der Holzschnitt, und Maximilian hat dem letzteren die denkbar
grossartigste Anwendung verschafft, zu seiner Entwicklung im Allgemeinen ein Wesentliches beigetragen.
Im steten Verkehr mit Gelehrten und Künstler hat er, hierin selbst ein echter Humanist, die bewegende
Kraft der neuen Zeit, das gedruckte Wort und Bild, wie kein anderer seiner gekrönten Zeitgenossen, sich
für seinen Nachruhm dienstbar gemacht.

Die Folge der grossen Bildwerke, welche Kaiser Max zu seinem und seines Hauses Ruhm veröffent-
lichte, sowie die Stellung der einzelnen Werke in dem ganzen Cyklus ist schon oft genug aufgezählt und
auseinandergesetzt worden, in voller Klarheit erst von Quirin v. Leitner in der Einleitung zu seiner Aus-
gabe des »Freydal« (p. 14). Die vorliegende Arbeit gilt der »Ehrenpforte«, durchweiche der Imperator
Maximilian am Ende eines thatenreichen wechselvollen Lebens seinen » Triumphzug « halten konnte. Das
Jahr 1515, welches an der Ehrenpforte zu lesen ist, war in der That für das Haus Habsburg bedeutungsvoll
genug; durch die Zusicherung der Kronen von Böhmen und Ungarn ist es die Aera der Geburt Oester-
reichs als eines Grossstaates.

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