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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 4.1886

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
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Schneider, Robert: Anhang zu Band III, p. 3-10
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https://doi.org/10.11588/diglit.5533#0333
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Anhang zu Band III, p. 3—10.

Die diesen Zeilen beigedruckte Heliogravüre stellt das Bronzefigürchen eines kauernden Negerknaben
aus der gewählten Sammlung des Herrn Eugen vonMiller-Aichholz dar. Aehnlich dem im dritten
Bande des Jahrbuches besprochenen, p. 3 abgebildeten Figürchen, sowie der ebenda p. 8 in einer Skizze
mitgetheilten, in Sparta gefundenen Statuette eines schlafenden Jungen, scheint es im Zusammenhange
mit diesen kleinen Bildwerken doppelt bedeutsam, weshalb ich mit freundlich gewährter Erlaubniss des
Besitzers die schöne Bronze nachträglich zur Vergleichung vorlege.

Sie stammt aus Unteritalien und wurde in Rom erworben. Nur um geringes kleiner (Höhe: 0-048)
als die spartanische Statuette, stimmt sie mit derselben im Stellungsmotive völlig überein. Der junge Neger
schläft. Er unterschlägt das linke Bein und legt auf das aufgestellte rechte Hand und Haupt. In den magern
Körperformen, den dünnen und sehnigen Armen und Beinen, in der Schädelform und den Gesichtszügen,
der breitgedrückten Nase, der wulstigen Oberlippe, dem schwachen Hinterkopfe, der fliehenden Stirne,
der vorstehenden Kinnlade und dem wolligen Haare kommt das Eigentümliche der Rasse scharf zum
Ausdruck. Die schön patinirte und ungewöhnlich gut erhaltene Figur, der nur der Zeigefinger und der
Daumen der aufgestützten linken Hand fehlt, trägt das Gepräge echt griechischer Kunstübung an sich. Sie
ist vortrefflich modellirt und völlig fertig aus der Gussform gekommen. Das Eingiessen des flüssigen Metalls
erfolgte an dem aufliegenden linken Beine. Luftkanäle, deren Spuren verhämmert worden sind, befanden sich
an der linken Hand und auf dem Scheitel. — Die Sammlung Demetrio in Athen bewahrt eine ähnliche Bronze
(Nr. 332), welche Puchstein in den Mittheilungen des deutschen archäologischen Instituts, Band VII, p. 14,
wie folgt beschrieb: » Nubier o-o5 hoch, ein nackter unbärtiger Mann, der auf dem Boden sitzt und vor
sich (zum Verkauf?), wie es scheint, Früchte ausgelegt hat, hat das rechte Knie heraufgezogen und
(schlafend?) beide Hände und den Kopf mit der rechten Wange daraufgelegt; auf seiner rechten Schulter
sitzt ein kleiner Affe, der ihn am Hinterkopfe kraut. «

Ich nehme die Gelegenheit wahr, meinem Commentare zum Figürchen in der kaiserlichen Sammlung
mehrere Zusätze, von welchen ich einige der freundlichen Mittheilung von Fachgenossen verdanke, hier
anzufügen, so wenig ich auch mit denselben das weithin verstreute, schier unübersehbare Material zu
erschöpfen vermeine. Unter den schwarzfigurigen Vasenbildern hätte ich die Darstellung zweier Neger,
die Memnons Leiche bestatten, auf einer Lekythos aus Gela in der Sammlung Navarra in Terranova
(Benndorf,Griechischeund sicilianische Vasenbilder,Taf.XXXXII, 2),unterdenSteinsculpturen(p.6,Anm.7)
einen Mohrenkopf aus weissem Marmor, gefunden bei den Thermen des Diocletian 1868, im akademischen
Museum zu Bonn (Kekules Katalog Nr. 689, Bull, dell' ist. 1869, p. 36), und die lebensgrosse Figur eines
halbknienden Negers, dessen Hände auf den Rücken gebunden sind, aus schwarzem Marmor, in Berlin,
 
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