2 6 Friedrich Kenner.
167, Taf. IV, Fig. 167.
P CLVALERIANVS NOB CAES Brustbild von rechts, um den Hals Mantelfalten.
Rev. MONETA AVGG Die herkömmliche Darstellung der drei Münzgöttinnen.
Perlenrand auf beiden Seiten. Brilon mit Resten von Vergoldung auf der Rückseite; 12 Mm. Durch-
messer, 3 Mm. dick, i8-ii Gr.
Unter Eckhel erworben und von ihm in seinemCatalogusMus. Caes., III, p. 38i, 14b eingeschrieben
als jR MM olim inauratus.
Arneth, Synopsis, p. 170, Nr. 5 (unter Saloninus).
Die beiden Söhne des Gallienus, welche wir unter dem Namen Valerianus (junior, ermordet 259)
und Saloninus (getödtet 268) kennen, mit voller Bestimmtheit von einander zu unterscheiden, wird bei der
Gleichheit ihrer Namen und der bekannten Flüchtigkeit, mit welcher in jener Zeit die Bildnisse für die
Courantmünzen, namentlich die Knabenköpfe, denen der Ausdruck fest bestimmter Individualität noch
fehlt, geschnitten worden sind, in manchen Fällen noch immer schwierig sein. Jedenfalls hat Deville mit
Recht auf die Wichtigkeit des iconographischen Momentes in dieser Frage aufmerksam gemacht,1 und
auch Froehner wies auf die Möglichkeit hin, mit Hilfe der Bildnisse unterscheidende Merkmale festzu-
stellen;2 Ersterem gelang es in der That, durch scharfsinnige Beobachtungen sicher leitende Anhaltspunkte
zu gewinnen, die, wenn auch nicht in allen, doch in vielen Fällen eine Trennung der Gepräge beider Kaiser-
söhne möglich machen.
Zu letzteren Fällen zählen wir die Medaillons, insofern auf ihnen die Bildnisse in grösserem Mass-
stabe und sorgfältiger ausgeführt worden sind. Wenn wir die beiden oben beschriebenen Stücke dem
jüngeren Valerianus zuschreiben, so geschieht dies eben mit Rücksicht auf die Resultate der Deville'schen
Untersuchung. Jene Gesichtszüge, welche dieser auf Münzen, die dem Saloninus nicht zugehören können,
wohl aber dem Valerianus zugehören müssen, gefunden hat, zeigen sich mit aller Bestimmtheit in den Bild-
nissen dieser Medaillons wieder. Ihre Knabenköpfe haben eine vorgewölbte Stirne, eine kurze Nase, die
auf dem einen Stücke unschön derb gebildet ist, und wulstige Lippen, welche zu den vollen, kräftigen und
bestimmten Formen des Kopfes stimmen. Es war schon oben (zu Nr. 165) von dem Gegensatze dieser
Gesichtszüge zu jenen des Saloninus die Rede. Letztere erscheinen feiner, schmäler und regelmässiger.
In dem Kopfe des älteren der beiden Brüder finden wir uns an die Züge seines gleichnamigen Grossvaters
gemahnt, wenn wir uns diese in das unfertig Kindliche zurückversetzt denken, während der Kopf des Salo-
ninus an die zarteren und schlafferen Gesichtsformen seines Vaters erinnert.
Eine Bestätigung unserer Zutheilung, glaube ich, ist in der Rückseite des einen Medaillons mit der
Aufschrift »principi juventutis« zu finden. Die Figur des Gefangenen ist durch eine Spitzhaube als Perser
charakterisirt— eine Anspielung auf den Perserkrieg, den der Grossvater Valerianus im Jahre 254 zu
führen begonnen hatte. Damit stellt sich unser Medaillon neben die Billondenare, welche die Aufschrift
VICTORIA PARTH tragen und — den erhofften Sieg über die Feinde im Osten anticipirend — nur in dem
ersten Jahre der Caesarenwürde des jüngeren Valerian geschlagen sein können, dessen Bildniss sie zeigen.
Eben diese Billondenare sind einer der wichtigsten Stützpunkte der Untersuchung von Deville;3 sie
unterstützen auch die Zutheilung unserer Medaillons an den genannten Caesar und liefern uns einen Anhalt,
denselben dem Jahre 254 zuzuschreiben. Der fast noch knabenhafte Kopf der Vorderseite weist nicht
minder auf diese frühe Zeit, in welcher der Caesar im zwölften oder dreizehnten Lebensjahre-'- stand, dagegen
der andere Medaillon mit dem schon mehr entwickelten Gesichte dürfte einem der späteren Jahre zwischen
254 und 259 angehören.
1 Revue Numismatique, 1861, p. 257 f.
2 Medaillons p. 214, Note 2.
3 A. a. O. p. 265 und die Abbildungen ebenda pl. XII.
4 Bei seiner Ermordung war der Caesar 17 Jahre alt. Da die Proclamation des Postumus im Jahre 258 erfolgte, muss
die Blutthat an dem Caesar spätestens Anfangs 259 vor sich gegangen sein, fünf Jahre nach dessen Ernennung. Vergl.Wieters-
heim, Geschichte der Völkerwanderung, I, 2, 299.
167, Taf. IV, Fig. 167.
P CLVALERIANVS NOB CAES Brustbild von rechts, um den Hals Mantelfalten.
Rev. MONETA AVGG Die herkömmliche Darstellung der drei Münzgöttinnen.
Perlenrand auf beiden Seiten. Brilon mit Resten von Vergoldung auf der Rückseite; 12 Mm. Durch-
messer, 3 Mm. dick, i8-ii Gr.
Unter Eckhel erworben und von ihm in seinemCatalogusMus. Caes., III, p. 38i, 14b eingeschrieben
als jR MM olim inauratus.
Arneth, Synopsis, p. 170, Nr. 5 (unter Saloninus).
Die beiden Söhne des Gallienus, welche wir unter dem Namen Valerianus (junior, ermordet 259)
und Saloninus (getödtet 268) kennen, mit voller Bestimmtheit von einander zu unterscheiden, wird bei der
Gleichheit ihrer Namen und der bekannten Flüchtigkeit, mit welcher in jener Zeit die Bildnisse für die
Courantmünzen, namentlich die Knabenköpfe, denen der Ausdruck fest bestimmter Individualität noch
fehlt, geschnitten worden sind, in manchen Fällen noch immer schwierig sein. Jedenfalls hat Deville mit
Recht auf die Wichtigkeit des iconographischen Momentes in dieser Frage aufmerksam gemacht,1 und
auch Froehner wies auf die Möglichkeit hin, mit Hilfe der Bildnisse unterscheidende Merkmale festzu-
stellen;2 Ersterem gelang es in der That, durch scharfsinnige Beobachtungen sicher leitende Anhaltspunkte
zu gewinnen, die, wenn auch nicht in allen, doch in vielen Fällen eine Trennung der Gepräge beider Kaiser-
söhne möglich machen.
Zu letzteren Fällen zählen wir die Medaillons, insofern auf ihnen die Bildnisse in grösserem Mass-
stabe und sorgfältiger ausgeführt worden sind. Wenn wir die beiden oben beschriebenen Stücke dem
jüngeren Valerianus zuschreiben, so geschieht dies eben mit Rücksicht auf die Resultate der Deville'schen
Untersuchung. Jene Gesichtszüge, welche dieser auf Münzen, die dem Saloninus nicht zugehören können,
wohl aber dem Valerianus zugehören müssen, gefunden hat, zeigen sich mit aller Bestimmtheit in den Bild-
nissen dieser Medaillons wieder. Ihre Knabenköpfe haben eine vorgewölbte Stirne, eine kurze Nase, die
auf dem einen Stücke unschön derb gebildet ist, und wulstige Lippen, welche zu den vollen, kräftigen und
bestimmten Formen des Kopfes stimmen. Es war schon oben (zu Nr. 165) von dem Gegensatze dieser
Gesichtszüge zu jenen des Saloninus die Rede. Letztere erscheinen feiner, schmäler und regelmässiger.
In dem Kopfe des älteren der beiden Brüder finden wir uns an die Züge seines gleichnamigen Grossvaters
gemahnt, wenn wir uns diese in das unfertig Kindliche zurückversetzt denken, während der Kopf des Salo-
ninus an die zarteren und schlafferen Gesichtsformen seines Vaters erinnert.
Eine Bestätigung unserer Zutheilung, glaube ich, ist in der Rückseite des einen Medaillons mit der
Aufschrift »principi juventutis« zu finden. Die Figur des Gefangenen ist durch eine Spitzhaube als Perser
charakterisirt— eine Anspielung auf den Perserkrieg, den der Grossvater Valerianus im Jahre 254 zu
führen begonnen hatte. Damit stellt sich unser Medaillon neben die Billondenare, welche die Aufschrift
VICTORIA PARTH tragen und — den erhofften Sieg über die Feinde im Osten anticipirend — nur in dem
ersten Jahre der Caesarenwürde des jüngeren Valerian geschlagen sein können, dessen Bildniss sie zeigen.
Eben diese Billondenare sind einer der wichtigsten Stützpunkte der Untersuchung von Deville;3 sie
unterstützen auch die Zutheilung unserer Medaillons an den genannten Caesar und liefern uns einen Anhalt,
denselben dem Jahre 254 zuzuschreiben. Der fast noch knabenhafte Kopf der Vorderseite weist nicht
minder auf diese frühe Zeit, in welcher der Caesar im zwölften oder dreizehnten Lebensjahre-'- stand, dagegen
der andere Medaillon mit dem schon mehr entwickelten Gesichte dürfte einem der späteren Jahre zwischen
254 und 259 angehören.
1 Revue Numismatique, 1861, p. 257 f.
2 Medaillons p. 214, Note 2.
3 A. a. O. p. 265 und die Abbildungen ebenda pl. XII.
4 Bei seiner Ermordung war der Caesar 17 Jahre alt. Da die Proclamation des Postumus im Jahre 258 erfolgte, muss
die Blutthat an dem Caesar spätestens Anfangs 259 vor sich gegangen sein, fünf Jahre nach dessen Ernennung. Vergl.Wieters-
heim, Geschichte der Völkerwanderung, I, 2, 299.