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Maximilian <Römisch-Deutsches Reich, Kaiser, I.>; Schultz, Alwin [Hrsg.]; Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]; Treitzsaurwein, Marx [Bearb.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien): Der Weisskunig — Wien, 6.1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.5732#0009
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EINLEITUNG.

aiser Maximilian I. ist oft genug als Politiker wie als Feldherr beurtheilt worden, man hat seine

persönliche Tapferkeit, seinen Muth gefeiert, ihn den letzten Ritter genannt, aber eines seiner

JL grössten Verdienste, die Förderung, welche er der deutschen Kunst und der deutschen Wissen-
schaft seinerzeit gewährt hat, das ist in der Regel ganz übersehen worden oder man hat nur beiläufig
dessen gedacht.

Er steht am Abschluss eines grossen Zeitalters, und in gewisser Hinsicht mag man ihn als den
letzten Repräsentanten der mittelalterlichen Ritterschaft wohl betrachten, aber er gehört auch der neuen
beginnenden Periode an, indem er nicht blos den ritterlichen Uebungen sein Interesse zuwendete, wie
dies die meisten deutschen Fürsten seiner Zeit thaten, sondern auch für Kunst, für die Wissenschaft
Verständniss und Liebe besass und dieselben zu unterstützen nicht müde wurde. Schon sein Vater
Kaiser Friedrich III. hatte Interesse für die bildende Kunst gezeigt, Bauten wie die der Georgscapelle zu
Wiener-Neustadt ausgeführt und deren Ausschmückung mit Wappen und anderen Sculpturen angeordnet,
sowie er den tüchtigen Bildhauer Nicolaus Lerch aus Leyden berief, der nicht nur den Grabstein der 1467
verstorbenen Kaiserin Eleonora in Wiener-Neustadt arbeitete, sondern auch das Denkmal des Kaisers
selbst, das später in der Stefanskirche zu Wien aufgestellt wurde, anfertigte. Auch sein Grossoheim Erz-
herzog Sigmund war ein eifriger Förderer der Kunst.1 So empfing schon in früher Jugend Maximilian
mannigfache künstlerische Anregung; sein reger Wissenstrieb spornte ihn an, jede Gelegenheit zu er-
greifen, um seine Kenntnisse zu erweitern und zu vermehren. Er selbst berichtet, wie er vom Steinmetzen,
vom Maurer, vom Zimmermann sich habe unterweisen lassen, wie er mit Eifer sich der Erlernung der
Malerkunst gewidmet, wie lebhaft sein Interesse für Musik gewesen, und wie er diese schöne Liebhaberei
sein Leben hindurch gepflegt. Aber Maximilian hat auch eine tüchtige wissenschaftliche Bildung erhalten,
wenn er auch klagt, dass sein strenger Lehrer ihn von Geschichtsstudien, denen er von ganzem Herzen
zugethan war, abgehalten habe. Jedoch Latein hat er gründlich gelernt: er schreibt es später zwar nicht
correct ciceronianisch, aber fliessend und verständlich, und ein Anklang an humanistische Redewendungen
ist nicht zu verkennen; auch hatte er sich so viel Kenntniss angeeignet, dass er den so schwer verständ-
lichen Vitruv im Originale zu lesen vermochte (S. 45 5). Viele neuere Sprachen hat er sich später angeeignet
und die seinerzeit gebräuchlichen alle verstanden. Vor allem aber zogen ihn historische Studien an und
ihnen widmete er am liebsten seine freien Mussestunden. An wissenschaftlicher Bildung war er also den
meisten deutschen Fürsten, seinen Zeitgenossen, weit überlegen, und auch in dem Interesse für die Pflege
der Kunst werden ihm wenige gleichgekommen sein.

Er ist jedoch nicht nur für die Wissenschaft empfänglich, sondern regen und lebhaften Geistes will
er auch selbst schaffen und verräth eine entschiedene Neigung zu schriftstellerischer Thätigkeit.

In der Handschrift 5425 der k. k. Hofbibliothek (fol. ia) »Kaiser Maximilians etc. gedenk-
puechel. Auf der kay. Ml muntlichen bevelh hat Marx Treitzsaurwein die hierinnen be-
griffen Sachen eingeschoben Anno etc. in .VIII . X . XII. und .XIII. Jaren,« heisst es da »Ver-
merkt die puecher, so die Ro. kay. Ml dannen richten wil:

1 David Schönherr, die Kunstbestrebungen Erzherzog Sigmunds von Tirol (Jahrbuch der kunsthistorischen Samm-
lungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, I, S. 182).
 
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