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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 9.1889

DOI Artikel:
Benndorf, Otto: Das Heroon von Gjölbaschi-Trysa, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5731#0006
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DAS HEROON VON GJÖLBASCHI-TRYSA.

Von

Otto Benndorf.

uf der Höhe von Rhodos stellt sich das südwestliche Ende Kleinasiens als ein langer
Streifen duftigblauer Berge dar. Günstiger Wind treibt in einer Nacht hinüber, und
mit Tagesanbruch sieht man Schneegipfel über dunklen Ufergebirgen aufleuchten.
Man steuert ostwärts auf das in gewaltiger Oede entgegenwachsende Cap des Kragos,
an der hafenlosen flachen Bucht des Xanthosthales vorüber, jäh aufsteigenden Berg-
wänden entlang, denen unwirthliche, in nackte Inseln zerrissene Gestade mit neuen
Reihen schneebeladener Hochgipfel folgen — und diese wunderbare Verschlossenheit
des Landes behauptet sich in überraschender Grösse während der ganzen Fahrt um die lykische Halbinsel.
Es ist eine in die See herausgeschobene Schweiz, die man umkreist und von immer neuen Seiten bewundert.

Die Mitte des Südrandes von Lykien, zwischen den Küstenorten Antiphellos und Myra, bildet ein
steiles Kalkplateau. Eine der höchsten Erhebungen dieses Plateaus, eine Bergkuppe 866 Meter über dem
Meere, in Luftlinie kaum eine Stunde vom Strande entfernt — ihr heutiger Name ist Gjölbaschi, der antike
Trysa — trägt unter den Resten einer kleinen lykischen Stadt das Grabmonument, das wir als Heroon von
Gjölbaschi-Trysa veröffentlichen. Die Stätte ist durch eine vollkommene Rundschau ausgezeichnet. Ueber
umwachsene Trümmer sieht man nach Westen auf die anmuthig wechselnden Höhen und Ebenen des
Plateaus; im Osten trennt ein Thalschlund von einem höheren Küstengebirge; ehrwürdige Alpenhäupter
stehen im Norden, und südwärts in der Tiefe erschliesst sich das weite Meer, welches strahlend blau in alle
Winkel der zerklüfteten Küste dringt und ihre aufragenden Riffe, Felseilande und langgestreckten Land-
zungen in ewiger Bewegung mit weissem Glänze säumt.

Fürstlich wie diese Lage ist die Bestimmung des Monumentes zu denken. Zwar der Name des Todten
ist verschollen, aber von seinem Stande und seiner Bedeutung zeugt die Anlage des Grabmals, welches
unter den zahlreich erhaltenen Landesdenkmälern einmalig und ausserordentlich dasteht.
 
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