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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 9.1889

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Boeheim, Wendelin: Werke Mailänder Waffenschmiede in den Kaiserlichen Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5731#0387
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WERKE MAILANDER WAFFENSCHMIEDE IN DEN
KAISERLICHEN SAMMLUNGEN.

Von

Wendelin Boeheim.

ailands Bedeutung in Kunst und Wissenschaft, im Gewerbe und Handel hatte ihre
Anfänge in weit früherer Zeit, als gemeinlich angenommen wird. Oft zerstört, ent-
stand die Stadt jedesmal rasch wieder, anscheinend kräftiger als vorher, immer aber
erwuchs sie zu einer der mächtigsten und volkreichsten Italiens. Die Bedingungen,
welche diese Stadt nach so vielen Katastrophen stets wieder zurWeltbedeutung empor-
hoben, waren einestheils in der intellectuellen Kraft desVolksstammes, zum grösseren
Theile aber in ihrer günstigen örtlichen Stellung gelegen, denn der Punkt, auf welchem

Mailand steht, ist nicht allein ein strategischer im Sinne der Kriegskunst, sondern auch für die grosse
Culturbewegung. Auf einer der Hauptadern des Binnenverkehres gelegen, war es ein Knotenpunkt an der
Zweigung der Verbindung einerseits mit Frankreich über die Alpen, anderseits durch Tirol nach dem
Herzen des römischen Reiches.

Sammelte sich an diesem wichtigen Verkehrspunkte der Reichthum, so war dieser wieder zunächst
die bewegende Kraft zur gewaltigen Hebung der Künste und Gewerbe, so dass Mailand schon um die Mitte
des i3. Jahrhunderts seiner Kunstthätigkeit wegen in hohem Ansehen stand; vor Allem aber erwarb es
sich durch seine hochentwickelte technische Production und seinen intelligenten Handelsbetrieb den Ruf
der industriereichsten Stadt zu einer Zeitperiode, wo in Frankreich wie in Deutschland sich erst Anfänge
einer bedeutenderen Production merkbar machten. Diesem Umstände war es zuzuschreiben, dass die Stadt
bis ins 17. Jahrhundert herein in gewissen bedeutenden Fächern technischer Production, vorwiegend in
der Textil- und Metallindustrie, halb Europa mit ihren Erzeugnissen versorgte.

Unter den verschiedenen gewerblichen Fächern, welche in Mailand blühten, war es vorwiegend die
Waffenerzeugung, in welcher es, man kann sagen tonangebend auftrat und weithin die Nachbarländer sich
tributär machte. Fanden schon mailändische Spiesseisen und Klingen ungeachtet der drückenden Con-
currenz Brescias, Toledos und Passaus nicht unbedeutenden Absatz, auf dem Gebiete der Harnisch-
fabrikation stand Mailand ohne Rivalen da, und seine Leistungen darin waren so anerkannt, dass die An-
gabe des Erzeugungsortes genügte, um das Beste und Brauchbarste, bald auch das Schönste vorauszusetzen.

Die früheste Nachricht über die Bedeutung Mailands als Fabricationsort von Waffen dringt schon
aus dem i3. Jahrhundert zu uns. In einer Urkunde vom 17. März 1232 erklärt die Gemeinde von Vercelli
eine Fabrik von Harnischen (osbergi) zu errichten und zieht zu deren Leitung den Mailänder Warfenschmied
Aramanno Rubei (Rossi) unter Verleihung von Privilegien und mit der Bedingung heran, dass: »se et
ejus heredes in civitatis Vercellarum stare et officium Osbergariae facere«.1 Einen hochbeachtenswerthen
Passus finden wir im Chronicon Extravagans des Fiamma von 1288, in welchem bemerkt wird, dass:
»inveniuntur in nostro territorio armorum fabricatores in mirabili copia, qui cottidie fabricant cuiuscum-
que generis armaturas, scilicet loricas, thoraces, lamerias, galeas, galerias, cervelleras, collarias, cyrothecas,

1 Mandelli V., II Comune di Vercelli nel Medio Evo, II, p. 60. —
Perseveranza, 1. und 3. November 1871.
IX.

Casati Carlo. Le antiche Fabbriche d' armi Milanesi,

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