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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 9.1889

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Chmelarz, Eduard: Ein Verwandter des Breviarium Grimani in der k. k. Hofbibliothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.5731#0457
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EIN VERWANDTER DES BREVIARIUM GRIMANI
IN DER K. K. HOFBIBLIOTHEK.

Von ■

Eduard Chmelarz.

as Zierstück der jetzt königlichen, früher Marcusbibliothek in Venedig, der Miniatur-
codex, welcher nach den Aufzeichnungen des Anonimo Morelli sich im Jahre i 521
in der Sammlung des kunstsinnigen Cardinais Domenico Grimani befand und nach
dessen testamentarischer Verfügung endlich am 3o. November i5q2 in den Besitz der
Signoria überging, hat bereits vielfache literarische Behandlung erfahren. Die bedeu-
tendste derselben ist E. Harzen's Arbeit vom Jahre 1858 in Naumann's Archiv für
die zeichnenden Künste, IV, pag. 3—20.1 Seitdem ist durch die photographische
Reproduction sämmtlicher illuminirten Tafeln des Codex2 diese herrlichste Schöpfung niederländischer
Miniaturmalerei dem Genüsse, der Bewunderung und dem Studium in grösserem Masse zugänglich
geworden, aber im Ganzen hat die neuere Forschung über die Aufstellungen Harzen's hinaus keine wesent-
lichen Fortschritte gemacht.3 Nur Thausingi hat nach einer Inschrift rechts oben auf fol. 824 des Codex
(Phot. Tafel 106) und nach der. völligen Uebereinstimmung der Tafel 32 mit einer Anbetung der Könige
in der Pinakothek zu München (jetzt dem Ger. David zugeschrieben) den Jan Gossaert Mabuse unter die Mit-
arbeiter Horebout's beim Breviarium eingereiht, während der bisher als der Maler der Architekturen im
Codex bezeichnete Lievin de Witte von Gent durch Hymans5 aus deren Liste ganz gestrichen wurde,
da er noch 1578 unter den Lebenden weilte. An dessen Stelle wird nun von Hymans der Lievin de
Laethem aus Antwerpen gesetzt, welcher 1493 in die dortige Lucasgilde aufgenommen wurde.

Die Frage nach den Mitarbeitern Horebout's bei dem Breviarium harrt also noch der endgiltigen
Lösung, aber die von Harzen aufgezählte Reihe anderer gleichfalls von Horebout's Hand stammender
Miniaturwerke glauben wir anerkennen zu dürfen, besonders in Ansehung zweier Bücher, die sich in der
k. k. Hofbibliothek befinden. Es ist dies das Gebetbuch Karls V. (Hofbibliothek, Ms. i85a,)6 und der Hor-
tulus animae (ebenda, Ms. 2706), dessen Würdigung die nachfolgenden Zeilen ausschliesslich gewidmet
sein sollen.

1 Mit dem Titel: Gerhard Horebout von Gent, IUuminist des Breviars Grimani in der St. Marcusbibliothek zu Venedig.

2 Facsimile delle miniature contenute nel breviario Grimani . . . eseguito in fotografia da Antonio Perini con illu-
strazioni di Francesco Zanotto. Venezia, Perini, 1862. Ein Band mit reichem Text und 110 Tafeln in 4".

3 Das Büchelchen von Soranzo: Un coup-d'ceil au Breviaire Grimani, Venise 1881, kl. 8°, ist ein anspruchsloser Auszug
aus Zanotto's Text zu Perini's Tafeln.

4 Dürer's Briefe, Tagebücher und Reime in F.itelberger's Quellenschriften, Band III, die Anmerkung zu 105, 2.

5 In seiner Ausgabe von Karel van Mander's Leven der Nederlandsche en eenige Hoogduitsche Schilders. Paris 1884,1, 74.

11 Meines Erachtens wäre aber mit noch grösserem Rechte das Manuscript 1858 hier zu nennen, nämlich das Andachts-
buch, welches Karl V. seinem Vetter Adrien Croy schenkte. Hieher gehört wohl auch jenes Horarium der königl. Bibliothek in
Brüssel, welches, weil es defect ist, auseinandergenommen wurde und in einem Drehkasten daselbst ausgestellt ist.
 
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