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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 12.1891

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Abhandlungen
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Schäffer, August: Die Landschaften der Gemälde-Galerie des Allerhöchsten Kaiserhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.5903#0249
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DIE LANDSCHAFTEN
DER GEMÄLDE-GALERIE DES ALLERHÖCHSTEN KAISERHAUSES.

Von

August Schaeffer.

ei der Aufmerksamkeit, welche man dermalen auch auf dem Gebiete der Kunst-
forschung der Landschaftsmalerei, und zwar mit vollem Rechte, zuwendet, durfte
es vielleicht als eine Art von Consequenz aufgefasst werden, wenn ich mir die
Aufgabe gestellt habe, in Nachstehendem die Landschaften der kaiserlichen Ge-
mäldesammlung einer eingehenderen Beschreibung zu unterziehen, als dies in
Galerie-Katalogen üblich zu sein pflegt.

Diese möglichst gründlich erfolgende Würdigung derselben soll ihren Aus-
gangspunkt vom rein fachlichen Standpunkte aus nehmen und daher die Landschaftsmalerei, wie
schon längst ihre figurale Schwesterkunst, auch in all ihren Beziehungen, geistigen wie seelischen
Gehaltes, die entsprechende Erörterung finden.

Die nachfolgende Beschreibung der Landschaften und die sich hieran schliessenden kritischen
Betrachtungen habe ich in drei Hauptgruppen getheilt, auf deren erste die Italiener entfallen, während
die zweite und dritte Gruppe die Werke der niederländischen und deutschen Meister zum Vor-
wurfe haben werden.

I. Die Italiener.

Es ist eine bekannte Thatsache, dass, ehe man in der christlichen Kunst auf die Idee kam, selbst-
ständige Landschaften zu malen, die Landschaftsmalerei nur als Beigabe zu den Figuren statt dem in
der Frühkunst angewendeten »Fond d'or« zu betrachten war. Die Wichtigkeit der Landschaftsmalerei,
namentlich in Beziehung zu den Hintergründen bei figuralen Darstellungen, ist bisher wohl nicht genug
gewürdigt worden, besonders wenn man in Betracht zieht, dass der landschaftliche Hintergrund zu-
meist und oft gar wesentlich zur näheren Erklärung des dargestellten Vorganges zu dienen hat. Dem-
selben ist daher nicht allein die Aufgabe zugewiesen, den localen Charakter der Gegend, in welcher
sich diese oder jene Handlung abspielt, zu kennzeichnen, sondern er nimmt den wesentlichsten Einfluss
auf Gestaltung und Colorit der Figuren, indem ja doch beide Factoren, Landschaft und Figuren, zu
einem harmonischen Ganzen vereinigt, in eine wechselseitige Beziehung treten und daher auch die
volle gegenseitige Rücksichtsnahme erfordern.

Mit dem ersten Aufschwünge zur naturgerechten, der rein typischen Gestaltung mehr und mehr
entsagenden Darstellung stellte sich auch sofort das Bedürfniss heraus, die Figuren, sobald es die
Handlung zulässt oder aber gar erfordert, in die freie Natur zu versetzen. Hiedurch ergab sich die
folgerichtige Nothwendigkeit, der Landschaft eine mindestens ähnliche Aufmerksamkeit zuzuwenden
wie dem figürlichen Theile eines Gemäldes. Damit war aber auch der Landschaftsmalerei überhaupt
der Boden gegeben, auf welchem ihre später so weitgehende Entwicklung zu erfolgen vermochte.
Länger als in den Niederlanden verharrte in Italien die Landschaftsmalerei in ihrer Unterordnung zur
 
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