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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 13.1892

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I. Theil: Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Leone Leoni's Medaillen für den kaiserlichen Hof
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https://doi.org/10.11588/diglit.5884#0113
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Leone Leoni's Medaillen für den kaiserlichen Hof.

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Als Schlussvignette dieser Abhandlung ist ein Kleinod gewählt worden, welches aus dem Besitze des in ihr vielfach
genannten Protectors des Leone, Granvela, stammt, später nach Ambras gelangte und sich nun in der Sammlung ge-
schnittener Steine des Allerhöchsten Kaiserhauses befindet. Es ist ein Camee aus Alabaster (?) und zeigt auf der Vorderseite
den von vorne gesehenen Kopf des Laokoon in sehr strenger, sorgfältiger Ausführung aber flachem Relief, das wohl durch
die geringe Dicke des verfügbaren Materiales bedingt war. Die Rückseite der Fassung enthält auf einem Grunde von
schwarzem Email eine goldene Schrifttafel in antiker Form; auf ihr steht der Wahlspruch Granvela's mit der Jahreszahl:

DVRA'E
• 15 • 46 •

Der Grund ist mit trefflich stilisirtem Laubwerk ausgefüllt. Mit voller Sicherheit lässt sich allerdings nicht behaupten, dass
Leone den Camee selbst gearbeitet habe; von seinen Werken im Steinschnitt kennen wir nur jenen mit Karl V. und Don
Philipps Bildniss aus dem Metallguss (siehe oben S. 71), den er als Medaille bearbeitete, so dass uns ausreichendes Materialc
zur Beurtheilung fehlt. Wir müssen uns also hier darauf beschränken, die Vollendung in der Durchführung des Kopfes hervor-
zuheben, welche unserem Meister, wenn er der Urheber dieses Werkes war, alle Ehre macht. — Sehr wahrscheinlich aber ist
die Fassung des Camees seiner Hand zu verdanken. Erinnern wir uns an die für Leone's Laufbahn entscheidenden Vor-
gänge jenes Jahres 1546, das in der Fassung genannt ist: damals bot ihm Granvela die Betreibung seiner Angelegenheit bei
Hofe an und erreichte in der That so viel, dass I^eone's Ernennung zum Bildhauer des Kaisers noch vor November des-
selben Jahres als gesichert betrachtet werden konnte. Zu eben jener Zeit schuf Leone ferner mehrere Goldschmiedarbeiten,
welche die Bewunderung seiner Freunde erregten. 1 Endlich kommt dazu der Charakter der Schrift und die Interpunction
in der Jahreszahl, die wir auch auf seinen Medaillen finden, sowie die schöne Zeichnung der Laubzüge, die an die Stilisi-
rung der Ornamente der Rüstungen und Frauengewänder seiner Schaumünzen erinnert. Nach all' diesen Merkmalen und
dem Zusammentreffen der angeführten Zeitumstände liegt die Annahme nahe, dass unser Meister für seinen Beschützer;
um diesem seine Dankbarkeit zu bezeigen, den Camee, sei er nun von ihm selbst oder von einem Anderen gearbeitet, in
die schöne, mit Granvela's Wahlspruch gezierte Fassung gebracht und diesem zum Geschenke gemacht habe.

1 Plön, p. 249—251.
 
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