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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 13.1892

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Boeheim, Wendelin: Die Zeugbücher des Kaisers Maximilian I. [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5884#0114
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DIE ZEUGBÜCHER DES KAISERS MAXIMILIAN I.

Beschrieben und erläutert von

Wendelin Boeheim.

Vorwort.

as artistisch-literarische Denkmal, welches unter der Bezeichnung »Die Zeughücher
des Kaisers Maximilian I.« bekannt ist und in den nachfolgenden Blättern einer
eingehenden Betrachtung und Würdigung unterzogen werden soll, steht in keinem
idealen Zusammenhange mit jenen grossen, in der Kunstliteratur ihrer Zeit einzig
dastehenden Werken, welche Kaiser Maximilian I. zum Preise seines Hauses
und zur Verewigung seiner eigenen Thaten theils schon selbst veröffentlichte, theils
zur Herausgabe vorbereitet oder doch für eine Publication bestimmt hatte. Weder
durch seinen Gegenstand noch durch seine künstlerische Ausstattung reiht es sich den unvergleichlichen
WTerken eines Albrecht Dürer, Hans Schäufelein, Hans Burgkmair und anderer Koryphäen
deutscher Frührenaissancekunst an, welche unter dem mächtigen geistigen Einflüsse dieses genialen und
hochgebildeten Herrschers entstanden sind. Dem Inhalte der Zeugbücher fehlt völlig der epische Zug,
der alle vorberührten Werke, namentlich aber den »Theuerdank«, den »Weisskunig«, den »Triumph«
und den »Freidal« durchweht; sie bilden kein Werk, das in seinem Gegenstande von einer schwungvollen
Idee getragen ist; im Gegentheile erscheinen sie als nichts mehr als ein nüchternes Bilderschema, ein
wenn auch reich ausgestattetes und sorgfältig zusammengetragenes, in erster Linie praktischen Bedürf-
nissen Rechnung tragendes, umfangreiches Nachschlagewerk zu Händen des Kaisers selbst über all' sein
in den Erblanden vorhandenes Streitmaterial und es lag nur in dem Geiste einer kunstfreudigen Zeit,
dass sich in demselben decorative Beigaben finden, welche allerdings weit unter dem Niveau der Lei-
stungen der obgenannten Kunstheroen stehen, immerhin aber der Beachtung des Kunsthistorikers nicht
entgehen dürfen.

Welche Absicht aber immer bei dem Entstehen sämmtlicher Werke des Kaisers Maximilian I.
obgewaltet haben mochte, in Einem kommen die Zeugbücher desselben allen übrigen gleich, dass sie,
ungeachtet ein solches Ergebniss nicht unmittelbar angestrebt scheint, dennoch zur Verherrlichung des
kaiserlichen Herrn in einem überraschenden Grade beitragen.

Nicht ohne Absicht wählte ich hier das Epitheton »überraschend«; denn es gibt in unserer Zeit, in
welcher die Wissenschaften eine so vielseitige fachliche Austheilung und damit auch eine Vertiefung er-
fahren haben, kaum mehr ein handschriftliches Quellenwerk von so eminenter Bedeutung, welches in
der Literatur so wenig berührt wurde, wie die Zeugbücher des Kaisers Maximilian I.1 Diese That-

1 Jahrbücher der Literatur 1829, Anzeigeblatt. Es beginnt hier ohne jede fachliche Einleitung oder wissenschaftliche
Erläuterung nach irgend einer Seite hin eine nicht überall correcte Abschrift der Reime. Im nächsten Jahrgange folgt eine
Fortsetzung, welche ohne irgend welche Motivirung abbricht. — Quellen zur Geschichte der Feuerwaffen, herausgegeben
vom Germanischen Museum in Nürnberg. — Boeheim W., Die alten Geschütze im k. k. Artillerie - Arsenale zu Wien,
Mittheilungen der k. k. Central-Commission, Bd. IX und X. — Dolleczek Anton, Geschichte der österreichischen Artil-
lerie, 1887. Hier werden sämmtliche noch zu beschreibenden Codices irrig als von dem Nürnberger Maler Glockenton ge-
fertigt angegeben.
 
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