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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 13.1892

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I. Theil: Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Die Zeugbücher des Kaisers Maximilian I. [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5884#0117
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Die Zeugbücher des Kaisers Maximilian I.

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Die Familie Freysleben stammt aus Franken, wo namentlich in Würzburg bedeutende Stuckgiesse-
reien bestanden. Erzherzog Sigismund hatte sich vermuthlich in Bartholomäus aus diesem Lande
einen mit dem artilleristischen Zeugswesen wohlvertrauten Mann verschrieben. Sicher schon vor 1490 war
er als Zeugschlosser in den Diensten des Erzherzogs; aber erst von diesem Jahre an finden wir ihn in den
Urkunden. Er wird nämlich am 15. April dieses Jahres von König Maximilian als dessen Schlosser mit
der Verpflichtung aufgenommen, dass er nur für ihn und den Erzherzog Sigismund arbeiten dürfe;
dafür erhalte er 100 Gulden rh. jährlichen Gehalt, ferner 80 Gulden für Speise auf seine Person und
50 Gulden für jeden Knecht.1 Erzherzog Sigism-unds Zeugmeister war damals der bekannte Gussmeister
Linhart Peringer. Noch am Ende dieses Jahres wird er seiner geleisteten Dienste halber von Steuer,
Wacht und Gericht befreit.2 Im Jahre 1493 wurde Freysleben zum Zeugmeister Sigismunds und
Maximilians ernannt und wurde ihm durch Peringer das Zeughaus zu Innsbruck und vermuthlich
auch jenes zu Sigmundskron übergeben. Im August 1495 wurde er zur Einrichtung des dortigen Zeug-
hauses nach Wien berufen, woselbst er längere Zeit verweilte.3 Am 22. Mai 1500 erliess Maximilian die
erste Instruction an seinen obersten Zeugmeister zu Innsbruck über alle binnen zwei Jahren auszuführenden
Arbeiten, wobei er jedoch schon auf eine erweiterte Thätigkeit Freysleben's dadurch abzielt, dass er
ihm den Auftrag gibt, in den niederösterreichischen Landen zur Sicherstellung des Rohmaterials umher-
zureisen. Auf dieser Fahrt begleitete ihn ein Knecht und der Hüttenschreiber Johann Frund.* Im
Jahre 1503 ernennt ihn König Maximilian zu seinem obersten Hauszeugmeister in den österreichi-
schen Erblanden und es wird ihm speciell die Verwaltung des Wiener Zeughauses übertragen. Im
Jahre 1507 zieht sich Freysleben das Missfallen des Königs zu. Er hatte etliche Schlangen und
Hakenbüchsen nach Lindau geschickt, welche der König rheinabwärts nach Burgund zu senden beab-
sichtigte. Vorsichtshalber liess sie dieser nach Mainau transportiren und einschiessen; dort hatten sich
dieselben als ungleich gebohrt erwiesen, weshalb der Büchsenbohrer Claus Ebner nach Lindau be-
rufen werden musste, um dieselben neu zu bohren, was doppelte Kosten verursachte. Hätte sie der
König nach Burgund geschickt oder im Kriege verwendet, schreibt Maximilian, wäre ihm Spott und
Nachtheil erwachsen. Man möge Freysleben seinen Unfleiss vorhalten und einen Quatembersold ab-
ziehen.5 Noch im selben Monate vertheidigt sich Freysleben gegen diese Anschuldigungen, klagt
über Geldmangel, wodurch Alles liegen bleiben müsse, und weist darauf hin, dass er immer auf Reisen
sei und nicht Aufsicht halten könne.6 Der Ausgang der Angelegenheit ist aus den Acten nicht ersicht-
lich; doch scheint dieselbe beigelegt worden zu sein. Wir entnehmen dies aus der Schlussbemerkung
in der Instruction Königs Maximilians an Freysleben für das Jahr 1508, worin es heisst, dass so-
wohl dieser als der Hauszeugschreiber Hans Kugler einig handeln und jeden Mangel der Regierung
in Innsbruck sogleich anzeigen sollten, damit demselben abgeholfen werden könne. 7

Noch 1509 ertheilt Kaiser Maximilian ihm und seiner Familie die Bestätigung seines alten
Adels und seines Wappens und er erscheint auch am 22. December dieses Jahres noch auf dem Land-
tage zu Bozen. Von dieser Zeit an verschwindet er uns aber völlig aus den Blicken; doch scheint er noch
1511 am Leben gewesen zu sein; denn in diesem Jahre wird die Familie immatriculirt.

Bartholomäus Freysleben war mit Barbara, der Tochter des Wolfgang von Windegk,
vermählt. Er und seine Ehegattin, welche »phintztag vor sand Mathaistag« (19. September) 1499 aus
dem Leben schied, liegen im südlichen Kreuzgange des Prämonstratenser-Chorherrenstiftes Wilten be-
graben, wie auf dem noch dortselbst befindlichen Grabsteine zu lesen ist.

' Jahrbuch II, Regesten Schönherr's aus dem k. k. Statthaltcrciarchiv Innsbruck, Reg. 497. — Jahrbuch I, Rcgcsten
aus dem k. und k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien, Reg. 172.
- Jahrbuch II, Reg. 500.

3 Jahrbuch II, Reg. 531.

4 Jahrbuch II, Reg. 616. Die einzelnen Punkte der Anordnungen Maximilians sowie der alten Inventarien werde ich
bei den betreffenden in den Zeugbüchern enthaltenen Objcctcn näher berühren.

5 Jahrbuch II, Reg. 846.

6 Jahrbuch II, Reg. 85 3.

7 Jahrbuch II, Reg. 876.

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