Paulus van Vianen. (3 y
erscheint hier vielfach benutzt. Dass Vianen der gebende und nicht der empfangende Theil war,
beweist die noch zu besprechende Zeichnung Vianen's zu dem Musenrelief. Wir sehen hier einmal in
§eistige Werkstatt unseres Künstlers.
Durch Sandrart wissen wir, dass Vianen mit Hans von Achen, Kaspar Lehmann und Zacharias
Beizer durch innige Freundschaft verbunden war. Das Freundschaftsverhältniss zwischen Hans von
Au
cnen und Paulus van Vianen ist auch sonst beglaubigt.
Nach einer Zeichnung Jan Lutma's des Aelteren, des berühmten Amsterdamer Goldschmiedes und
e"ndes von Rembrandt, hat sein Sohn Jakob Lutma eine bereits erwähnte Radirung gefertigt, die
11 n'er verkleinert reproduciren (Fig. i). Ein Maler in halber Figur,
aus dem Bilde herausblickt, malt ein Porträt; im Hintergrunde
teht ein zweiter Künstler; das Ganze ist umgeben von einer Car-
^>uc :e im Stile Adam van Vianen's. Der erste Abdruckszustand dieser
irung ist signirt: »Joannes Lutma d'oude inv., Jacobus Lutma
1 aqua forti et excud.« Der zweite Etat hat die weitere Aufschrift:
n nac tabella qui pingitur Joannes ab Aken, qui pingit Paulus
lanensis, uterque arte celeberrimus.« Dieselbe bestätigt die Nach-
richt des Münchener Zunftbuches über die Beschäftigung Vianen's mit
alerei. Die Zeichnung Lutma's des Aelteren, die Vorlage zu der be-
triebenen Radirung, ist wahrscheinlich nicht nach der Natur ge-
Inacnt: sondern scheint aus dem Gedächtnisse hingeworfen zu sein;
•*an Lutma d'oude wird mehrfach als Schüler Paul van Vianen's F'S'
Zeichnet1 und mag vielleicht in späteren Tagen in Erinnerung
an eme derartige Atelierscene seinen Lehrer und dessen Freund im Bilde festzuhalten versucht haben.
Aber Paul van Vianen selbst hat seiner Freundschaft mit Hans von Achen, den er schon in
München kennen zu lernen Gelegenheit hatte, ein schönes Denkmal gesetzt, indem er an der Trionfi-
tanne der kaiserlichen Sammlungen unter den grossen unsterblichen Meistern der Kunst ein sprechen-
des Bildniss seines Freundes in getriebener Arbeit angebracht hat.
Diese Freundschaft mit Hans von Achen wirft ein günstiges Licht auf Paulus van Vianen. Wir
lernen Hans von Achen aus seinen Bildern als einen bedeutenden Maler seiner Zeit kennen und wissen,
dass er der künstlerische Vertrauensmann Kaisers Rudolf IL, in dessen letzten Lebensjahren sogar eine
der wenigen Vertrauenspersonen desselben überhaupt war; wir wissen aber auch aus zeitgenössischen
Sehilderungen und Acten, dass er ein fleckenloser, untadeliger Charakter war.2
Im Gegensatze zu anderen Künstlern am Hofe Rudolf II. kommt Vianen im Laufe seiner fast
neunjährigen Stellung in der kaiserlichen Kammer in den Hofzahlamtsrechnungen nur mit seiner Hof-
besoldung, die nie erhöht wurde, vor; Gnadengaben, Geschenke, Befreiungen etc., welche andere
Künstler in Hülle und Fülle erhielten, scheint er weder gesucht noch bekommen zu haben. Anf-
allender ist, dass auch keine Zahlungen für gelieferte Arbeiten angeführt erscheinen. Nichtsdesto-
weniger wissen wir aus erhaltenen Werken, Inventarien und seinem eigenen Memoriale, dass er nicht
Ur für fremde Potentaten sondern auch für Kaiser Rudolf II. eifrig gearbeitet hat. Dieser anscheinende
Widerspruch erklärt sich wohl folgendermassen: Viele Künstler und Kunstsachen wurden nicht aus
den öffentlichen Eingängen des Kaisers und Königs sondern aus den Privateinkünften desselben be-
2ahlt; dies war unter Kaiser Rudolf II. sogar in vorwiegendem Masse der Fall. Hiedurch fehlen
2ahlreiche Ausgaben für Kunsterwerbungen, die uns durch anderweitige Urkunden überliefert sind,
ln den Hofzahlamtsrechnungen; die alten Verrechnungen der geheimen Kammer der Kaiser sind uns
a°er leider nicht erhalten sondern mit anderen Acten der Hofämter periodisch vernichtet worden.
1 Immerzeel, Nagler, Demmin. Wenn Lutma der Aeltere, geb. 1581, der Schüler Vianens war, dann kann er diese
Lchrzeit nur in München oder in Prag zurückgelegt haben.
2 Vgl. A. Vcnturi, Zur Geschichte der Kunstsammlungen Kaisers Rudolf II. im Repertorium für Kunstwissenschaft,
"1, und F. Hurter: Philipp Lang, Kammerdiener Rudolfs II., Schaffhausen 1851.
9*
erscheint hier vielfach benutzt. Dass Vianen der gebende und nicht der empfangende Theil war,
beweist die noch zu besprechende Zeichnung Vianen's zu dem Musenrelief. Wir sehen hier einmal in
§eistige Werkstatt unseres Künstlers.
Durch Sandrart wissen wir, dass Vianen mit Hans von Achen, Kaspar Lehmann und Zacharias
Beizer durch innige Freundschaft verbunden war. Das Freundschaftsverhältniss zwischen Hans von
Au
cnen und Paulus van Vianen ist auch sonst beglaubigt.
Nach einer Zeichnung Jan Lutma's des Aelteren, des berühmten Amsterdamer Goldschmiedes und
e"ndes von Rembrandt, hat sein Sohn Jakob Lutma eine bereits erwähnte Radirung gefertigt, die
11 n'er verkleinert reproduciren (Fig. i). Ein Maler in halber Figur,
aus dem Bilde herausblickt, malt ein Porträt; im Hintergrunde
teht ein zweiter Künstler; das Ganze ist umgeben von einer Car-
^>uc :e im Stile Adam van Vianen's. Der erste Abdruckszustand dieser
irung ist signirt: »Joannes Lutma d'oude inv., Jacobus Lutma
1 aqua forti et excud.« Der zweite Etat hat die weitere Aufschrift:
n nac tabella qui pingitur Joannes ab Aken, qui pingit Paulus
lanensis, uterque arte celeberrimus.« Dieselbe bestätigt die Nach-
richt des Münchener Zunftbuches über die Beschäftigung Vianen's mit
alerei. Die Zeichnung Lutma's des Aelteren, die Vorlage zu der be-
triebenen Radirung, ist wahrscheinlich nicht nach der Natur ge-
Inacnt: sondern scheint aus dem Gedächtnisse hingeworfen zu sein;
•*an Lutma d'oude wird mehrfach als Schüler Paul van Vianen's F'S'
Zeichnet1 und mag vielleicht in späteren Tagen in Erinnerung
an eme derartige Atelierscene seinen Lehrer und dessen Freund im Bilde festzuhalten versucht haben.
Aber Paul van Vianen selbst hat seiner Freundschaft mit Hans von Achen, den er schon in
München kennen zu lernen Gelegenheit hatte, ein schönes Denkmal gesetzt, indem er an der Trionfi-
tanne der kaiserlichen Sammlungen unter den grossen unsterblichen Meistern der Kunst ein sprechen-
des Bildniss seines Freundes in getriebener Arbeit angebracht hat.
Diese Freundschaft mit Hans von Achen wirft ein günstiges Licht auf Paulus van Vianen. Wir
lernen Hans von Achen aus seinen Bildern als einen bedeutenden Maler seiner Zeit kennen und wissen,
dass er der künstlerische Vertrauensmann Kaisers Rudolf IL, in dessen letzten Lebensjahren sogar eine
der wenigen Vertrauenspersonen desselben überhaupt war; wir wissen aber auch aus zeitgenössischen
Sehilderungen und Acten, dass er ein fleckenloser, untadeliger Charakter war.2
Im Gegensatze zu anderen Künstlern am Hofe Rudolf II. kommt Vianen im Laufe seiner fast
neunjährigen Stellung in der kaiserlichen Kammer in den Hofzahlamtsrechnungen nur mit seiner Hof-
besoldung, die nie erhöht wurde, vor; Gnadengaben, Geschenke, Befreiungen etc., welche andere
Künstler in Hülle und Fülle erhielten, scheint er weder gesucht noch bekommen zu haben. Anf-
allender ist, dass auch keine Zahlungen für gelieferte Arbeiten angeführt erscheinen. Nichtsdesto-
weniger wissen wir aus erhaltenen Werken, Inventarien und seinem eigenen Memoriale, dass er nicht
Ur für fremde Potentaten sondern auch für Kaiser Rudolf II. eifrig gearbeitet hat. Dieser anscheinende
Widerspruch erklärt sich wohl folgendermassen: Viele Künstler und Kunstsachen wurden nicht aus
den öffentlichen Eingängen des Kaisers und Königs sondern aus den Privateinkünften desselben be-
2ahlt; dies war unter Kaiser Rudolf II. sogar in vorwiegendem Masse der Fall. Hiedurch fehlen
2ahlreiche Ausgaben für Kunsterwerbungen, die uns durch anderweitige Urkunden überliefert sind,
ln den Hofzahlamtsrechnungen; die alten Verrechnungen der geheimen Kammer der Kaiser sind uns
a°er leider nicht erhalten sondern mit anderen Acten der Hofämter periodisch vernichtet worden.
1 Immerzeel, Nagler, Demmin. Wenn Lutma der Aeltere, geb. 1581, der Schüler Vianens war, dann kann er diese
Lchrzeit nur in München oder in Prag zurückgelegt haben.
2 Vgl. A. Vcnturi, Zur Geschichte der Kunstsammlungen Kaisers Rudolf II. im Repertorium für Kunstwissenschaft,
"1, und F. Hurter: Philipp Lang, Kammerdiener Rudolfs II., Schaffhausen 1851.
9*