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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Die Zeugbücher des Kaisers Maximilian I., [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0327
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DIE ZEUGBÜCHER DES KAISERS MAXIMILIAN I.

Beschrieben und erläutert von

Wendelin Boeheim.

(Schluss.)

ie die im I. und III. Bande beschriebenen Zeughäuser des Kaisers zur Sicherung
der Westgrenze, so waren die im II. Bande enthaltenen zu Wien, Osterwitz, Graz
und Görz zur Sicherung der Ostgrenze der Erbländer gegründet. Die südlicher
gelegenen, wie jene in Sigmundskron, Görz und Verona, waren überdies dazu
bestimmt, für den ersten Bedarf gegen Italien zu dienen.

Die Errichtung der im II. Bande behandelten Zeughäuser in Wien, Oster-
witz, Graz und Görz war von Maximilian I. unmittelbar nach seinem Regierungs-
antritte in Aussicht genommen und nur die unzulänglichen Geldmittel waren die Ursache, dass die-
selben, mit Ausnahme jenes zu Wien, erst in den letzten Regierungsjahren des Kaisers als errichtet
und leidlich ausgestattet angesehen werden konnten. Es war die höchste Zeit. Denn bekanntlich hatte
das Verhältniss mit der Pforte bereits eine bedenkliche Wendung genommen, welche jeden Augenblick
zum offenen Ausbruch führen konnte, der ja wenige Jahre darauf in der That erfolgt ist.

Von den hier vorgeführten Zeughäusern ist jenes von Wien das erste, welches errichtet wurde.
Die Anfänge hiezu datiren bereits von 1495, in welchem Jahre Freysleben zu dem gedachten Zwecke
nach Wien berufen wurde. Seine Ausrüstung wurde anfänglich und mit nicht unbedeutender Eil-
fertigkeit vom Zeughaufe zu Innsbruck besorgt, welches immer als das hervorragendste und, weil am
Orte der vorzüglichsten Giessereien gelegen, als das bestdotirte erschien. Doch machte der Kaiser bald
Anstalten, die Geschützgiesserei zu decentralisiren, um möglichen Gefahren vorzubeugen. So entstand
die Giesserei zu Wien unter Jörg Seelos und Hans Turing, jene in der Fuggerau bei Villach, später
zu Verona, beide unter Hans Schnee, zu Roveredo unter Peter Burgundier und später solche auch
an anderen Orten.

Ueber die Lage des Wiener Zeughauses, welches bis zum Jahre 1514 zum zweitgrössten der Erb-
lande herangewachsen war, sind uns bis jetzt keine zuverlässlichen Nachrichten überliefert worden.
Einzig Schlager' bringt solche, welche anscheinend nur das kaiserliche Streitschiff-Arsenal betreffen;
deutliche Anzeichen führen jedoch zu der Ueberzeugung, dass an der von Schlager bezeichneten Stelle
beim Neuthore, ausserhalb der Stadtmauern, von der Zeit Friedrich III. an und bis 1537 nicht nur die
kaiserlichen Streitschiffe: Galeeren und Nassaden etc. sondern auch der Zeug für das Heer: Geschütze,
Handwaffen und anderes Kriegsmaterial aufbewahrt wurden. Der Punkt, wo dieses Zeughaus gestanden
hat, wird in einer Urkunde des Wiener Stadtarchives vom 20. October 1561 noch ziemlich genau als
ausserhalb der (alten) Ringmauern gelegen angegeben.2 Noch am Beginne des XVI. Jahrhunderts wird

1 Schlager J. E., Wiener Skizzen, N. F., III, Wien 1846, »Beiträge zur Geschichte des Wiener Flussstreitschiff-Arsenals
vor dem Neuthore«, S. 273.

2 Wien 1561, 20. October. Der stat Wienn donation über den platz, darauf das alte arsional gestanden. — »Wir
Maximilian (II.) etc. bekennen hiemit öffentlich und thuen kund mäniglich: Als die Römisch auch zu Hungarn und Böheimb
königl. majest., unser gnädigster und liebster herr und vatter, von mehrer Sicherheit wegen und aus villerlai beweglichen
 
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