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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 17.1896

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Abhandlungen
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Schlosser, Julius von: Giusto's Fresken in Padua und die Vorläufer der Stanza della Segnatura
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https://doi.org/10.11588/diglit.5904#0017
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GIUSTO'S FRESKEN IN PADUA
UND DIE VORLÄUFER DER STANZA DELLA SEGNATURA.

Von

Julius von Schlosser.

I.

Giusto's Fresken der Theologie und Philosophie bei den Eremitani %u Padua
und die Miniaturen einer Ambraser Handschrift.

adua »la dotta«, die Stätte emsiger gelehrter Arbeit, hat auch den musischen Lor-
beer um ihre Mauerkrone zu winden gewusst, trotz der vielen eifersüchtigen
Schwestern zu beiden Seiten des Po. In ihrer Bannmeile, in der anmuthigen
Landschaft der Euganeerberge, hat Petrarca Frieden und seine letzte Ruhestätte
gefunden; aber nicht nur dem Dichter und Gelehrten, auch den Künstlern, ein-
heimischen wie fremden, waren die Thore gastlich geöffnet. Abgesehen von den
Werken anderer Art, die die schöne und ernste Stadt am Bacchiglione den
Freunden alter Kunst so werth machen, behauptet sie in der Geschichte des italienischen Fresco einen
Rang, den ihr selbst grössere und bedeutendere Pflegestätten der Kunst nicht bestreiten dürfen. Birgt
sie doch in ihren Kirchen und Kapellen vier Freskencyklen, deren jeder ein representative work der
vier Perioden der oberitalienischen Kunstgeschichte von i3oo bis 1500 zu nennen ist, aus den Händen
jener Meister selbst hervorgegangen, die diesen Perioden ihr charakteristisches Gepräge gegeben haben.
Selbst die Heimatstadt Giotto's kann sich nicht rühmen, ein umfangreicheres Werk des grossen Er-
neuerers der Malerei zu besitzen, als es die Fresken der Arenakapelle in Padua sind, und den Haupt-
meister der älteren Veroneser Schule, Altichiero, kann man überhaupt nur hier, in der Cappella San
Felke und im Oratorio di San Giorgio, kennen lernen. Durch einen Sohn der Stadt, durch Mantegna,
und seine Gemälde bei den Eremitani ist das norditalienische Quattrocento in einem seiner einfluss-
reichsten Repräsentanten vertreten und glänzend, wie er begonnen hat, schliesst der Reigen mit dem
einzigen erhaltenen Frescowerk eines der grössten Venezianer, den Wandgemälden des jungen Tizian
und seiner Genossen in der Scuola des Stadtheiligen von Padua. Die Stadt ist sich schon in alter Zeit
ihres künstlerischen Reichthums bewusst gewesen: Zeuge dessen der wackere Lobredner seiner Heimat,
der literarisch gebildete Leibarzt der Este, Michele Savonarola, des unglücklichen Reformators von
Florenz Grossvater. In seinem 1445 verfassten Büchlein über Padua, einem der schönsten Zeugnisse
italienischen Bürgergeistes, berichtet er, dass aus allen Gegenden strebsame Kunstjünger nach Padua
gepilgert seien, um hier an dessen malerischen Schätzen Auge und Hand zu bilden. Es ist zu be-
denken, dass Savonarola schon seiner Lebenszeit nach eigentlich noch im Banne der alten Kunst
steht, obwohl er die Malerei bereits im Sinne der neuen Bestrebungen als einen Theil der Perspective
auffasst. Doch erwähnt er ausschliesslich Künstler des Trecento, als deren grösster ihm Giotto gilt;
er lebt eben in der durch Pisanello's Namen charakterisirten Uebergangszeit: Mantegna ist damals erst
XVII. 2**

Pflege
der Malerei
in Padua.
 
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