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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 17.1896

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Abhandlungen
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Chmelarz, Eduard: Georg und Jakob Hoefnagel
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https://doi.org/10.11588/diglit.5904#0294
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GEORG UND JAKOB HOEFNAGEL

Von

Eduard Chmelarz.

er bedeutendere und schon von seinen Zeitgenossen aufs Höchste gerühmte der
beiden Hoefnagel ist jedenfalls der ältere, Georg, welcher 15421 als Sohn reicher
Eltern in Antwerpen zur Welt kam. Sein Vater Jakob war Diamantenhändler
und seine Mutter Elisabeth die Tochter eines wohlhabenden Goldschmiedes.
Unter so günstigen Verhältnissen aufwachsend, scheint Georg eine treffliche Er-
ziehung und wissenschaftliche Ausbildung genossen zu haben, was sich später in
der geistvollen Art seiner künstlerischen Leistungen und in seinen wohlgeformten

lateinischen Versen zur Genüge bekundet. Nur von der Künstlerlaufbahn wollte der praktische Vater
nichts wissen und der Biograph der holländischen Künstler, Karel van Mander,2 erzählt hievon die
üblichen Geschichtchen: wie der Knabe, seinem starken Antriebe zur Malerei folgend, sich nur ins-
geheim mit den unzureichendsten Mitteln im Zeichnen üben konnte, bis ein Abgesandter des Herzogs
von Savoyen, ihn zufällig belauschend, sein Talent entdeckte und im Vereine mit Georgs Schulmeister
den strengen Kaufherrn bestimmte, dem jungen Talente keine allzu grossen Schwierigkeiten in den
Weg zu legen. Von einem geregelten Kunstunterrichte hören wir allerdings noch immer nichts; aber
als der junge Kaufmannssohn, sich die Welt anzusehen, auf Reisen ging, war er schon mindestens als
recht geschickter Dilettant im Zeichnen zu betrachten. Bereits im Jahre 1561, also ig jährig, finden
wir ihn in Südfrankreich und gleich die ersten Skizzen, welche er sich machte, zeigen uns nicht blos
das regste Interesse für die malerischen Reize der Landschaft sondern auch sein offenes Auge für alle
sonstigen Merkwürdigkeiten des Bodens und der Bewohner in Tracht und Leben. Begreiflicher Weise
erregen in Poitiers die riesigen Steindenkmäler der keltischen Zeit, darunter ein Dolmen, seine grösste
Aufmerksamkeit; aber auch das Brechen und Bearbeiten schöner Steinplatten zu Angers findet er der

1 Oft wird als das Geburtsjahr 1545 °der 1543 angegeben; ich halte mich aber an des Künstlers eigene Mittheilung
in dem weiter unten besprochenen Schreibbuche Bocskay's, dass er im Jahre 1594 52 Jahre alt geworden sei.

2 Karel van Mander, Schilderboek, neue Ausgabe von H. Hymans, Paris 1885, vol. II, p. 74IT. — Fetis Edouard, I.es
artistes Beiges ä l'etranger, Bruxelles, M. Rayez, 1857, bringt vol. I, p. 85-119, eine sehr ausführliche aber fast romanhaft
ausgeschmückte Biographie von Georg Hoefnagel.

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