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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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List, Camillo: Zacharias Lencker
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0006
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ZACHARIAS LENCKER.

Von

Camillo List.

icht selten findet man zur Zeit der Blüthe deutscher Goldschmiedekunst, dass
dieses edle Handwerk sich in der Familie sozusagen vererbte. Das Geschlecht
der Lencker,1 über das seinerzeit eingehender gehandelt werden soll, weist durch
beinahe anderthalb Jahrhunderte Mitglieder als Goldschmiede auf, zuerst in
Nürnberg, woher das Geschlecht stammte, dann in Augsburg.

Diese Zeilen beschränken sich nur auf ein Mitglied der Familie, auf
Zacharias, der, obwohl jung gestorben, ein würdiger Vertreter der Goldschmiede-
kunst zu nennen ist. Er ist der Sohn des Christoph Lencker, der von Nürnberg nach Augsburg zog
und daselbst am 23. October 1583 die Bürgerin »Anna Burckhartin« heiratete. Das Geburtsjahr des
Zacharias ist unbekannt; auch über seine Lebensumstände war nichts Anderes zu eruiren, als dass er
bei seinem Vater als Geselle arbeitete und, noch ehe er Meister wurde, zu Brixen am 19. Mai 1612 starb.2
Den Aufzeichnungen des Augsburger Patriciers Philipp Hainhofer verdanken wir es, dass sich
sichere Arbeiten des Zacharias nachweisen lassen. Es sind dies vier getriebene Silberplatten des Altares
in der Marienkirche zu Rügenwalde in Hinterpommem und eine Platte gleicher Technik und gleichen
Materials im Besitze des kaiserlichen Hauses.

Ueber den Altar hat schon Julius Lessing in seinem Aufsatze: »Der Silberaltar in Rügenwalde«3
gehandelt. Die seither geschehene Publication der Correspondenz Philipp Hainhofens4 gibt über die
Entstehung dieses Werkes und des Zacharias Antheil daran näheren Aufschluss.

Herzog Philipp II. hatte, wie Lessing mittheilt, den Goldschmied Johannes Körver, den Sohn des
Bürgermeisters zu Braunschweig Franz Körver, an seinen Hof berufen und beauftragte ihn, die Goltz-
sche Passion (Bartsch 27—38) in Silber zu treiben. Daniel Cramer sagt, wie Lessing anführt, von
Körver in dem »Grossen Pommerschen Kirchenchronikon«, Stettin 1628, Bd. IV, S. 159: »Da er auch
so weit kommen bis auf das stücklein, da Christus zur Stadt Jerusalem ausgeführet wird und selbst das
kreuz trägt, stirbt er darüber den 4. december 1607 . . .« Die Ausführung unterblieb nun nach dem
Tode Körvers längere Zeit; denn Hainhofer bekommt erst 1610 den Auftrag, sich um einen Gold-

1 Ueber Hans Lencker den Aelteren, den ersten nachweisbaren Goldschmied dieses Geschlechtes, siehe Dr. Marc Rosen-
berg, in Zeitschrift des bayer. Kunstgewerbevereins, München 1894, S. g3 ff.

2 Epitaphia Augustana Vindelica ab annis fere sexcentis usque ad nostram aetatem . . . labore et impensis Danielis
Praschii Salisburg. — Halensis MDGXXIV, II. Theil, S. 59: »Diese Begräbnuss gehört dem ersamen herrn Christoph Lencker,
Goldschmied, Annae Burckhartin, seiner ehelichen hausfrawen, und iren erben. Christoph Lencker starb anno i6i3 den
18. julij und anno 1612 den 19. maij starb ihr baider ehlicher söhn Zacharias Lencker zu Brixen, der auch alhie begraben
liegt. Gott verleih ihnen ein fröhliche auferstehung 1614«.

3 Jahrbuch der kgl. preuss. Kunstsammlungen, Bd. VI, S. 58 ff.

4 Dr. Oscar Döring, Des Augsburger Patriciers Philipp Hainhofer Beziehungen zum Herzog Philipp II. von Pommern-
Stettin, Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik, N. F., Bd. VI (1894).

XIX. T
 
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