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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Portätsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0031
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Die Porträtsammluug des Erzherzogs Ferdinand von Tirol.

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ausgeschlagenen Hemdkragen darstellen. So gibt ihn Bullart;1 andere anonyme Kupferstiche, die mit
einander übereinstimmen, zeigen ihn mit einer Art von Zipfelhaube bedeckt, vollbärtig, mit Pelzrock,
im Dreiviertelprofil rechts; aus dem Munde geht ein Spruchband hervor mit der Inschrift: »Lux mea
est ipse Dominus«,2 im Hintergrund Landschaft.

155. Magalhaes Fernäo,

ein gebürtiger Portugiese, welcher, geboren um 1580, unter Albuquerque in Ostindien und Afrika gedient hatte,
trat wegen verweigerter Solderhöhung in spanische Dienste und erbot sich, durch Umsegelung der Südspitze von
Amerika einen neuen Weg zu den Molukken ausfindig zu machen. Mit fünf Schiffen, welche ihm die Regierung
zur Verfügung stellte, lief er am 20. September 1519 vom Guadalquivir aus, überwinterte in der Bucht von Sanct
Julian und erreichte, durch eine Meuterei seiner Soldaten aufgehalten, erst nach elf Monaten (am 21. October
1520) die nach ihm benannte Durchfahrtstrasse mit nur mehr vier Schiffen, verlor zwei weitere auf der Durch-
fahrt selbst und traf mit nur zwei Schiffen am grossen Ocean ein; er besetzte Cebu, dessen Fürst sich taufen liess
und die Oberhoheit Spaniens anerkannte, und wurde, als er diesem bei der Eroberung von Maktan Hilfe leistete,
in einem Gefechte mit den Einwohnern dieser Insel am 27. April 1521 getödtet. Daraufhin empörten sich auch
die Einwohner von Cebu und erschlugen den neuen Befehlshaber Duarte Barbosa. Die Ueberlebenden entkamen
auf zwei Schiffen, landeten am 6. November auf den Molukken und kehrten mit nur einem Schiffe über die Süd-
spitze von Afrika, am 6. September 1522, nach Spanien zurück, wo sie, die ersten Weltumsegler, von Kaiser
Karl V. reich belohnt wurden.

Zierliche Goldschrift: FERDIN < MAGELLANVS < SVPERATIS | ANTARTIC1 (sie) FRETI < ANGVS j TIIS <
CLARISS<. Brustbild links, fast von vorne, das kurze Haupthaar und die buschigen Brauen schwarz,
der Vollbart ins Graue spielend, die grossen Augen lichtbraun, kurze, dicke Nase, breiter, etwas schiefer
Mund mit voller hervorragender Unterlippe, das Gesicht an den Backenknochen breit; mit niederem,
weitem Hut, Rock und Oberkleid schwarz. Grund schwarz, ins Lichtere spielend. Auf Pappe auf-
gezogen. — Katalog Nr. 528.

Florenz. — Ein unserem gleiches Bild in Versailles.3 In einem alten Kupferstiche ist dasselbe
Original reproducirt.4

Das mit grosser Sorgfalt in einem leuchtenden Goldtone ausgeführte Bild zeigt völlig individuelle
Züge, welche auf Porträtähnlichkeit Anspruch machen. Die eigenthümliche Schädelbildung, der leb-
hafte Blick, der schiefe Mund, die breiten, derben Züge des 35—40 jährigen Seemannes sind in dieser
ihrer Individualität schwerlich erfunden. Auch fällt es auf, dass ein anderes Bildniss von Magalhaes
nicht bekannt ist und dass das Original schon in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts existirt haben
muss. Die Inschrift unseres Bildes verräth die Herkunft aus einer italienischen Sammlung, in welcher
die Porträte mit Aufschriften versehen waren, die nicht blos den Namen des Dargestellten sondern
auch ein mit epigraphischer Kürze abgefasstes Elogium enthielten. Das zierliche Latein des letzteren
ist der eleganten Ausdrucksweise des Giovio sehr ähnlich, wie sie bei den Humanisten in der ersten
Hälfte des XVI. Jahrhunderts üblich war; es ist ohne Zweifel aus dem Originale auf unsere Copie über-
gegangen. Endlich glauben wir nicht zu irren, wenn wir die mehr italienische Art der Darstellung
und die plastische Behandlung als Anzeichen betrachten, dass das Urbild aus den Händen eines Malers
am spanischen Hofe stamme, der sich in Italien gebildet hat, wie etwa Alonso Berreguete (1480—1561),
ein Zeitgenosse des Magalhaes, Schüler des Michel Angelo und des Andrea del Sarto.

156. Navarro Pedro,

ein persönlicher Freund des Bischofs Giovio, geboren um die Mitte des XV. Jahrhunderts, diente meist zur See,
dann dem Cardinal Johannes von Aragon, hierauf der Republik Florenz im tunesischen Kriege, in welchem er
zuerst den von den Genuesern erfundenen Gebrauch mit Pulver gefüllter Minen zur Sprengung von Festungs-
mauern in verbesserter wirksamerer Weise einführte. Hierauf sich wieder dem Seedienste zuwendend, bekämpfte
er die afrikanischen Seeräuber und unterstützte erfolgreich den Feldzug des Gonzalo de Cördoba durch die Ein-
nahme des Castells dell'ovo in Neapel (1503), wurde hierauf Conte dAlvezzo (bei Aquino) und 1509 Oberbefehls-
haber der spanisch-venezianischen Flotte in dem Seekriege gegen die Türken. Durch die Eroberung von Oran

1 Pars II, 251.

2 Sechs verschiedene Exemplare in der Porträtsammlung der k. u. k. Privat-Familien-Fideicommiss-Bibliothek, hier
unter den Chemikern eingereiht. — Aehnlich vollbärtig, mit der Zipfelhaube, bei Freher, Taf. zu p. 1208.

3 Tome IX, SeYie X, Section 3, Nr. 1810, aus Chäteau Beauregard.

4 Dieser ist benützt von Spamer, III. Weltgeschichte V (3. Aufl.), S. 66.

XIX. 4
 
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