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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 19.1898

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Abhandlungen
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Boeheim, Wendelin: Albert Ilg
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https://doi.org/10.11588/diglit.5780#0402
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ALBERT ILG.

Am 28. November vorigen Jahres ist Regierungsrath und Director der Sammlungen von
Waffen und kunstindustriellen Gegenständen des Allerhöchsten Kaiserhauses Albert Ilg
nach schwerem Leiden aus dieser Welt geschieden; mit ihm ist ein Mann von nicht ge-
ringer Bedeutung in der historischen Kunstwissenschaft dahingegangen, ein Pfadfinder, ein Vorläufer
auf dem Wege moderner Kunstforschung, der, begeistert von seinem Vaterlande, als einer der ersten
ein umfassendes Bild des kunstfreudigen Wirkens unseres erhabenen Herrscherhauses entrollt und mit
unwiderleglichen Daten erwiesen hat, welche hervorragende Stellung Oesterreich in der Kunstgeschichte
einnimmt.

Als Ilg das Licht der Welt erblickte, war die nachclassische Kunstwissenschaft allerorts, gegenständ-
lich wie zeitlich, erst am Beginne ihrer Entwicklung; nur diehöhere Kunst fand Beachtung, mehr aus
innerem Schönheitsgefühle als aus tieferem Verständniss; was aber von dieser Kunst mächtig ausströmt
bis in die unscheinbarsten Lebensverhältnisse hinein, läuternd und sittigend, das hatte noch keine
Beachtung gefunden. Bei dieser unsicheren Auffassung des Wesens und der Aufgaben der bildenden
Künste bewegte sich auch die Wissenschaft nur auf gewissen breiten Lieblingswegen; auf stilistischem
Gebiete fand nur die Gothik Bewunderung, freilich in einer gar wunderlichen Auffassung ihres Geistes.
Erst in die Studienzeit Ilgs fiel die mächtige Entfaltung des Kunststudiums und die Erkenntniss seiner
hohen Bedeutung für das moderne Leben, in Oesterreich angeregt durch Eitelberger, mit dem es auch
in die Räume der akademischen Hochschule seinen Einzug hielt.

Ilg war in Wien in der damaligen Vorstadt Laimgrube am 11. October 1847 geboren; sein Vater,
ein tüchtiger Wiener Bürger, der in der inneren Stadt ein einträgliches Papiergeschäft betrieb, stammte
aus dem Dörfchen Kehlen in der Vorarlberger Grossgemeinde Dornbirn, wo noch heute seines Gross-
vaters Haus steht. Die Mutter, eine geborene May, war eine Wienerin.

Günstige Vermögensverhältnisse gestatteten den Vater, seine Kinder einer tieferen wissenschaft-
lichen Bildung zuzuführen. So trat auch Albert in das akademische Gymnasium, das er nach ab-
gelegter Maturitätsprüfung im Jahre 1866 verliess, um sich den höheren Studien an der Universität
zuzuwenden.

Die Wahl des Berufes fällt in eine Lebensperiode des Jünglings, in der gerade der Talentvollste
sich häufig nicht klar über die anzustrebenden nächsten Ziele ist. So betrieb Ilg anfänglich das Fach
der Germanistik, vergleichende Sprachforschung, germanische Mythologie und Geschichte unter den
Professoren Aschbach, Jäger, Scherer, Lorenz, Pfeiffer; aber schon nach wenigen Semestern fühlte er
sich allmälig zum Kunststudium hingezogen und hörte die Vorlesungen Hansliks über Musik und
Musikgeschichte; aber das erschien nur als eine Etappe auf dem dunklen Wege nach dem Erkennen
seiner selbst. Da drang der Ruf Eitelbergers an sein Ohr, ein frühes lebhaftes Interesse für die bil-
denden Künste erwachte aufs Neue in ihm und wenige Collegien des Altmeisters genügten, um ihn zu
 
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