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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 20.1899

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
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Graeven, Hans: Ein Reliquienkästchen aus Pirano
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https://doi.org/10.11588/diglit.5730#0010
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Fig. I. Reliquienkästchen aus Pirano.

(Gesammtansicht.)

EIN RELIQUIENKÄSTCHEN AUS PIRANO.

Von

Hans Graeven.

as hier zum ersten Male publicirte Holzkästchen,1 zu dessen Schmuck sculpirte
Elfenbeinplatten mit theilweise erhaltener Vergoldung verwendet sind, befindet
sich seit 1884 in der Antikensammlung des Allerh. Kaiserhauses.2 Es kam nach
Wien als Geschenk der Kirche von Pirano, wo es 1592, mit verschiedenen Reliquien
gefüllt, unter dem Altar der heil. Katharina in der später zerstörten Georgskirche
gefunden worden war.3 Dass der Kasten ursprünglich schon zum Reliquienbehälter
bestimmt war, ist nicht wahrscheinlich; denn seine Bildwerke, wie die vieler ver-
wandter Kästchen, haben einen ganz profanen Charakter, sind Nachahmungen antik heidnischer Typen,
die den späten Elfenbeinschnitzern durch alte Werke aus Edelmetall übermittelt worden sind.

Bis in die spätesten Zeiten des Mittelalters hinein war antikes Silbergeräth massenhaft im Ge-
brauch. Bischof Theodulf, der Genosse Karls des Grossen, schildert in einem seiner Gedichte4 die
Bestechungsversuche, denen er auf einer Amtsreise ausgesetzt war, und beschreibt ausführlich eine

1 Die Maasse des Kastens sind: Höhe 0'l3, Länge 0-304, Breite 0-l68 M. Die Reliefs auf Taf. III sind in Original-
grösse abgebildet, der Deckel auf Taf. II ist um :/IS verkleinert. Für die freundliche Aufforderung, das Monument an dieser
Stelle zu veröffentlichen, sowie für die liebenswürdige Beantwortung mancher dasselbe betreffenden Fragen bin ich Herrn
Prof. Robert v. Schneider zu aufrichtigem Danke verpflichtet.

2 Vgl. Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmäler, N. F. X (1884),
p. CVII; Archäologischer Anzeiger VII (1892), S. 174, Nr. 204.

3 Ein an Stelle des verlorenen Reliefs der einen Langseite aufgeklebter Papierstreifen trägt die folgende Notiz:

Pyrrhani Ao Di MDCCCXXXXVI

In hac parva Capsula, que inventa fuit die XVIII Mensis Jan. A. D. MDLXXXXII sub Altare San: | Catharine. V. e Martyris,
quod tunc existebat in secunda vetere Ecca Divi Martyris Georgii Sacrata, | servantur plures Reliquie. Sanctorum Mar-
tyrum e Confessorum, alitjque permult«? sed beert? | ob defectum Signaculi. Etiam in istis ultimis temporibus a Sacer-
dotibus fide dignis alique | alie Reliquie Sanctorum, et Sanctarum collect«? in Altaribus (Proh dolor) Ecclesie demolite | Ad
Perpetuam Rei memoriam Hie reverenter Posuerunt.

4 Monumenta Germaniae, Poetae Latini aevi Carol. I, p. 498, Vs. 179—202; Schlosser, Schriftquellen zur Geschichte
der Karol. Kunst, Nr. 1034.
 
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