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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 21.1900

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
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Hermann, Hermann Julius: Zur Geschichte der Miniaturmalerei am Hofe der Este in Ferrara: Stilkritische Studien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5733#0122
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Castello vecchio zu Ferrara.

ZUR GESCHICHTE DER MINIATURMALEREI AM HOFE DER ESTE

IN FERRARA.

Stilkritische Studien

von

Hermann Julius Hermann.

asm

ie alte Herzogsstadt Ferrara, deren verödete Strassen nur durch ihre zahlreichen
historischen Erinnerungen an eine glanzvolle Vergangenheit mahnen, war im XV.
und XVI. Jahrhundert ein Schauplatz regen geistigen Lebens und künstlerischen
Schaffens. Allmälig hatte sich das Gemeinwesen zu einer blühenden Stadt empor-
geschwungen, in deren Mauern der Humanismus und die neuerwachte Kunst der
Renaissance gastliche Aufnahme fanden. Einem edlen Fürstenhause, den Este,
denen gegenüber nur die Herzoge von Savoyen sich höheren Alters ihres Stammes
rühmen konnten,1 dankte Ferrara seine politische Bedeutung und den Glanz seines Namens in
Wissenschaft, Poesie und Kunst. Schon seine günstige geographische Lage bedingte die bedeutsame
Rolle Ferraras in der politischen Geschichte Italiens. In der weiten Poebene, deren fernen Horizont
die im Nebel verschwimmenden Gipfel der Alpen und des Apennin begrenzen, lag Ferrara inmitten
blühender Municipien Oberitaliens. Die Nähe der beiden Hochburgen italischer Gelehrsamkeit, Padua
und Bologna, war dem geistigen Aufschwung Ferraras förderlich; im Westen blühten die Städte der
Emilia: Modena, Reggio und Parma, während das feste Mantua durch den Kunstsinn seiner Fürsten, der
Gonzaga, rasch emporstrebte. Aber auch Verona und die mächtige Lagunenrepublik Venedig sind nicht
so ferne, dass die künstlerischen Bewegungen daselbst in Ferrara unbeachtet bleiben konnten. Es mag
daher überraschen, dass Ferrara trotz seiner politisch so günstigen Lage erst im Quattrocento eine be-
deutendere Stellung im Kunstleben Oberitaliens einnahm. In Ferrara sind wenigstens nur wenige Denk-
mäler des späteren Mittelalters erhalten, die den Anspruch auf hohen Kunstwert erheben dürfen. Zwei
unter diesen zählen allerdings zu den trefflichsten Denkmälern ihrer Art: der Dom und das Castell.

1 Ferd. Gregorovius, Lucrezia Borgia, IL Buch, S. 243 ff.
XXI.

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