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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 22.1901

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
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Wickhoff, Franz: Hermann Dollmayr
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https://doi.org/10.11588/diglit.5948#0175
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HERMANN DOLLMAYR.

Von

Franz Wickhoff.

Als ich im März vergangenen Jahres die traurige Nachricht von Hermann Dollmayrs
plötzlichem Tode erhielt, in Rom, wo er so gerne geweilt hat und wo das Hauptfeld
seiner Studien lag, erbat ich mir sogleich von Seiner Excellenz dem Herrn Oberst-
kämmerer, seine erste noch ungedruckte Arbeit in diesem Jahrbuche veröffentlichen zu
dürfen. Ein Abriss seines Lebens sollte vorausgehen. Ich hatte hoffen dürfen, dass er, der meinen
Arbeiten seit vielen Jahren freundschaftlich gefolgt war und viele durch seinen Rath unterstützt hatte,
einmal den Lesern dieser Zeitschrift schildern werde, was ich damit beabsichtigt und was ich erreicht
habe. Es sollte anders kommen. Nun fällt mir die schmerzliche Pflicht zu, von dem Lebenswerke des
jüngeren Freundes zu berichten. Da kann es nicht meine Aufgabe sein, eine Natur mit so reichem
Innenleben erschöpfend zu schildern, sondern ich kann nur seine Stellung in der Kunstwissenschaft
darlegen, in die ihn einzuführen mir zugefallen war, und ausführen, wie er sie durch seine Arbeiten
bereichert und gefördert hat.

Das wichtigste Ereignis in der Geschichte unseres Faches am Ende des XIX. Jahrhunderts war
die Einführung einer exacten wissenschaftlichen Behandlung der bildkünstlerischen Quellen, vor Allem
der Gemälde und der Zeichnungen. Hatte man sich bisher um die culturgeschichtliche Stellung
der Kunst bemüht, hatte man die schriftliche Ueberlieferung nach guten Principien der Forschung
beurtheilt und benützt, so war man bei der Bestimmung der Kunstwerke bisher mehr auf Empfindung
und Erfahrung als auf Beweise angewiesen. In den Kreis jener Männer, die auch in diesem Falle eine
exacte Forschungsmethode anstrebten, war Dollmayr früh eingetreten, hatte ihre Methode erweitert
und fortgebildet, hatte selbst in hervorragenden Arbeiten die Anwendbarkeit dieser Methode bewiesen
und das Beste geleistet, was mit ihr zu erreichen ist.

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