Fig. i. Margaretha von Valois von Jean Clouet in Liverpool.
DIE BILDER WEIBLICHER HALBFIGUREN
AUS DER ZEIT UND UMGEBUNG FRANZ I. VON FRANKREICH.
Das Kampfspiel zu erwarten
Sass König Franz,
Und um ihn die Grossen der Krone,
Und rings auf hohem Balkone
Die Damen in schönem Kranz.
Herwärts in öffentlichen Galerien und bei Sammlern ist man auf Kniestücke
schöner Damen aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts aufmerksam gewor-
den, die unter sich völlig übereinstimmen. Die Damen lesen, schreiben oder
machen Musik. Wie die Motive der Bilder, sind auch die Formen verwandt.
Zeichnung der Gesichter, Faltengebung, Composition oder, was sonst derlei in
Betracht kommen kann, ist nicht nur auf einerlei Weise behandelt sondern geradezu
einförmig.
Die zarte weisse Hautfarbe dieser Damen, die feinen Sammtkleider, das kostbare Geschmeide um
Hals und Haube wiederholen sich an allen gleichmässig, wie auch ihre Zimmer, ihre Möbel, ihre
Musikinstrumente und ihr Schreibgeräth gleich oder doch ähnlich sind. Man hat daher diese Bilder
alle zunächst einem Maler zugeschrieben, den man den Meister der weiblichen Halbfiguren
nannte.
Man glaubte diesen Maler in den Niederlanden suchen zu dürfen. Doch liess sich keine Stadt
finden, in deren TJeberlieferung man ihn hätte wiederfinden können. Auch haben diese Damen gar
wenig Niederländisches an sich. Das sind Frauen, die nicht nur gewonnen sein wollen sondern die be-
anspruchen, dass man Interesse an all ihrem Thun und Lassen nimmt. Hofleute und Blaustrümpfe,
xxii. 3i
Von
Franz Wickhoff.
1. Das Problem.
DIE BILDER WEIBLICHER HALBFIGUREN
AUS DER ZEIT UND UMGEBUNG FRANZ I. VON FRANKREICH.
Das Kampfspiel zu erwarten
Sass König Franz,
Und um ihn die Grossen der Krone,
Und rings auf hohem Balkone
Die Damen in schönem Kranz.
Herwärts in öffentlichen Galerien und bei Sammlern ist man auf Kniestücke
schöner Damen aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts aufmerksam gewor-
den, die unter sich völlig übereinstimmen. Die Damen lesen, schreiben oder
machen Musik. Wie die Motive der Bilder, sind auch die Formen verwandt.
Zeichnung der Gesichter, Faltengebung, Composition oder, was sonst derlei in
Betracht kommen kann, ist nicht nur auf einerlei Weise behandelt sondern geradezu
einförmig.
Die zarte weisse Hautfarbe dieser Damen, die feinen Sammtkleider, das kostbare Geschmeide um
Hals und Haube wiederholen sich an allen gleichmässig, wie auch ihre Zimmer, ihre Möbel, ihre
Musikinstrumente und ihr Schreibgeräth gleich oder doch ähnlich sind. Man hat daher diese Bilder
alle zunächst einem Maler zugeschrieben, den man den Meister der weiblichen Halbfiguren
nannte.
Man glaubte diesen Maler in den Niederlanden suchen zu dürfen. Doch liess sich keine Stadt
finden, in deren TJeberlieferung man ihn hätte wiederfinden können. Auch haben diese Damen gar
wenig Niederländisches an sich. Das sind Frauen, die nicht nur gewonnen sein wollen sondern die be-
anspruchen, dass man Interesse an all ihrem Thun und Lassen nimmt. Hofleute und Blaustrümpfe,
xxii. 3i
Von
Franz Wickhoff.
1. Das Problem.