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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 22.1901

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
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Dörnhöffer, Friedrich: Eduard Chmelarz
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https://doi.org/10.11588/diglit.5948#0261
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EDUARD CHMELARZ.

Die Geschichte der Wiener Kunstbewegung, insoweit diese von ausserhalb der schaffenden
Kunst selbst stehenden Kräften getragen wurde, hat während der zweiten Hälfte des
XIX. Jahrhunderts keine tiefergreifenden Wirkungen aufzuweisen, als diejenigen waren,
welche von der genialen Thatkraft Rudolf v. Eitelbergers ausgiengen. Es lag etwas
Kräfteweckendes und zur Mitarbeit Fortreissendes in diesem weitausgreifenden, ruhelosen Scharfen,
das von den theoretischen Erörterungen der Lehrkanzel zum Leben hindrängte und das Leben ener-
gisch gefassten und unerbittlich streng entwickelten Grundsätzen unterwarf. Seine Hauptschöpfung,
das österreichische Museum für Kunst und Industrie, wurde nicht nur zu einem belebenden Mittelpunkt
für das kunstgewerbliche Schaffen in Oesterreich sondern entwickelte sich zugleich unter seiner Pflege
zu einer Pflanzschule von Lehrern und Kunstbeamten, die in den folgenden Jahrzehnten auf vielen Ge-
bieten die Führung innehatten und noch heute innehaben, zum Theil die Traditionen ihres grossen
Lehrers zu individueller Meisterschaft umschaffend. Diesem Kreise gehörte als eines seiner thätigsten
Mitglieder Eduard Chmelarz an, ein Schüler Eitelbergers in doppeltem Sinne, indem er sowohl den
entscheidenden Einfluss des akademischen Lehrers erfuhr als auch ein Jahrzehnt hindurch unter seiner
Anregung und Leitung im praktischen Leben wirkte. Was diesen Kreis von Männern auszeichnet, ein
weiter, alle Kunstgebiete umfassender Blick einerseits und ein energischer Drang, das gewonnene Wissen
praktisch nutzbar zu machen, anderseits, trat auch an diesem begabten Schüler in charakteristischer
Weise hervor. In den zwei Jahrzehnten seiner öffentlichen Wirksamkeit entfaltete er eine Thätigkeit,

deren Umfang Bewunderung verdient. Es ist wahrlich nichts Geringes, wenn von ihm gesagt werden i
darf, dass er sich der hochgehenden Bewegung dieser Zeiten, in der wichtige Grundlagen für die Zu-
kunft gelegt wurden, gerecht erwies und dass er die ihm anvertrauten schwierigen Posten stets treu
und fest zu behaupten vermochte.

XXII. 36
 
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