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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 24.1903

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I. Theil: Abhandlungen
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Glück, Gustav: Aus Rubens' Zeit und Schule: Bemerkungen zu einigen Gemälden der kaiserlichen Galerie in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5914#0050
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I

44

Gustav Glück.

I

Es kann kaum ein Zweifel darüber bestehen, daß unsere Kaiserkrönung Karls V. ursprünglich zu
dieser Folge gehört hat. Das Bild ist sicherlich für die Dekoration einer Decke bestimmt, der Stil zeigt
weit mehr Verwandtschaft mit der Weise des jüngeren Quellinus als mit der seines Vaters, dem das
Bild bisher zugeschrieben worden ist, und endlich wissen wir nichts von Beziehungen des alten Quel-
linus zum kaiserlichen Hofe,
während es feststeht, dai3 Jan
Erasmus die Bildnisse des Kai-
sers Leopold I. und seiner Ge-
mahlin geschaffen hat.1 Er war
für den kaiserlichen Hof tätig
gewesen und bezeichnet sich
auf vielen seiner Bilder als
Kammermaler Seiner Majestät
(pictor Caesareae Majestatis),
eine Würde, die er wohl der
Empfehlung seines Schwieger-
vaters, David Teniers des Jün-
geren, zu danken hatte.

Was war nun das Schick-
sal jener Folge von Darstel-
lungen aus dem Leben KarlsV.?
Der Name Jan Erasmus Quel-
linus', der im Jahre 1715 in
tiefster Armut zu Mecheln ge-
storben ist, mag bald vergessen
worden sein und so dürfte man
auch bei späteren Umbauten
und Adaptierungen der kaiser-
lichen Burg auf dieBilderfolge,
die wohl eines der Hauptwerke

w~ ^RSSfcfllresSM des Meisters gewesen ist, wenig

.^raäwM^^^P^^^ttBttM'^^^Mjj» mV geachtet haben. Die Gemälde

sind allmählich in Verschol-
lenheit geraten wie der Maler
selbst. In der Stallburg war
nur mehr eines davon, eben
unsere Kaiserkrönung KarlsV.,
vorhanden und wurde auch
hier als Deckenbild verwendet,
was wir aus dem im Jahre 1730,
also etwa ein halbes Jahrhun-
dert nach der Entstehung der Folge und nur 15 Jahre nach dem Tode des Meisters, verfaßten zweiten
Teile von Ferdinand von Storffers Bilderinventar erfahren. Schon in dieser Zeit wurde das Werk dem
älteren Quellinus, Erasmus, zugeschrieben und man wußte so wenig mehr von der Folge aus dem Leben
Karls V., daß man das Gemälde einfach als «kaiserliche Krönung» bezeichnete. Was damit im weiteren
Verlaufe des XVIII. Jahrhunderts geschah, das wissen wir nicht zu sagen; Mechel hat es bei der Neu-

Fig. 3l. Jan Erasmus Quellinus, Die Thronübergabe Karls V. an Philipp II.

(Fragment).

Wien, kaiserl. Gemäldegalerie.

1 Vgl. Van den Branden, Geschiedenis der Antwerpsche Schilderschool, p. 944, und die oben zitierte Stelle aus Tessins
Reiseberichten, worin der künstlerische Wert dieser Bildnisse nicht gerade hoch veranschlagt wird.
 
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