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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 26.1906/​1907

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II. Theil: Quellen zur Geschichte der kaiserlichen Haussammlungen und der Kunstbestrebungen des Allerdurchlauchtigsten Erzhauses
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Glück, Gustav: Ein Brief Hans Malers an Anna von Ungarn aus dem k. k. Statthaltereiarchiv zu Innsbruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.5946#0460
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19456

EIN BRIEF HANS MALERS AN ANNA VON UNGARN,

AUS DEM

K.K. STATTHALTEREIARCHIV ZU INNSBRUCK

MITGETEILT VON

GUSTAV GLÜCK.

Du, ~ch die Güte der Witwe Hermann Do 11-
mayrs, Frau Therese Dollmayr, sind wir in die Lage
gesetzt worden, als Nachtrag ^u dem Aufsätze über
Hans Maler von Ulm, Maler %u Schwaß (s. dieses
Jahrbuch XXV, S. 245), eine Urkunde %u veröffent-
lichen, die der genannte ausgezeichnete Forscher ent-
deckt hat und deren Abschrift nebst einem leider nicht
weit gediehenen Bruchstücke einer Studie über Hans
Maler von seiner Witwe bei Gelegenheit neuerlicher
Nachforschungen in seinem Nachlasse wiedergefunden
worden ist. Die im Innsbrucker Statthaltereiarchive
(gegenwärtig unter der Signatur «Kunstsachen») auf-
bewahrte Urkunde ist ein Gesuch Hans Malers, das
offenbar an niemand andern gerichtet ist als an Anna
von Ungarn, die Gemahlin Ferdinands I., die Hans
Maler spätestens i52ß, im Jahre ihres Einzuges in Tirol,
gemalt hat (vgl. M. J. Friedländer, Repertorium für
Kunstwissenschaft XVIII, S. 413, Nr. 4)- Der schwä-
bische Maler beklagt sich bei seiner hohen Herrin dar-
über, daß ihm für zehn Bilder und Kopien, abgesehen
von anderen Kleinigkeiten, die er nicht rechne, statt
hundertundfünfzig Gulden nur hundert ausbezahlt wor-
den seien, und bittet um den restlichen Betrag. Welche
Gemälde unter den «10 pild», die der Künstler für die
Königin «gemalt und konterfet» hat, ^u verstehen sind,
dies läßt sich natürlich heute nicht mehr sagen. Es
scheint uns aber wahrscheinlich, daß unter diesen
Stücken einige von den Bildnissen Ferdinands I. und
seiner Gemahlin gewesen seien, von denen Repliken
heute nicht selten sind. Nach den Jahreszahlen dieser
erhaltenen Bildnisse %u schließen, dürfte der undatierte
Brief wohl etwa in die Jahre i52j bis 1526 fallen. Wie
uns Herr Archivdirektor Professor Dr. Michael Mayr
in Innsbruck gütigst mitteilt, trägt das Gesuch auf der
Rückseite den Erledigungsvermerk nichiL der be-
weist, daß die Bitte des Malers nicht erfüllt wor-
den ist.

Bei dieser Gelegenheit sei uns gestattet — eben-
falls als eine Art von Nachtrag zu dem obenerwähnten
Aufsatze — die Vermutung auszusprechen, daß uns in
einem Bildnisse Marias von Burgund, das sich gegen-

XXVI.

wärtig im Vorrate der kaiserlichen Galerie befindet,
eines von den Porträten dieser Fürstin erhalten sei, die
im Jahre rSio urkundlich als Werke Hans Malers er-
wähntwerden (in diesem Jahrbuch II, 2, Regest Nr.ggj;
vgl. dazu ebenda Regg. 621, 623, 624 und Friedländer,
a. a. O., XVIII, S. 420). Der Stil des Meisters ist hier
freilich noch nicht völlig entwickelt und auch dadurch,
daß es sich um die Kopie eines fremden Vorbildes han-
delt, etwas verschleiert. Allein für die Hand Hans
Malers scheint uns eine Eigentümlichkeit mit Sicherheit
Zu sprechen: es ist dies die sehr merkwürdige Form der
Augenbrauen, deren einzelne krause Härchen mit spitzem
Pinsel aneinandergereiht sind und die fast die Gestalt
von Ähren annehmen. Dieses stilistische Merkmal fin-
det sich auf allen bisher bekannten Arbeiten Hans
Malers aus seiner späteren Schaffenszeit und scheint
uns bei keinem anderen deutschen Maler derselben Zeit
vorzukommen.

Der Wortlaut des vorher erwähnten Briefes ist
folgender:

Durchleuchtigiste künigin, gnedigistc frau etc.
Ich bin der underthenigisten Zuversicht, eur. kün. gnad
sei noch wol ingedenkh des zuesagens, so mir dieselb
gethon, nämlich als ich auf eur kün. gnaden erfordern
und begeren 10 pild gemalt und konterfet, darzu ander
ciain ding, welhes ich nit rait, gemacht hab und als-
dann eur kün. gnaden undertheniglichen angezaigt,
das ich von ainem pild nit minder als 15 guldin nemen
müg, auch der bezalung allain von eur kün. gnad
warten wolle, darauf mir dann dieselb daran zu sein,
das ich gewislich bezalt werde, zu mermalen gnediglich
zugesagt und mich vertröst hat, deshalben ich sölhe
pild gemacht. Aber gnädigiste frau, als angezaigte
10 pild an ainer suma anderhalb hundert guldin reinisch
treffen zu machen, haben mir die herrn nit mer als
hundert guldin daran bezalt. Wie eur kün. gnad wais,
steen mir noch fünfzig guldin aus. Darzu, gnedigiste
frau, so clag ich eur kün. gnad, das ich dardurch mei-
ner werchstat halben zu Schwaz zu grossem nachtail
komen pin und, dieweil ich eur kün. gnad hie gear-
bait, wol dreimal als vil, als angezaigte suma trifft, ver-

d
 
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