Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 27.1907-1909

DOI Heft:
I. Theil: Abhandlungen
DOI Artikel:
Haberditzl, Franz Martin: Die Lehrer des Rubens
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5947#0169
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE LEHRER DES RUBENS

Von

F. M. Haberditzl.

Einleitung.

V «k f. i

rotz zahlreicher Rubensmonographien sind wir über Rubens' Lehrer recht ungleich-
mäßig unterrichtet. Um die Frage zu beantworten, was Rubens seiner künstleri-
schen Heimat Antwerpen verdankt, müßte man wohl weiter ausgreifen und die
Entwicklungsprobleme der vlämischen Malerei des XVI. Jahrhunderts klarlegen.
Man begnügte sich aber damit, diese entwicklungsgeschichtliche Darlegung in naiv-
dogmatischer Weise auf ein einfaches Rechenexempel zu reduzieren, und stellte die
beiden Hauptmeister des Rubens, Adam van Noort und Otto Vaenius, als die
typischen Repräsentanten der Antwerpner Malerschule am Ausgang des XVI. Jahrhunderts hin: die
heimische, bodenständige Tradition wurde Rubens von van Noort vermittelt, die eklektische, nach
Italien gravitierende Richtung brachte ihm der Romanist Otto Vaenius bei. Der junge Rubens stellt die
Summe der künstlerischen Qualitäten seiner Lehrer dar.

Die Formel ist einfach, aber unbrauchbar, da sie den tatsächlichen Verhältnissen nicht Rechnung
tragt. Denn von Rubens ist bis in die Zeit seines Aufenthaltes in Italien kein einziges Werk beglaubigt,
das man mit den Arbeiten seiner Lehrer vergleichen könnte. Aber hätten wir auch — archivalisch ge-
sicherte — Jugendwerke von Rubens, so müßte weiters das Geständnis folgen, daß man auch nicht so
ganz genau weiß, wie seine Lehrer gearbeitet haben. Besonders über van Noorts Schaffen herrscht Un-
klarheit.

Bis in die Mitte des XIX. Jahrhunderts konnte man dem van Noort kein Werk mit Bestimmtheit
zuweisen. Bald aber fanden sich einige namenlose Bilder, die einer solchen Konstruktion von der boden-
ständigen Kunstweise des van Noort entsprachen. Man hat es zuwege gebracht, sie ohne weiteren kriti-
schen Apparat auf van Noort zu taufen; die nationale Begeisterung stand dabei Pate. Erst die neuesten
Rubensbiographen erkannten die Haltlosigkeit dieser Hypothese und gestehen ein: man weiß nicht, wie
Adam van Noort gemalt hat. Archivalische Beweise sollen abgewartet werden. Es ist aber kaum Aus-
sicht vorhanden, viel Neues in dieser Hinsicht zu finden, da man gerade in Antwerpen auf das archiva-
lische Gebiet das vorzüglichste Augenmerk gerichtet hat. Es hat auch keinen Sinn, auf Glücksfälle und
epochale Entdeckungen zu warten. Deshalb erscheint es als das Nächstliegende, einmal alle für Adam
van Noort in Betracht kommenden Werke rein stilkritisch zu untersuchen.

Über Rubens' ersten Lehrer, den Landschaftsmaler Tobias Verhaeght, und dessen eventuellen
Einfluß auf Rubens ist man durch ein Bild im Brüssler Museum hinlänglich unterrichtet. Er ist ein
mittelmäßiger Maler und es erscheint wirklich mit dem Kompliment, daß ihm Rubens seine Liebe zur
Landschaftsmalerei verdanke, vom Standpunkt der Rubensforscher mehr als genug gesagt. Ich werde
mich daher nach einer Zusammenstellung der biographischen Notizen und der vorhandenen und in
den Quellen erwähnten Werke des Tobias Verhaeght mit dem Versuche begnügen, diesen Künstler sei-
nem Stile nach unter den Landschaftsmalern vom Ende des XVI. Jahrhunderts einzureihen.

xxvii. 27
 
Annotationen