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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 29.1910-1911

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I. Teil: Abhandlungen
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Giehlow, Karl: Dürers Entwürfe für das Triumphrelief Kaiser Maximilians I. im Louvre: Eine Studie zur Entwicklungsgeschichte des Triumphzuges
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https://doi.org/10.11588/diglit.6176#0078

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Dürers Entwürfe für das Triumphrelief Kaiser Maximilians I. im Louvre.

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mittelbar unter dem geheimnisvollen Hieroglyphenbilde angebracht, hat sie als «Tittel» des ganzen
Holzschnittes folgende Fassung erhalten: «dem allerdurchleuchtigsten, großmechtigsten fursten und
herrn, Herrn Maximilian, erweiten Romischen kaiser und haubt der cristenhait, auch siben cristenlicher
kunigreich kunig und erb, erzhcrzogen zu Oesterreich, herzogen zu Burgundt und ander machtigen fursten-
thumben und lande in Europa etc. zu lob und ewiger gedachtnuß seiner eerlichen regierung, sanftmutigen
großmutigkait und siglich Überwindungen ist dise porten der eeren mit seinen etlichen thatten geziert auf-
gericht.» Maximilian erhält hier den in der kaiserlichen Kanzlei ungebräuchlichen Titel «haubt der
cristenhait», nicht etwa lediglich als Folge seiner kaiserlichen Würde, sondern in offenbarer Beziehung
zu seiner Führerrolle im Kreuzeszuge. Denn zu den «thatten», mit deren Bildern und Versen die Ehren-
pforte «geziert» ist, gehören auf dem linken Seitenturme die Darstellungen des von ihm durch eine
Kirchenstiftung und Errichtung einer Konfraternität geförderten St. Georgsordens sowie der Ubergabe
des St. Georgsbanners an die im Anschluß an den letzteren ins Leben gerufenen besonderen St. Georgs-
bruderschaften.1 Den für diese gedichteten Reim:

Gros fleis und ernst er fürwent,
damit der unglaub wird getrennt,
ein gemainer zug soltfur sich gon,
deßhalb mant er all fursten schon.
Got wöl, das man im volg bei zait
zu trost der ganzen cristenhait,

nimmt daher die Bezeichnung «haubt der christenhait» wieder auf.

Nach der Analogie des Triumphzuges erlangten die Verse der Ehrenpforte Ende 1512 beim «neuen
übersehen» durch den Kaiser ihre endgültige Form, während die Bilder noch Teile des Köldererischen
Entwurfes wiedergeben.2 Auch die Widmungsschrift selbst wird schon damals festgestellt worden sein,
wenngleich sie, wie stets der Text auf den Holzschnitten für Maximilian, zuletzt geschnitten wurde. Die
Worte «haubt der cristenhait» können demnach freilich nicht erst im Hinblick auf das Bündnis des Wie-
ner Kongresses und dessen Darstellung durch den Holzschnitt der Doppelheirat in die Widmung der
Ehrenpforte aufgenommen worden sein; sie erhielten dadurch nur ihre erhöhte Bedeutung.

Nun kehrt aber ihre lateinische Übersetzung «christianitatis supremus princeps» auf dem später
entstandenen Triumphrelief wieder; da besteht wohl kein Zweifel, daß diese sich jetzt besonders auf die
geschilderten Verhandlungen über den Türkenzug während der Fürstenzusammenkunft bezieht. Daraus
erwächst auch den Schlußworten des Textes auf dem Relief «princeps potentissimus, inclytus victor ac
triumphator», die an sich nur das Bild des triumphierenden Kaisers erklären, ein besonderer Sinn. Wie
in der Rede Vadianus' die Christenschar caesare victore über die Ungläubigen triumphiert, so wird von
Stabius der «großmechtigste fürst» Maximilian auf dem Relief auch als Sieger und Triumphator gefeiert.

Eine weitere Abweichung von der üblichen Titulatur der kaiserlichen Kanzlei weist der Text des
Reliefs dadurch auf, daß er Maximilian auch «Angliae, Portugalliae et Bohemiae her es» nennt. Stabius
folgt hier dem Vorgange des Triumphzuges, in dem ja, wie bereits früher bemerkt wurde, die Wappen
dieser Königreiche besonders einhergetragen werden. Unter den «siben cristenlichen kunigreich» der
Widmungsschrift auf der Ehrenpforte mögen sich diese Erbansprüche auch verbergen. Insofern bietet
der Ausdruck «Bohemiae heres» an sich noch keinen Beweisgrund für den Zusammenhang des Reliefs
mit der Doppelheirat; vielmehr läßt er sich in diesem Sinne erst auf Grund der bisher erzielten Ergeb-
nisse auslegen.

Anders verhält sich das mit einem andern Zusätze, den das Relief noch enthält. Die Titel des Königs
von Ungarn sind voll aufgezählt. Außer Ungarn im engeren Sinne, Dalmatien, Kroatien wird auch Bosnien
genannt. Zwar kommen diese Länder mit ihren Wappen auch im Triumphzuge als Vertreter des kaiser-

1 Vgl. das Geleitwort in Kaiser Maximilians Gebetbuch, Faksimile-Ausgabe von 1907, S. 7.

2 Vgl. vorher, S. 3, und 3j.
 
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