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Arpad Weixlgärtner.
auf das Monogramm Christi als eine ziemlich genaue Kopie. Merklichere Unterschiede finden sich im
Blumen- und Rankenwerk. Daß der Wiener Holzschnitt die Kopie und der von Kristeller publizierte die
Vorlage ist, dafür läßt sich die Linkshändigkeit des hl. Georg auf dem letzteren natürlich nicht ins Treffen
führen. Dieser Fehler könnte ebenso gut ursprünglich wie bei der Wiederholung geschehen sein. Wohl
aber scheint mir die Art und Weise, wie auf dem Blatte bei Cernuschi das Monogramm Christi mit
seinen Zierranken schön verteilt im
Kreise sitzt, für die Originalität die-
ses Holzschnittes zu sprechen, wäh-
rend die Ungeschicklichkeit, mit
der auf dem Wiener Blatte die
kahlen drei Buchstaben, störende
schwarze Flecke des Grundes frei-
lassend, in das Tondo hineinkom-
poniert sind, dieses zur Kopie
stempelt.
Man würde demnach, den
von Lehrs publizierten Holzschnitt1
hinzugerechnet, vier Holzschnitte
kennen, die als Schmuck von Buch-
deckeln gedacht waren. Zwei davon
sind von demselben Holzstock ge-
druckt, der dritte ist eine Kopie die-
ses Holzschnittes, der vierte ist eine
selbständige Arbeit.
Für die zierende Befestigung
von Holzschnitten undKupferstichen
auf anderen Gegenständen als Bü-
chern besitzt die kaiserliche Samm-
lung nur ein Beispiel, und zwar in
der Spielwarenschachtel, die seit
alters Stehaufmännchen enthält, die
aber aus späterer Zeit zu stammen
scheinen als der kolorierte Holz-
schnitt (Fig. 7), der auf den Deckel
der Schachtel geklebt ist. Er ist kreis-
rund, mißt 200 mm im Durchmesser
und stellt einen Kavalier und eine
lautenspielende Dame dar. Hin-
ter dem Paare sind die Gebäude einer
Fig. 8. Almosenkästchen im Museo civico zu Turin.
Stadt und in der Mitte ein Baum zu sehen. Das Ganze ist eine mehr als mittelmäßige deutsche Arbeit
und dürfte, dem Kostüm nach zu urteilen, etwa den achtziger Jahren des XVI. Jahrhunderts angehören.
Äußerst merkwürdige und wichtige Beispiele für alte Holzschnitte als Appliken vermag die, worum
man sie auch befragt, nie verlegene Sammlung des Herrn Dr. Albert Figdor beizubringen. Zunächst seien
die beiden Almosenkästchen, die von Lehrs2 nur kurz verzeichnet sind, ausführlicher beschrieben, da sie
als Beispiele einer ganz bestimmt umrissenen Gattung, auf die zum erstenmale aufmerksam gemacht zu
haben das große Verdienst von Lehrs ist, wichtig genug sind. Das eine Kästchen (Fig. 9) ist aus Holz
und außen mit Ausnahme des Bodens dicht mit Eisen beschlagen. Der Deckel ist von vorne nach hinten
L. c, S. 188, Abb. 3.
2 L. c, S. 187, Nr. 11 und 12.
Arpad Weixlgärtner.
auf das Monogramm Christi als eine ziemlich genaue Kopie. Merklichere Unterschiede finden sich im
Blumen- und Rankenwerk. Daß der Wiener Holzschnitt die Kopie und der von Kristeller publizierte die
Vorlage ist, dafür läßt sich die Linkshändigkeit des hl. Georg auf dem letzteren natürlich nicht ins Treffen
führen. Dieser Fehler könnte ebenso gut ursprünglich wie bei der Wiederholung geschehen sein. Wohl
aber scheint mir die Art und Weise, wie auf dem Blatte bei Cernuschi das Monogramm Christi mit
seinen Zierranken schön verteilt im
Kreise sitzt, für die Originalität die-
ses Holzschnittes zu sprechen, wäh-
rend die Ungeschicklichkeit, mit
der auf dem Wiener Blatte die
kahlen drei Buchstaben, störende
schwarze Flecke des Grundes frei-
lassend, in das Tondo hineinkom-
poniert sind, dieses zur Kopie
stempelt.
Man würde demnach, den
von Lehrs publizierten Holzschnitt1
hinzugerechnet, vier Holzschnitte
kennen, die als Schmuck von Buch-
deckeln gedacht waren. Zwei davon
sind von demselben Holzstock ge-
druckt, der dritte ist eine Kopie die-
ses Holzschnittes, der vierte ist eine
selbständige Arbeit.
Für die zierende Befestigung
von Holzschnitten undKupferstichen
auf anderen Gegenständen als Bü-
chern besitzt die kaiserliche Samm-
lung nur ein Beispiel, und zwar in
der Spielwarenschachtel, die seit
alters Stehaufmännchen enthält, die
aber aus späterer Zeit zu stammen
scheinen als der kolorierte Holz-
schnitt (Fig. 7), der auf den Deckel
der Schachtel geklebt ist. Er ist kreis-
rund, mißt 200 mm im Durchmesser
und stellt einen Kavalier und eine
lautenspielende Dame dar. Hin-
ter dem Paare sind die Gebäude einer
Fig. 8. Almosenkästchen im Museo civico zu Turin.
Stadt und in der Mitte ein Baum zu sehen. Das Ganze ist eine mehr als mittelmäßige deutsche Arbeit
und dürfte, dem Kostüm nach zu urteilen, etwa den achtziger Jahren des XVI. Jahrhunderts angehören.
Äußerst merkwürdige und wichtige Beispiele für alte Holzschnitte als Appliken vermag die, worum
man sie auch befragt, nie verlegene Sammlung des Herrn Dr. Albert Figdor beizubringen. Zunächst seien
die beiden Almosenkästchen, die von Lehrs2 nur kurz verzeichnet sind, ausführlicher beschrieben, da sie
als Beispiele einer ganz bestimmt umrissenen Gattung, auf die zum erstenmale aufmerksam gemacht zu
haben das große Verdienst von Lehrs ist, wichtig genug sind. Das eine Kästchen (Fig. 9) ist aus Holz
und außen mit Ausnahme des Bodens dicht mit Eisen beschlagen. Der Deckel ist von vorne nach hinten
L. c, S. 188, Abb. 3.
2 L. c, S. 187, Nr. 11 und 12.