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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 32.1915

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Giehlow, Karl; Weixlgärtner, Arpad: Die Hieroglyphenkunde des Humanismus in der Allegorie der Renaissance: besonders der Ehrenpforte Kaisers Maximilian I. Ein Versuch
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https://doi.org/10.11588/diglit.6174#0031

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Die lHeroglyphenkunde des Humanismus in der Allegorie der Renaissance.

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tische Symbole und Hieroglyphen genügenden Stoff zu ihrer Deutung abzugeben schienen. Diese
Nachrichten verbreiteten sich aber auch dadurch um so rascher und in weitere Kreise, als sie sich bei
Geschichtsschreibern, der Lieblingslectüre der Humanisten, fanden. Vollends waren es Werke, wie
die Geschichte Herodots, die historische Bibliothek des Diodor und die evangelische Vorbereitung des
Eusebius, die damals sämmtlich auf Betrieb eines Nicolaus V. der Latinität geschenkt wurden, und die
Uebersetzer selbst trugen Namen, wie Lorenzo Valla, Poggio und Georgius Trapezuntios.

Der Zufall, dass ein Manuscript der praeparatio evangelica gerade in Rom gefunden war
veranlasste wohl den humanistischen Papst, dass ein apologetisches Werk des sonst besonders als
Kirchenhistoriker geschätzten Eusebius dem Georgios zuerst zum Uebersetzen übertragen wurde.1
Obwohl in diesem Werk einige Stellen der Ketzerei verdächtig waren, musste sein Inhalt doch da-
durch besonders ansprechen, dass darin die verschiedenen heidnischen Götterlehren ad absurdum ge-
führt werden und sich auch die Philosophie eines Piaton schliesslich als Plagiat des Moses herausstellt.
Georgios hatte daher das Anstössige wegzulassen; aber er beschränkte sich nicht darauf sondern, be-
flissen, wie er sich ausdrückt, nur die Rosen zu geben, kürzte er derart, dass sich darüber und über
seine sonstige Flüchtigkeit bald die bittersten Klagen erhoben. Doch das beeinträchtigte nicht die all-
gemeine Wirkung dieser Uebersetzung. In der Widmung hat Georgios nicht ohne Absicht hervor-
gehoben, dass Eusebius die gesammte griechische Literatur nicht nur vollkommen beherrsche sondern
auch ihren Inhalt bestimmter und klarer als die Autoren selbst wiedergebe. Da erhielt der Humanismus
in theilweise wörtlichen Citaten die Ansichten eines Piaton, eines Diodor, eines Plutarch, eines Por-
phyrius u. s. w. über die Theologie der Aegypter und ihre Symbolik. Eingehend erörtert Eusebius in
Anlehnung an Diodor die verschiedenen zum Thiercult der Aegypter führenden Ursachen, von denen
einem Biondo die Vergöttlichung des zum Siege führenden Wappenthieres oder des einen bestimmten
Nutzen gewährenden Lebewesens am meisten zusagten. Die Vertiefung dieses Thierdienstes in der
Auffassung eines Porphyrius wird geschildert und aus ihm auch das Bild des Mohnes als Symbol eines
Staates wegen der Bevölkerungsmenge citirt. Dabei gibt es eine Fülle von Nachrichten über die selt-
samsten Thiere, über die Bildung von Gestalten aus Menschen- und Thiergliedern und ihre symbolische
Bedeutung. Auch Hieroglyphen werden beschrieben; so stellten die Aegypter das Universum durch
das dem griechischen Theta gleichende Bild eines Kreises dar, in dessen Mitte sich eine adlerköpfige
Schlange befindet; so bedeute der Sperber F'euer und Geist, das Krokodil Trinkwasser, das Wiesel die
Rede und der Hippopotamus den Typhon. Nicht zum Mindesten interessirten die Nachrichten von
dem Einflüsse der ägyptischen Anschauungen auf die griechische Philosophie. Gerade dieser Nach-
weis führte diejenigen Humanisten, welche in ihrem Römerstolze nicht ohne Neid auf den wissen-
schaftlichen Ruhm der Graeculi blickten, besonders den ägyptischen Studien zu.

Die durch des Eusebius Citate angeregte Neugierde, auch das Werk des Diodorus Siculus kennen
zu lernen, hatte Poggios Uebersetzung der ersten fünf Bücher zu befriedigen.2 Handschriften dieses
Schriftstellers waren durch die apostolischen Secretäre Giovanni Aurispa und Cristoforo Garatone da
Trevigi bereits früher nach Italien gebracht und wohl bald vervielfältigt worden. Poggios freie aber
im pikantesten Latein geschriebene Uebertragung, die er mit Hilfe des Trapezuntios, also noch vor
seiner Verfeindung mit ihm, im Frühjahre 1451 fertigstellte, trug besonders dazu bei, dem sensationellen
Inhalt einen noch grösseren Leserkreis zu verschaffen. Das Neue dieses Geschichtswerkes lag aber für
die Humanisten vor allem in den Nachrichten über die mythischen Zeiten der alten Völker und das
Wunderland Aegypten. Was sonst sich zerstreut an Schilderungen hierüber vorfand, wurde hier in
einem geschichtlichen Zusammenhange vorgetragen, theilweise bestätigt oder erklärt, zumeist bereichert

1 Vgl. Voigt, a. a. O., Bd. II, S. 141. Ueber die hier benützte Ausgabe vgl. oben, S. 8.

2 Vgl. Voigt, a. a. 0., Bd. II, S. 185. Poggio theilte das erste Buch in zwei besondere Bücher, eines über Aegypten
als Land, das zweite über die Thaten der ägyptischen Könige, sodass Diodors III. Buch über die Aethiopier bei Poggio das
IV. wird. Ueber das Exemplar des Aurispa vgl. Voigt, a. a. 0., Bd. I, S. 265; über Cristoforo Garatone da Trevigi vgl.
Marini, Degli Archiatri Pontifici (Roma 1784), p. 153- Cristoforo war in Constantinopcl, um mit Marcus von Ephesus zu
disputiren, dann in Ungarn 1442. Eugen IV. machte ihn zum Canonicus von Padua: er lebte noch unter Nicolaus V.

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