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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 32.1915

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Garber, Josef: Das Haller Heiltumbuch mit den Unika-Holzschnitten Hans Burgkmairs des Älteren
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https://doi.org/10.11588/diglit.6174#0479
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DAS HALLER HEILTUMBUCH MIT DEN UNIKA-HOLZSCHNITTEN
HANS BURGKMAIRS DES ÄLTEREN.

Von

Josef Garber.
I.

Die ältesten Heiltumbücher.

u den Erstlingen der neuerfundenen Buchdruckerkunst gehören die «Heiltum-
bücher», ein ganz bestimmter Typus von zumeist kleinen Druckwerken, die,
da sie auf eine Massenverbreitung im Volke berechnet waren, überhaupt erst
mit der durch die neue Erfindung geschaffenen Vereinfachung ins Leben traten.
Es waren dies Bücher, die in Form von meist illustrierten Katalogen die Re-
liquienschätze bestimmter Kirchen erklärten.

Durch die Rompilger und Kreuzfahrer und durch eine eifrige gläubige
Sammeltätigkeit waren in verschiedenen Kirchen große Sammlungen von «Heiltümern» (Heilig-
tümern) oder Reliquien entstanden. An einem festgesetzten Tage des Jahres strömte das Volk aus
weiter Ferne in großen Prozessionen, den sogenannten «Heiltumfahrten»,1 zur reliquienreichen
Kirche, um dort der «Heiltumschau» beizuwohnen. Von einem eigenen Anbau an der betreffenden
Kirche, dem sogenannten «Heiltumstuhle», aus wurden die in kostbare Silber- oder Goldreliquiare
gefaßten Heiligtümer dem versammelten Volke vorgezeigt. Die «Heiltumschau» hatte einen beson-
deren zeremoniellen Charakter, die höchsten kirchlichen Würdenträger des Distriktes erschienen mit
großer Assistenz auf dem vom Volke umgebenen Heiltumstuhle und zeigten in einer bestimmten
Reihenfolge die Reliquiare vor, während ein «Rufer» ihren Inhalt erklärte. Dazwischen zog das
Volk in mehreren «Umgängen» um den Heiltumstuhl herum, wobei kirchliche Hymnen gesungen
wurden. Um aber dem Volke die Reihenfolge und Namen der Heiligtümer besser merklich zu
machen, wurden bei diesen Festen kleine Heiltumbücher zum Kaufe angeboten, in denen die Heilig-
tümer nach den erwähnten Umgängen in bestimmter Reihenfolge beschrieben und meist auch in
kleinen Holzschnitten abgebildet waren.

Als ältestes Blatt dieser Art erschienen die «Heiltümer zu Maastrich und Aachen», in
ig Holzschnitten dargestellt. Es wurde wahrscheinlich gedruckt zwischen 1460 und 1470.2

Das Zweitälteste «Heiltumbüchlein» handelt über das «Heiltum» des Berges Andechs und
beginnt mit den Worten: *Vom anfang des berg und bürg Andechs noch war viel zu schreiben von
den grossen merklichen wunder zeichen, der on zal gar vil geschehen seind und noch täglichen ge-
schehen durch das hochwirdig fron Sakrament und durch erberben der lieben heiligen, der leichnam
und würdig heiltum auf disen heiligen berg ruwen und rasten seind.» Es schließt: «Das hat ge-
druckt Johannes Bämler zu Augspurg in der ersten vastwochen anno domini ij.j3.-i>

1 A. Ruland, Über das Vorzeigen und Ausrufen der Reliquien oder über die «Heilthumbfahrten> der Vorzeit. Chilia-
neum, Würzburg II (1863), S. 23l, 285, 336.

2 Abgebildet in M. Schmidt, Die frühesten und seltensten Denkmale des Holz- und .Metallschnittes, Tafel 60.
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