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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

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II. Teil: Quellen zur Geschichte der kaiserlichen Haussammlungen und der Kunstbestrebungen des Allerdurchlauchtigsten Erzhauses
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Loehr, August: Die Münzen- und Medaillensammlungen des Erzherzogs Franz Ferdinand von Österreich-Este
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https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0260
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DIE MÜNZEN- UND MEDAILLENSAMMLUNGEN
DES ERZHERZOGS ERANZ FERDINAND VON ÖSTERREICH-ESTE

VON

AUGUST OCTAV VON LOEHR.

Wie seit alter Zeit so viele Mitglieder des öster-
reichischen Kaiserhauses, besaß auch Erzherzog Frau-
Ferdinand numismatische Interessen, die sein Lehrer,
der vormalige Kustos des kaiserlichen Münzkabinettes
Karl Domanig, sehr gefördert hatte. Diesen Interessen
entsprang ein mehrfaches Eingreifen in Angelegenheiten
der Münzen- und Medaillenprägung, 5/e Übernahme
des Protektorates über die österreichische Gesellschaft
für Münf- und Medaillenkunde, eine stete Verbindung
mit dem kaiserlichen Münzkabinett und, im Zusam-
menhange mit seiner großzügigen denkmalpflegerischen
Tätigkeit, wiederholte Aufträge zur Verhinderuni; der
Zerstörung erhaltungswürdiger numismatischer Denk-
male durch Einschmelzen oder des Verlustes ans Aus-
land. Da^u kam die Ausgestaltung übernommener
Sammlungen und die zielbewußte Anlage von neuen.

Schon der Vater Franz Ferdinands, Erzherzog
Karl Ludwig, hatte eine nicht unbeträchtliche Samm-
lung zustande gebracht, die im Wege der Erbschaft an
seinen ältesten Sohn überging. Eine stattliche Anzahl
namentlich von Medaillen kam dann an ihn aus der
Verlassenschaft des letzten Herzogs von Modena, Erz-
herzog Franz V. Diesen ererbten Besitz vergrößerte
Erzherzog Franz Ferdinand durch so manches ihm bei
Staatsakten überreichtes oder gelegentlich erworbenes
Stück. In ganz systematischer Weise begann er dann
die Neuanlage von übersichtlichen Spezialsammlungen,
die, für die verschiedenen Residenzen bestimmt, die
Münzgeschichte des betreffenden Kronlandes darstellen
sollten: so waren bereits vom kaiserlichen Münzkabinett
auftragsgemäß eine kleine Salzburger Serie für das
Schloß Blühnbach und eine Tiroler Serie für Ambras
Zusammengestellt worden; auch die Serie der Georgs-
münzen für die große St. Georgssammlung in Konopischt
gehört in diesen Zusammenhang. Der vorzeitige Tod des
Erzherzogs ließ nicht nur auch auf numismatischem
Gebiete große Pläne unausgeführt, sondern trennte
XXXIV.

wieder die von ihm vereinigten Sammlungen. Während
sein Privatbesitz, an Medaillen der kaiserlichen

Familie sehr reiche ehemalige Sammlung des Erzherzogs
Karl Ludwig und die neu angelegten Spezialsamm-
lungen, an die Privaterben fielen, kam der ehemalige
modenesische Besitz an den damaligen Erzherzog Karl
Franz Josef und wurde als gesonderter Bestand dem
kaiserlichen Münzkabinett zur Verwaltung übertragen.

Diese ehemals modenesischen Münzen und Medaillen
befanden sich znm Teil im Belvedere, z">" Teil im
Palais Modena, einige wenige künstlerisch wertvolle
in der Estensischen Kunstsammlung, der überwiegenden
Mehrzahl nach noch im Depot des Obersthofmarschall-
amtes. Die zsrstrettten Bestandteile zu vereinigen und
ZU sichten, war schon die wohlerwogene Absicht des
Erzherzogs Franz Ferdinand gewesen, der das kaiser-
liche Münzkabinett mit der Durchführung seiner Pläne
betraut hatte. Die volle Ausführung war erst nach
seinem Tode möglich. Die Vereinigung dieser zersplit-
terten Bestände ergab, daß eine Anzahl von Verdienst-
medaillen und Ehrenzeichen des ehemaligen Herzogtums
Modena in bis zu -00 Exemplaren vorhanden waren. Da
die weitere Aufbewahrung zwecklos und eine Erhaltung
so vieler gleicher Stücke vom denkmalpflegerischen
Standpunkt unnötig war, wurden die Bronzestücke der
Metallsammlung, die aus Edelmetall dem Hauptmünz-
amt überwiesen und fast anderthalb Kilogramm Gold
und zwei Kilogramm Silber der Finanzverwaltung für
die Kriegsbedürfnisse zugeführt. Die zu erhaltenden
Stücke ergaben drei Serien: eine zur Ergänzung der
kaiserlichen Sammlung verwendbare (Nr. i—214 und
326—331)1 dann eine Hilfsserie von auf die Tertio-
genitur sich beziehenden Medaillen oder damit im
Zusammenhang stehenden Stücken und schließlich eine
Anzahl von Dubletten, die im Laufe des Jahres ig 16
als entbehrlich gegen sorgfältig ausgewählte wünschens-
werte Ergänzungen Ar. 2i5—'p5 vertauscht wurden;

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