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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 36.1923-1925

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Kris, Ernst: Das große Majestätssiegel Kaiser Maximilians I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.6171#0168
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Ernst Kris. Das große Majestätssiegel Kaiser Maximilians I.

Der Griff und die Einfassung des Strahlenkranzes sind aus Motiven der italienischen Kunst ge*
bildet, die Krönung aber aus einem phantastischen Aufbau: Dornwerk und Fialen. Doch
sieht man erst näher zu, dann mer-kt man, daß die Diskrepanz nicht allzu groß ist; denn wie
hat der Meister die Renaissance verstanden! Ganz deutlich wird das am Fuß: Wie da Eckiges
und rundes Profil aufgeschichtet ist und ganz unten noch verschlungene Halbbogen einander
jagen.

So ist Hanns von Reutlingen, wo er so recht Italianist zu sein scheint, doch Gotiker, dessen
Vorliebe für Maßwerk und unruhiges Formenspiel sich immer wieder verrät. Und das ist kein Ein*
zelfall, vielmehr höchst bezeichnend für das Wesen der deutschen Renaissance. Wieviel geheime
Gotik steckt doch noch in Arabeske und Hochfüllung, die durch den Ornamentstich in Deutsch*
land seit dem dritten Jahrzehent des XVI. Jahrhunderts verbreitet werden. Wenn Neudörfer,
der Nürnberger Künstlerbiograph, von einem Meister sagen will, daß er die neuen Ornament*
motive beherrsche, dann sagt er am Ende doch: «Er hat im Maßwerk viel Verstand.»

nachgebildet sind. So zwingend wie hier verrät sich kaum in einer anderen nordischen Medaille die Hand eines
Gotikers. Daß er Goldschmied und mit dem Meister des Schatzkammerbuchdeckels verwandt oder identisch
war, sei als bescheidene Vermutung ausgesprochen. Der Umschrift der Medaille wegen (CHARLES. R. DE. CA»
STILLE. LEEON. GRENADE. ARRAGON. NAVERRE. CECILIS.) hält Bernhart (Die Bildnismedaillen Karl V., 1919)
das Modell für niederländisch. Doch eben die Umschrift mag von anderer Hand nachgetragen sein.
 
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