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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 2.1888

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Kaempfer: Photographiren bei electrischem Licht
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https://doi.org/10.11588/diglit.42282#0295

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Photographiren bei eleetrischem Licht.

Die Anwendung dieses Systems ist mit nicht geringen
Schwierigkeiten verknüpft, da die Kohlenspitzen mit der Hand
regulirt werden müssen. Herr van Ronzelen in Berlin hat
diese Einrichtung sehr verbessert, indem er eine Differential-
lampe von v. Hefner-Alteneck von etwa 3000 Normalkerzen
zur Anwendung bringt, bei der natürlich jedes Reguliren mit
der Hand wegfällt. Auch bat er die Einrichtung sehr bequem
gemacht, indem er den Kessel auf einem doppelten Schienen-
system beweglich über das ganze Atelier anbrachte. Das
Bogenlicht befindet sieh darin in etwa 2/3 der Höhe, der
Reflector ist etwa 20 cm gross und hinter der Lampe ange-
bracht, so dass man in einer Entfernung von 2 m einen Raum
von 8 —10' Breite gleichmässig beleuchtet erhält. Auch kann
die ganze Vorrichtung an einem Flaschenzug in beliebiger
Höhe eingestellt werden *)
Die Lampe bedarf etwa 35 — 40 Ampere Strom und wird
von einer Dynamomaschine gespeist, die von einem 4pferdigen
Deutzer Gasmotor betrieben wird. Die ganze Anlage kostete
zur Zeit (1884) 9000 Mark, dürfte aber jetzt billiger herzu-
stellen sein.
Um dieselben Aufnahmen wie bei Tageslicht zu machen,
ist es nöthig, etwa doppelt so lange zu exponiren, die Quan-
tität der Beleuchtung ist eben nur halb so stark als die
Helligkeit eines gewöhnlichen Tages; die Qualität des elee-
trisehen Lichtes für photographische Zwecke ist aber mindestens
dieselbe wie des Tageslichtes. Merkwürdig ist dabei der
Umstand, dass man für kleinere Köpfe unter sonst gleichen
Umständen eine verhältnissmässig grössere Expositionszeit
braucht als für grössere. Wenn ein grosser Kopf in Cabinet-
format bei Tage 10 Seeunden, ein kleiner 7 Seeunden bedarf,
so ist für electrisches Licht die entsprechende Zeit 20 resp.
17 —18, nicht 14 Seeunden, wie man annehmen sollte.
Die Bilder, die Herr van Ronzelen mit eleetrischem Licht
herstellt, sind in ihrer künstlerischen Vollkommenheit durch
nichts von den am Tage aufgenommenen zu unterscheiden;
die Porträts erscheinen nur noch schärfer und unmittelbarer.
(S. Eleotrotechnische Zeitschrift Bd. V, S. 101.)
Ein anderes, eomplieirteres Beleuchtungssystem, das des
Herrn Kurtz in New-York hat ebenfalls Beweise bedeutender
Leistungsfähigkeit geliefert. Bei demselben wird die Person
auf der Hauptlichtseite durch ein starkes electrisches Bogen-

1) S. die Figur in Eder’s Ausführlichem Handbdbuch der Photo-
graphie I. Band.
 
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