Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (5.1891)

Der Einfluss der Abkühlung auf das optische Verhalten etc. 215
an den verschiedenartigsten Kinderkrankheiten; einige Clich.es
entbehren der Tiefe, andere zeigten ein rohes Korn etc., wir
möchten indessen bemerken, dass die bisherigen Unvollkommen-
heiten nicht in der Methode, sondern nur in der praktischen
Ausführung liege-n, die ja bekanntlich auch bei der gegenwärtig
adoptirten Netz-Methode eine gewisse Virtuosität erfordert.

Der Einlluss der Abkühlung- auf das optische Verhalten
des Glases und die Herstellung gepresster Linsen in
gut gekühltem Zustande.
Von Dr. 0. Schott in Jena.
Unsere an einer anderen Stelle dieses „Jahrbuchs“ (S. 12)
mitgetheilten Erfahrungen und Verbesserungen in der Kühlung
des Glases haben uns dazu geführt, das in Paris schon seit
vielen Jahren übliche Verfahren der Formgebung des Glases
durch Pressen in rothglühend erweichtem Zustande zwischen
Metallschalen, welche die Gestalt der Linsen möglichst, ange-
nähert mit einem oder zwei Radien geben, ebenfalls in unseren
Betrieb einzuführen. Die solcherart hergestelltcn Linsen sind
unter Einhaltung des gewöhnlichen beschleunigten Kühl-
processes für Verwendung zu besseren Instrumenten durchaus
ungeeignet, da deren Spannung manchmal so bedeutend ist,
dass sie bei Beginn des Schleifens ohne Weiteres in viele kleine
Stücke zerspringen. Erst durch unsere neue Kühlmethode,
welche die Kühlung bei so niedrigem Wärmegrade gestattet,
dass von einem Verziehen nicht mehr die Rede sein kann, ist
es möglich, auch solche Linsen frei von jeder Spannung zu er-
zeugen, wenn man sie nach dem ersten Erkalten einem zweiten
Abkühl process in dem vorerwähnten Apparate unterwirft.
Um einer bei manchen Optikern verbreiteten Anschauung
entgegen zu treten, wollen wir es nicht unterlassen, darauf
hinzuweisen, dass der durch das Pressen auf das erweichte
Glas ausgeübte Druck durchaus nicht die Veranlassung der
Spannung ist, diese letztere findet ihre Entstehung vielmehr
allein in dem beschleunigten Erkalten welches nothwendig ist,
um einer Deformirung entgegen zu wirken.
Von Seiten der meisten Optiker, welche sich mit der An-
fertigung photographischer Objective beschäftigen, ist den be-
schriebenen Neuerungen lebhafte Beachtung geschenkt worden.
Ist zwar der äusserste Grad spannungsfreier Beschaffenheit für
photographische Linsen nicht von so grosser Bedeutung wie
beim Fernrohr, so sind zweifellos die ungenügenden Leistungen