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Lüppo-Cramer, Henricus: Studien über die Natur des latenten Lichtbildes
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0184
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Studien über die Natur des latenten Lichtbildes.
ist leicht, sogar schon durch den Geruch nachzuweiseu, wenn
man eine Platte eiuige Stunden in helles Tageslicht legt.
Das würde allerdings noch nichts für kurze Belichtungen
bedeuten. Dass sich die Solarisations-Erscheinungen mit
der Annahme eines bei der Belichtung entstehenden Körpers,
der zwischen Metall und Bromid steht, einigermaassen ver-
ständlich machen lassen, wie Eder andeutet, muss ebenfalls
zugegeben w 7erden, doch darf bei der unklaren Vorstellung,
die wdr über die Vorgänge bei der Solarisation haben, dies kein
stark zu berücksichtigendes Argument sein. Dass die Theorie
der chemisclaen Sensibilisatoren eine Bromabsorption, also
auch eine Abspaltung während des Belichtungsmomentes vor-
aussetzt, muss anerkannt w 7erden, aber unsere Sensibilisatoren-
Tlieorie könnte ebenfälls unrichtig sein. Bedenken wir, dass
der hauptsächlichste chemische Sensibilisator das Silbernitrat
ist, so müssen wir freilich zugeben, dass eine Absorption von
Brom durch Silbernitrat plausibel ist, dürfen aber nicht ver-
gessen, dass w 7ir andrerseits auch ganz verschiedene Empfind-
lichkeiten bei Collodion-Emulsionen erhalten, weun wur die
Fällung des Bromsilbers bei Silberüberschuss oder bei Brom-
salzüberschuss vornehmen und nachher jede Spur über-
schüssigen löslichen Salzes entfernen. Die phj-sikalischen
Modificationen des Bromsilbers sind so kolossal von einander
verschieden, dass mir iiberhaupt das wüchtigste Problem der
Photographie nicht die Frage zu sein scheint: ,,Was bildet
sich bei der Belichtungsondern: „Was ist vor der Belichtung
in den verschiedenen Fällen der verschiedenen Bromsilber-
arten auf der Platte vorhanden?“ Meine Versuche mit der
Einverleibung molecularen Silbers iu die Emulsionen zeigten
ja auch, wie verschieden vom chemischen Standpunkte analoge
Fälle sich in der Photographie gestalten.
Wie wollen wdr überhaupt, wenn wir einen einfachen
chemischen Vorgang bei der Entstehung des latenten Bildes
annehmen wollen, die ungeheure Verschiedenheit in der
Empfindlichkeit cles Bromsilbers erklären? Eder schreibt
bei der Besprechung der cliemischen Sensibilisatoren 1): ,,Der
Grund der holien Empfindlichkeit von Gelatine- Emulsionen
scheint allerdings hauptsächlich cler Entstehung einer besonders
bestimmten Bromsilber-Modification zuzusclireiben zu sein.“
Was bedeutet da noch die Theorie der chemischen Sensi-
bilisatoren? Dass Gelatiue Brom absorbirt, ist zumifellos, ob
aber beim Beliclitungsprocesse Brom abgespalten wird, ist
durch nichts enyiesen. Wenn w 7ir erw 7ägen, dass zwischen der
1) Eder’s „Handbuch d. Photc“ 2. Theil, 6. Heft S. 14.
Studien über die Natur des latenten Lichtbildes.
ist leicht, sogar schon durch den Geruch nachzuweiseu, wenn
man eine Platte eiuige Stunden in helles Tageslicht legt.
Das würde allerdings noch nichts für kurze Belichtungen
bedeuten. Dass sich die Solarisations-Erscheinungen mit
der Annahme eines bei der Belichtung entstehenden Körpers,
der zwischen Metall und Bromid steht, einigermaassen ver-
ständlich machen lassen, wie Eder andeutet, muss ebenfalls
zugegeben w 7erden, doch darf bei der unklaren Vorstellung,
die wdr über die Vorgänge bei der Solarisation haben, dies kein
stark zu berücksichtigendes Argument sein. Dass die Theorie
der chemisclaen Sensibilisatoren eine Bromabsorption, also
auch eine Abspaltung während des Belichtungsmomentes vor-
aussetzt, muss anerkannt w 7erden, aber unsere Sensibilisatoren-
Tlieorie könnte ebenfälls unrichtig sein. Bedenken wir, dass
der hauptsächlichste chemische Sensibilisator das Silbernitrat
ist, so müssen wir freilich zugeben, dass eine Absorption von
Brom durch Silbernitrat plausibel ist, dürfen aber nicht ver-
gessen, dass w 7ir andrerseits auch ganz verschiedene Empfind-
lichkeiten bei Collodion-Emulsionen erhalten, weun wur die
Fällung des Bromsilbers bei Silberüberschuss oder bei Brom-
salzüberschuss vornehmen und nachher jede Spur über-
schüssigen löslichen Salzes entfernen. Die phj-sikalischen
Modificationen des Bromsilbers sind so kolossal von einander
verschieden, dass mir iiberhaupt das wüchtigste Problem der
Photographie nicht die Frage zu sein scheint: ,,Was bildet
sich bei der Belichtungsondern: „Was ist vor der Belichtung
in den verschiedenen Fällen der verschiedenen Bromsilber-
arten auf der Platte vorhanden?“ Meine Versuche mit der
Einverleibung molecularen Silbers iu die Emulsionen zeigten
ja auch, wie verschieden vom chemischen Standpunkte analoge
Fälle sich in der Photographie gestalten.
Wie wollen wdr überhaupt, wenn wir einen einfachen
chemischen Vorgang bei der Entstehung des latenten Bildes
annehmen wollen, die ungeheure Verschiedenheit in der
Empfindlichkeit cles Bromsilbers erklären? Eder schreibt
bei der Besprechung der cliemischen Sensibilisatoren 1): ,,Der
Grund der holien Empfindlichkeit von Gelatine- Emulsionen
scheint allerdings hauptsächlich cler Entstehung einer besonders
bestimmten Bromsilber-Modification zuzusclireiben zu sein.“
Was bedeutet da noch die Theorie der chemischen Sensi-
bilisatoren? Dass Gelatiue Brom absorbirt, ist zumifellos, ob
aber beim Beliclitungsprocesse Brom abgespalten wird, ist
durch nichts enyiesen. Wenn w 7ir erw 7ägen, dass zwischen der
1) Eder’s „Handbuch d. Photc“ 2. Theil, 6. Heft S. 14.