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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 15.1901

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Schaum, Karl: Mikroskopische Untersuchungen über die Structur der Negative
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https://doi.org/10.11588/diglit.32120#0301

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Mikroskop. Untersuchungen über die Structur der Negative. 281

nicht, wie bisweilen geschehen, zur Erklärung des Reifungs-
processes herangezogen werden.

Iu allen Emulsionsproben fanden wir schon nach halb-
stündigem Reifen neben den runden amorphen Bromsilber-
körnern auch polygone, meist dreieckige Partikel mit fächer-
artiger Theilung. Daneben vorkommende grosse Krystalle
sind wasserlösliche Salze, welche durch längeres Auswaschen
entfernt werden können, während jene polygonen Formen
dabei nicht verschwinden. Ob es sich hierbei um ein theil-
weises Krystallinischwerden des Bromsilbers — also um einen
die Empfindlichkeits - Steigerung schädigenden Vorgang —
handelt, müssen weitere Versuche entscheiden.

Es ist die Frage, ob clie mit der Kornvergrösserung ver-
knüpfte Erhöhung der Lichtabsorption die einzige Ursache
der Reifung ist, oder ob noch eine durch die Gelatine ver-
ursachte — wenn auch geringe — Recluction des Bromsilbers
sich hinzuaddirt, deren Endproduct (Subbromid oder Silber)
die später durch die Belichtung eintretende Reductionswirkung
verstärken wird. Die von mehreren Forscheru zur Erklärung
der Reifung herangezogene Annahme einer solclien Reduction
hat in der That viel Wahrscheinlichkeit, weil auch andere
Silbersalze, z. B. Silbernitrat durch Gelatine zu (collo'idalem)
Silber reducirt werden. Ferner beweist das Schleiern iiber-
reifer Platten, dass auch beim Bromsilber ein Reductionsvor-
gang stattfindet. Wärme und Zusatz von Ammoniak erhöhen
die Reifungsgeschwindigkeit; beides wiirde ebenso die Re-
duction des Bromsilbers, wie auch die Kornvergrösseruug
begünstigen. Wirhoffen, durch Versuche über die Aenderung
der Lichtabsorption beim Reifungsvorgang, sowde iiber
Reifungszerstörung zur Aufklärung dieser Fragen beitragen
zu können.

Die Structur des Negativs. Die Bromsilberkörner
liegen in der Gelatineschicht ziemlich unregelmässig vertheilt,
und scheint es uns, dass die oberste Schicht — wohl infolge
einer Sedimentation — ärmer an Bromsilberkörnern ist, als
die tieferen Schichten. Ebenso erscheinen bei der mikroskopi-
schen Untersuchung des fertigen Negativs im Bilde zuerst nur
vereinzelte Silberkörner scharf; beini Senken des Tubus zeigt
sich alsdann eine kornreiche Schicht, welcher nach der Tiefe
hin noch eine oder mehrere Silberkornschichten folgen. Wir
suchten nun die Frage zu beantworten: Welche Factoren be-
dingen die Verschiedenheit der Schwärzungsgrade

X. bei verschieden lange belichteten, aber gleich lange
entwickelten Negativen,
 
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