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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 19.1905

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Lüppo-Cramer, Henricus: Ueber die Reifung des Chlorsilbers
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Ueber die Reifung des Chlorsilbers.

6b

Die ihrer Darstellungsmethode nach oben beschriebenen,
Vergleichsemulsionen von Chlor- und Bromsilber sind an-
scheinend frei von Reduktionskeimen, da sie sich im sauren
Metolverstärker glasklar entwickeln.
Ihr Verhalten liefert daher eine willkommene Ergänzung
zu den in meinem Artikel „Zur Reduktionstheorie der
Reifung“1) behandelten Fragen. A. a. O. war festgestellt,
worden, daß die in hochempfindlichen Emulsionen infolge
Reduktion von Bromsilber durch die Gelatine stets in
mehr oder weniger großer Menge vorhandenen Silberkeime
mit dem Auseinandergehen der Expositionsverhältnisse für
chemische, resp. für physikalische Hervorrufung nichts zu
tun haben. Hier sehen wir nun sowTohl Chlorsilber, wie
Bromsilber ohne jeden Reduktionskeim, und beide Emulsionen
beanspruchen für die physikalische Entwicklung eine 25 bis.
30 fach längere Exposition als für die chemische Entwicklung.,
Von besonderer Wichtigkeit erscheint hierbei, daß, während
die mehr oder weniger ungereiften Emulsionen bei der
physikalischen Entwicklung eine intensive Deckung er-
geben, die Bilder auf den gereiften Schichten auch bei längster-
Entwicklung immer sehr „dünn“ bleiben, ganz wie dies bei
den gewöhnlichen Trockenplatten des Handels, selbst bei
starker Ueberbelichtung, der Fall ist. Dieser eigentümliche
Unterschied zwischen gereiften und ungereiften Schichten
steht also weder mit der chemischen Natur des Haloids2),.
noch mit vorhandenen Reduktionskeimen in Beziehung,
sondern scheint mit der Korngröße zusammenzuhängen.
Ganz wie sich ein feineres Korn leichter optisch sensibili-
sieren3), sich leichter mit Gold und Platin tonen läßt u. s. w.
als ein gröberes Korn, weil bei gleicher Menge Haloid, resp.
Metall die Oberfläche natürlich größer ist, so schlägt sich
auch das nascierende Silber auf den feinkörnigen Schichten
leichter und in größerer Menge nieder. Dies ist nicht nur
bei primärer, sondern auch bei sekundärer physikalischer
Entwicklung der Fall.
Wenn aber nach diesen Betrachtungen die Stärke der
physikalischen Entwickelbarkeit kein Maß für die Reduktions-
keime in den Emulsionen ist, so kann man sich auch nicht
der Ansicht verschließen, daß auch der Eintritt der physi-
kalischen Entwicklungsfähigkeit von der Korngröße, d. h.

1) „Phot. Ivorresp.“ 1904, S. 164.
2) Vergl. hierzu meine ursprüngliche Hypothese in „Phot. Korresp.“-
1903, S. 96. sowie ebenda S. 228.
3) Siehe Lüp p o - C r ame r, dieses „Jahrbuch“ für 1902, S. 59.
 
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