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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 24.1910

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Strehl, Karl: Entwicklungsgeschichte des photographischen Objektivs
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https://doi.org/10.11588/diglit.44942#0037

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Entwicklungsgeschichte des photographischen Objektios.

2S

in diesem Eabyrinth? Wo ist der ruhende Pol in der Erschei-
nungen flucht?
Der richtige, gründliche Deutsche reist zu den oerschiedenen
Patentämtern und beginnt ein eingehendes Studium; ich fürchte
nur, dal] er oom Regen in die Traufe kommt und bald oor
der Schmierigkeit des Unternehmens ermattet zurücksinkt. Hierzu
kommt noch ein bemerkensroerter Umstand. Die geistigen Ab-
sichten der Erfinder finden naturgemäß ihren Ausdruck in äußeren
formen. Uun kann man sich zweierlei oorstellen: Zwei scheinbar
ganz verschiedene Gedankengänge können zu nahe ein und der-
selben form führen; wird demnach möglicherweise der erste Er-
finder Schuß finden, der zweite leer ausgehen? Oder ein und
derselbe Gedankengang führt zu zwei ganz oerschiedenen Aus-
gestaltungen; wird er zweimal patentiert werden? Es könnte so
scheinen, als gebe es oielleicht oerschiedene Standpunkte, oon
denen aus man eine Erfindung beurteilen kann. Wollte man jedoch
die Konstruktionen rein nach ihrer äußeren form klassifizieren,
würden die Erfinder sofort energisch protestieren und erklären,
daß in den verschiedenen Kombinationen doch auch der Brechungs-
index eine wesentliche Rolle spiele, demnach zur geometrischen
Gestalt und Anordnung der Einsen noch die physische flatur
des Glases hinzukommen müsse.
meines Erachtens nun spielt der Brechungsindex die enorme
Rolle nicht, die man ihm bisher zugeschrieben hat — hierzu
ist er Diel, zu wenig oerschieden —, und finden wir in der form
der Systeme allerdings eine Grundidee, welche sich wie ein
roter faden durch alle Erfindungen mehr oder minder unbewußt
hindurchzieht. Wir wollen demnach im folgenden die geometrische
form des photographischen Objektios entwickeln, wie sie logischer-
weise hätte entstehen sollen; in Wirklichkeit finden wir Sprünge
und Rückschritte.
Das einfachste aller Objektioe ist die Eochblende (fig. 7);
es ist oon sämtlichen optischen fehlem Döllig frei. Schade nur,
daß dies auf Kosten sehr wesentlicher Eigenschaften geschieht,
der Eichtsfärke und Bildschärfe. Erstere ist wegen der winzigen
Oeffnung oerschwindend klein und leßtere leidet infolge der
Größe der den einzelnen Eichtpunkten an Stelle der Bildpunkte
entsprechenden Beugungsscheibchen außerordentlich. Immerhin
kann man mit der Eochblende unter Umständen ganz annehm-
bare Bilder erzielen.
Der größeren Eichtsfärke und Bildschärfe wegen erseßte
man die Eochblende durch eine gleichschenklige Sammel-
linse (fig. 8). Das Bild blieb immer noch frei oon drei optischen
fehlem:
 
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