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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

DOI Artikel:
Conze, Alexander: Der betende Knabe in den Königlichen Museen zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0015

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DER BETENDE KNABE

IN DEN KÖNIGLICHEN MUSEEN ZU BERLIN.

Der Generalprokurator und Oberintendant der Finanzen Frankreichs, Nicolas
Foucquet, spielte wie in der politischen, so in der Geschichte des Luxus seiner
Zeit eine hervorragende Rolle, bis er im Jahre 1661 von Ludwig XIV. gestürzt wurde.

In der Charakteristik, welche die Historiker von ihm entwerfen, fehlen seine
Beziehungen zu den Künsten nicht. Wir erfahren von der Begünstigung, welche er
den ersten zeitgenössischen Dichtern, der Beschäftigung, welche er den hervor-
ragendsten der um ihn lebenden Architekten, Bildhauer, Maler zu Theil werden
liefs. Mit den Namen eines Corneille, Moliere und Lafontaine, eines Lenotre
Puget und Lebrun erscheint der seine eng verbunden. Sein glänzender Landsitz zu
Vaux-le-Vicomte war, was Versailles bald werden sollte. Elier bot er nicht nur
den lebenden Künstlern lohnenden Spielraum für ihre Thätigkeit; hier brachte seine
Liebhaberei, von dem ausgedehntesten Einflusse und fast unbeschränkten Geldmitteln
unterstützt, auch die mannigfachsten Sammlungen von allerhand Merkwürdigkeiten
und von Kunstwerken der Vorzeit zusammen. F'oucquet war einer der gröfsten
Amateurs seiner Zeit.

Edmond Bonnaffe hat kürzlich die Sammlerthätigkeit Foucquets zum Gegen-
stande einer besonderen Darstellung gemacht1. Unter den Kunstwerken in Vaux
zählt er auch eine antike Bronzestatue des Antinous auf2 und führt aus Mariettes
Aufzeichnungen den Nachweis, wie sie von dem Sohne Foucquets später an Prinz
Eugen und endlich bis nach Sanssouci gelangte. Es ist, wenn Bonnaffe dieses
letzte Wort auch nicht ausspricht, die Statue des betenden Knaben, welche jetzt
den königlichen Museen zu Berlin angehört3.

Es verlohnt den Bericht Mariettes4, welcher bisher den Archäologen ent-
gangen ist, wörtlich abzudrucken: »fff! Fouquet le surintendant avoit fait venir d’’Italie
cette belle statue de bronze, qui nest qiie de moyenne nature, puisqii elle ne porte guere
que quatre pieds de haut, et detoit, ä ce que j'ai oui dire, M. Le Brun qui la hii
avoit indiquee. Elle etoit ä Vaux-le- Viconite dans le temps de sa disgräce. Un vieux
domestique s’’imagina que non- seulement on avoit resolu la perte de son maitre, mais
qii on avoit aussi dessein de s’emparer de tout ce que lui appartenoit. Et, comme il
avoit ente7idu beaucoitp priser cette statue, elle lui parut perdue pour les enfaiits de
M. Foucquet, s’il ne la cachoit, et lä-dessus il Venterra dans ime cave, d’oii elle ne

:) Les a?nateurs de l'a?icien?te France. Le surmte?i- 2) a. a. O. S. 52-

da?it Foucquet. Paris 1882. 3) Verzeichnifs der antiken Skulpturen. 1885. n. 2.

4) Abecedario II, S. 2 59ff.
 
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