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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

DOI Artikel:
Wolters, Paul: Mitteilungen aus dem British Museum, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0078

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Wolters, Mitteilungen aus dem British Museum.

machie bezieht, ist klar, aber man hat Spuren davon finden wollen, dafs mit dieser
die Schlacht gegen die Amazonen, ja vielleicht gegen die Kentauren verbunden
gewesen sei; vgl. Overbeck S. 104. Dem gegenüber müssen wir daran festhalten,
dafs sich kein Bruchstück sicher auf diese beiden Mythen bezieht. Vier Fragmente
sind für Amazonen erklärt worden. Von diesen zeigt Inv. 11 (P 23, e) eine am
Boden knieende Gestalt in kurzem faltigem Chiton mit einem Überschlag, eine für
Amazonen doch auch nicht übliche und für eine Gottheit ebenso gut mögliche
Tracht. Inv. 152 (P 23, d) ist in Wahrheit die Brust einer von vorn gesehenen
mit Exomis bekleideten männlichen Gestalt, die niedersinkend von einem Genossen
gestiitzt wird. Ebensowenig ist Inv. 148 (P 23, h. Rayet Taf. 15, 17) eine Amazone,
da unterhalb des vermeintlichen kurzen Chitons noch weitere Falten erscheinen,
dieser also ein langer Überschlag über dem gewöhnlichen Gewande ist. Inv. 147
(P 23, b) endlich trägt ein hoch, dicht unter der Brust gegürtetes Gewand, das den
Falten wie dieser Giirtung nach zu schliefsen kein kurzer Chiton gewesen sein kann.
Für die Kentauromachie', die doch irgend welche Spuren zurückgelassen haben
miifste, läfst sich nur die Gestalt Inv. 157 (P 19) anfiihren, die man für Kaineus hält.
Allerdings steckt dieselbe bis zu den Schenkeln in der Erde, aber ein Kaineus
miifste sich doch mit dem erhobenen Schilde decken, während hier der linke Arm
gesenkt ist. Gegenüber dem völligen Mangel an Resten von Kentauren ist diese
Figur eine zu schwache Stütze jener Vermutung, und wir werden den Versuch
machen müssen sie in der Gigantomachie unterzubringen. Aus dem Namen Kaineus,
den einer der Giganten bei Tzetzes (Abhandlungen der Berliner Akademie 1840
S. 150, 94. Matranga, Anecdota S. 580, 95) führt, läfst sich nichts schliefsen, aber
wenn wir sie auch nicht nachweisen können, so ist doch die Sagenform nicht un-
denkbar, dafs einer der Giganten in die Erde hinein geblitzt worden sei, zumal das
Begraben der Giganten unter Inseln oder Bergen und ihre Verwandelung in
Steine eine so grofse Rolle spielt; vgl. Wieseler in Ersch und Grubers Encyclo-
pädie, Erste Section LXVII S. 151. 166.

Bonn, im Oktober 1885.

Paul Wolters.

7) Das Bruchstiick Rayet Taf. 15, 15, das rnan am
ersten aus der Kentauromachie erklären könnte,
ist nur durch Irrtum dort abgebildet. Es ge-

hört gar nicht zu den Funden von Priene, wie
schon Murray, A history 0/ Greek sculphire II
S. 305, 2 andeutet.
 
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